#WmdedgT Juni 2023: völlig unspektakulär

#WmdedgT fragt Frau Brüllen immer am 5. eines Monats und lädt zum Tagebuchbloggen ein: Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Voilà:

Ein ganz unspektakulärer Montag. Um 8.00 Uhr war Frühstück in kleiner Runde. Wir unterhielten uns mit unserem neuen Mitbewohner, welche Möglichkeiten es gibt, deutsch zu lernen und sein Leben während der Ph.D.-Arbeit zu finanzieren. 

Danach überlegte ein anderer Bewohner, wie er sich auf das Treffen mit seinem Vermieter vorbereiten kann.

Nach elf Uhr kam der ersehnte Handwerker u die Waschmaschine, die in den letzten beiden Wochen kaputt war, zu reparieren. Letzte Woche war das falsche Ersatzteil geliefert worden. Nach einer halben Stunde war alles paletti und die Waschmaschine läuft und läuft …

Zum Mittagessen gab es dann Soulfood – für die eine Griesnockerlsuppe – für den anderen Nudelpfanne mit Käse. Dabei mit dem mitessenden Mitbewohner eine Idee für die Weiterführung des Osterbrunnens nächstes Jahr ausgetauscht.

Ich: Wie findest Du Eier mit Länderflaggen bemalt.
Er: (unterbricht): Du meinst Flaggen von allen Ländern, aus denen Menschen hier gewohnt haben. Das sind mindestens siebzig Länder.
Ich: Nein, ich dachte eher Länderflaggen und dann in den jeweiligen Landessprachen „frohe Ostern“ draufschreiben.
Er: Wir können ja beides machen.

Einkauf im Drogeriemarkt: Waschpulver, Toilettenpapier und Handseife.

Eine ehemalige Mitbewohnerin holt Post ab.

Nochmal eine Ladung Wäsche durchlaufen lassen.

Zwischendurch eMails erledigen, Blogs lesen, Anrufe beantworten …

Auf der Suche nach Hollunderblüten im öffentlichen Bücherschrank einen Gedichtband von Mascha Kaléko gefunden. Heute kein Hollundergelee oder Hollundersirup stattdessen Gedichte.

Ein anderer Ex-Mitbewohner bringt wie immer – montags, mittwochs und freitags – eine Kiste mit Brot, Brötchen und Kuchen vom türkischen Bäcker einige Straßen weiter. 

Abends nochmal Griesnockerl für mich – für andere anderes.

Der Triebfahrzeugführer für das europäische Schienennetz in Ausbildung bricht auf zum Nachdienst.. 

Auf dem Küchentisch finde ich einen riesigen Korb mit Hollunderblüten vor, die der nette Nachbar vorbei gebracht hat als ich mit einer Wohngemeinschaftsfreundin aus der Schweiz telefoniert habe, die uns im Juli besuchen wird. Der Hollunder wird zu Hollunder-Apfel-Gelee und Sirup verarbeitet.

Zum Weiterlesen:
#WmdedgT Juni 2022: Schawuot und Pfingsten

Bei Frau Brüllen gibt es weitere Erzählungen vom 5. Juni 2023 – sogar als 10jähriges Jubiläum. Glückwunsch.

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Osterbrunnen – Abbau 2023

Unser Osterbrunnen ist rekordverdächtig. Nicht was die Zahl der Eier betrifft – etwa 450. Da gibt es Osterbrunnen mit Eiern im fünfstelligen Bereich (über 20 000). Unserer war am längsten zu sehen. Am Karsamstag (Samstag vor Ostern) wurde er aufgebaut (hier die Fotostrecke). Am Mittwoch nach Pfingsten – vorgestern) wurde er abgebaut – also nach 53 Tagen. In dieser Zeit hat er die Atmosphäre im Kirchhof geprägt. Viele Menschen haben sich gefreut und haben Fotos gemacht:

Gesamtansicht Osterbrunnen

Es gab keine Beschädigungen – keinen Vandalismus, was von einigen befürchtet wurde. Beim Auf- und beim Abbau wurden jeweils zwei Eier beschädigt: Verkraftbar finden wir. Da die Wochen zwischen Ostern und Pfingsten relativ kühl und feucht waren hat er sich recht gut gehalten. Die letzten Tage waren die Buchsbaumzweige etwas vertrocknet, was kein großer Nachteil war, denn dadurch kamen die Eier noch besser zur Geltung.

Fünf Mal in der Woche geben die Missionaries of Charity (Mutter-Teresa-Schwestern) im Hof Essen aus. Immer wieder standen Gäste am Rand des Brunnens mit ihren Mahlzeiten.

Bernhard Kress hat den Abbau fotografisch festgehalten. Vielen Dank für die schönen Fotos, von denen eine Auswahl hier zu sehen ist: Einige Details vom Brunnen sind besonders eindrucksvoll geworden.

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Wie geht es weiter mit dem Osterbrunnen? Es haben sich schon mehrere Eierpat)NNen gemeldet, die weitere Eier für das nächste Jahr gestalten. Vielleicht mag sich jemand von den Mitlesenden anschließen?

Alle Blogeinträge und Bilder zum Osterbrunnen sind hier.
Zeitungsartikel zum Osterbrunnen: Lebenssymbol mitten in Berlin
Eier in verschiedenen Färbe- und Dekorationstechniken (gemischt)
Eier vorwiegend in Serviettentechnik

 

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Lange Buchnacht 2023 – Oranienstraße

Endlich kann sie wieder stattfinden – die lange Buchnacht in Kreuzberg in Buchhandlungen, Bibliotheken und anderen Kulturorten in der und rund um die Oranienstraße. 

Am Samstag den 3. Juni 2023 von 15.00 bis 23.00 Uhr gibt es im Stundentakt Lesungen und Gespräche mit Autorinnen und Autoren über ganz unterschiedliche Bücher – teilweise auch in englisch mit Übersetzung. Hier ist das Programm.

Außerdem bietet um 18.00 Uhr die nGbK (neue Gesellschaft für bildende Kunst) eine Diskussionsveranstaltung an: Verdrängung von Kleingewerbe und nicht-kommerziellen Gewerbemietern in der Oranienstraße. Oh – gerade kommt eine Mail rein, daß die Diskussion ausfällt. Sehr schade.

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Frühstücksgespräche Mai 2023 (33)

Die 33. Folge der Frühstücksgespräche in unserer Kreuzberger WG. Wer nicht nachts gearbeitet hat – wie derzeit unser Lokführer in Ausbildung Verzeihung: Triebwagenführer für das europäische Schienennetz in Ausbildung oder früher Songwriter und Bob-Dylan-Interpret Rockn Rolf – kommt unter der Woche zum gemeinsamen Frühstück. Neben unserem Gemeinschaftsabend am Dienstag und dem für alle offenen Samstagsfrüh-stück von 9.30 h bis 12.30 h ist das einer der wichtigen WG-Termine. Dabei kommen wir über unterschiedliche Themen ins Gespräch. Im Mai ging es u.a. um folgende Themen: 

– Wann kommt man am 1. Mai abends wieder hier ins Viertel, wenn man auf Besuch ist und nicht polizeilich gemeldet ist (ab 22.00 Uhr)
– Austausch über verschiedene Demos (Gewerkschaft, Frauendemo, linke Demo
– Trans-Frauen in Frauenräumen: Was wird als schwierig empfunden
– was sich verändert, wenn Eltern pflegebedürftig werden
– Schamgrenzen zwischen alten Eltern und erwachsenen Kindern
– Merkwürdige Verhaltensweisen in der U-Bahn
– Gemeindeausflug in den Spreewald
– der Synodale Weg: wesentliche Themen und wie geht es weiter
– Situation von Julian Assange
– der Heiler Bruno Gröning
– sind in der kath. Kirche offiziell Segnungen von gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt
– Vorurteile: wie kommen sie zustande – Umgang damit
– Erfahrungen mit Sinti und Roma
– der ukrainische Präsident Selensky in Berlin
– welche Bank ist ethisch „sauber“ (finanziert keine Waffengeschäfte etc.)
– Methoden Deutsch zu lernen
– unterwegs sein mit wenig Geld
– Veränderungen in der Landwirtschaft (Melken von Hand, Melkmaschine …)
– Auswirkungen von Psychopharmaka
– Geschlechteridentitäten
– Umzugsorganisation wenn jemand im Rentenalter in eine andere Stadt zieht
– Transsexualität, Intersexualität und andere Formen …
– was macht es mit uns, wenn wir nicht genau wissen, ob wir eine Frau oder
einen Mann vor uns haben
– warum wollen mehr Mädchen die Transition zum Jungen als umgekehrt?
– verhaltensgestört – verhaltensauffällig – verhaltensoiginell: Was besagen diese Begriffe und was verschleiern sie?
– was es psychisch und praktisch bedeutet, eine Wohnung auflösen zu müssen
– wie kann man herausfinden, wo eine Person abgeblieben ist, mit der man nicht verwandt ist
– der Tod von Christian Müller, der 24 Jahre als Pfarrer der Thomaskirche mit der WG eng verbunden war
– Karneval der Kulturen und Kinderkarneval
– Geburtstag feiern in unterschiedlichen Lebensphasen und -situationen
– warum sind jüdische Friedhöfe am Samstag und an jüdischen Feiertagen geschlossen
– Ausflüge zu Flohmärkten in Polen
– Jubiläumskongreß von Pax Christi (Katholische Friedensarbeit)
– 30. Jahrestag des Brandanschlags von Solingen und Todestag von fünf Mitgliedern der Familie Genc
– Bodenreform in der DDR und Folgen für „Privatlandwirte“
– Konfirmation und Jugendweihe: wann und welche Bräuche
– Kleingartenanlagen und ihre Ordnungen
– brütende Ente im Stachelbeerstrauch und die Kleingartenverordnung
– alleinerziehende Mütter in der DDR auf dem Land
 

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Pfingstmontag kulinarisch

Der Chefkoch hat keine Mühe gescheut, für Pfingstmontag ein neues Gericht zu kreieren. Couscous mit einem Kräutermix in milder Schärfe, rote Beete, Kirschen und Granatapfelkernen:

Couscous mild-scharf mit Kirschen, rote Beete und Granatapfelkernen

Zum Weiterlesen:

Couscous-Finale: Marokko : Tunesien

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Pfingstfrühling

 
Gottblüte Du öffnest Dich
freudfarben leuchtest Du
tanzende Schönheit
wohin Du auch willst weht Dein Segen
Dein zärtlicher Trosthauch umgibt uns
Dein kreisender Atem bewegt uns
befreit uns ins Leben
 
Du hilfst uns auf Allumfassende
Du treibst uns an Allerneuernde
Gottausbruch Gottaufbruch bist Du
und feurige Wahrheitszunge
Du  Ferne suchst Heimat bei uns
Du Nahe berührst uns und ziehst fremd vorüber
Gottblüte erfülle und locke uns
 
Carola Moosbach
 
(aus: Lobet die Eine. Schweige- und Schreigebete. Grünewaldverlag 2000)
 
Allen, die es feiern, ein fröhliches und inspirierendes Pfingstfest
 
Aus früheren Jahren:
Gruss zu Pfingsten 2020 – Gedicht
Schawuot und Pfingsten am gleichen Tag
Gedanken von Dietrich Bonhoeffer zu Pfingsten 1944
Gedicht von Wilhelm Bruners zu  Pfingsten
 
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Wir feiern gern und viel …

… und lassen (fast) keine Gelegenheit aus: Die Feiertage der Religionen, die Namenstage einiger MitbewohnerINNEN und Freunde (Nikolaus, Martin …), Muttertag, Frauentag und natürlich Geburtstage … Sogar im Blog gibt es die Kategorie Feste und Feiern.  , 

Der Chefkoch läuft dann gern zu Hochform auf und nützt die Gelegenheit um neue Gerichte zu erfinden. Diese Woche war es ein Geburtstag, der ihn inspirierte:

Spargel mit veganer Sauce hollandaise

Kartoffelgratin

 

 

Salat mit Mango und Granatapfelkernen

Cevapcici a la Chefkoch

Kirsch-Pistazien-Cranberry-Variation mit Vanilleeis

Außerdem hat uns eine Märchenfee mit zwei Märchen beschenkt und zum gemeinsamen Singen inspiriert.

Mehr zu Feste und Feiern

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Schutzraum voller Herzlichkeit …

…  ist der Artikel von Andrea von Fournier überschrieben, den der „Tag des Herrn“ in seiner Ausgabe vom 14. Mai 2023 über unsere WG veröffentlicht hat:

Geschenk eines ehemaligen Mitbewohners: Seidenmalerei Synagoge – Kirche – Moschee im Flur der WG

Hier finden Ausgegrenzte, Verfolgte, Flüchtlinge und Menschen in Not einen Ort der Geborgenheit: Die Berliner Wohngemeinschaft Naunynstraße wurde vor 40 Jahren von drei Jesuiten gegründet.

Mitten im dicht bebauten, turbulenten und multikulturellen Stadtteil Berlin-Kreuzberg, unweit des U-Bahnhofs Kottbuser Tor, liegt die Naunynstraße. Die Wohnquartiere sind nicht nur optisch gemischt, es gibt sanierte, schicke Altbauwohnungen, Lückenbauten neueren Datums und einfache Wohnungen in jahrzehntelang kaum renovierten Häusern. Hier befindet sich hinter einer bunt bemalten Eingangstür, auf deren Klingelschild „WG Herwartz“ steht, eine besondere Wohngemeinschaft (WG). Die Wohnungstür ist bereits angelehnt, niemand steht dort, doch von innen dringen Gesprächsund Lachfetzen. Gleich links in der Küche kochen zwei fleißige Frauen Eier und füllen Kaffee um. „Hallo, wir duzen uns hier alle!“, stellt sich Iris*, die Leiterin der WG, vor. Sie wechselt mit Marga und Selda ein paar Worte, teilt mit, wie viele Gäste inzwischen im Wohnzimmer am Tisch sitzen, damit Kaffee- oder Teenachschub geplant werden können.

Seit 40 Jahren gibt es das Angebot „Offenes Samstagsfrühstück“ in der Naunynstraße 60. Nie wissen die Bewohner und Helfer der WG, wie viele Mitbewohner, Freunde, Leute aus der Nachbarschaft, Menschen von der Straße, Bekannte und Unbekannte, diesmal am langen Tisch im Wohnzimmer essen und trinken, reden, lachen, singen oder weinen werden. Rechnet man mit zirka 2000 Treffen in den letzten Jahrzehnten, haben die „Naunyns“ inzwischen eine Kleinstadt in ihren bescheidenen Wänden empfangen. „Das Samstagsfrühstück ist eine feste Einrichtung und uns ganz wichtig“, erklärt Iris, die seit 2015 in der WG lebt und 2016 deren Leitung übernahm.

„Gottesdienst am Küchentisch“

Die Gründungsväter der Wohngemeinschaft waren Christian Herwartz († 2022), Franz Keller († 2014) und Michael Walzer († 1986). Die drei Jesuiten nahmen 1978 im damals noch geteilten Berlin Arbeit als Lagerarbeiter, Dreher oder Küchenhilfe auf und gründeten etwas später die WG. „Mitten in dem vom Abriss bedrohten Kreuzberg, zwischen Menschen, die vor allem aus der Türkei, aber auch aus vielen andern Ländern kamen, gründeten wir eine Kommunität, die im Laufe ihrer Geschichte viele Menschen angezogen hat. Regelmäßig tauschten sie sich über ihren Alltag, die Arbeit und die Kontakte im Stadtteil aus und feierten anschließend miteinander ‚Gottesdienst am Küchentisch‘. Später kamen Menschen aus dem Gefängnis oder auf der Flucht aus dem Ausland in die Kommunität. Sie brachten ihre Verzweiflung, ihre Krankheiten und Süchte mit…“, beschrieb Christian Herwartz die Situation.

Aus der Arbeit der drei Ordensmänner, ihren täglichen Begegnungen auf der Straße, den Erfahrungen eines weiteren jungen Jesuiten, der mit in die WG zog, erwuchsen neue Aktivitäten, manche temporär, manche bis heute praktiziert: beispielsweise die bis zur Pandemie gehaltenen Mahnwachen vor der Abschiebehaft, die „Exerzitien auf der Straße“ oder das „Offene Samstagsfrühstück“.

Wie vor 40 Jahren stehen in den Zimmern der inzwischen drei Wohnungen mehrere Betten. Die Bewohner wechseln, zehn und oder mehr Menschen leben hier. Die WG versteht sich als Schutzraum, Zuflucht für Menschen, die unterschiedliche Sorgen und Nöte haben, Bedrohung, Abschiebung und Verfolgung befürchten oder aus anderen Gründen einen sicheren Ort brauchen: einen warmen Raum, ein Bett und etwas zu essen.

Kurzzeitig stand das Weiterbestehen der Wohngemeinschaft, die der Jesuitenorden in Berlin von Anfang an unterstützte und finanzierte, auf der Kippe. „Ein Glück, dass sie weiterhin für unsere Miete aufkommen“, sagt Iris erleichtert. Die laufenden Kosten tragen Freunde, Spender und die Bewohner aus unterschiedlichen Quellen selbst, jeder wie er kann.

Bunte Mischung am Frühstückstisch

Für das Frühstück lässt mancher Geld da, andere bringen Naturalien mit. Letzteres ist gewollt, schließlich wird das Essen geteilt. Aber nicht nur der Tisch ist heute, wie immer, bunt gedeckt – auch die Teilnehmer sind eine bunte Mischung: Iris entschuldigt Roy. Ihn lernten die WG-Bewohner durch das interreligiöse Friedensgebet, dessen Mitinitiator er ist, kennen. Seitdem ist er Freund und Begleiter, geht in der Naunynstraße ein und aus, doch heute ist das hinduistische Neujahrsfest. Das feiert der über 80-Jährige mit anderen Hindus. Jens aus Leipzig wird angekündigt. Er schaut vierteljährlich vorbei und will unbedingt noch den Osterbrunnen sehen, den die WG gestaltet hat. Sarah lebt seit 35 Jahren in der Nachbarschaft und gehört seit 2005 zu den Frühstücksbesuchern. Die meisten kennen sie, die aus ihrem Werdegang keinen Hehl macht: „Ich kenne die Uni und die Straße, ich habe ganz oben und ganz unten gelebt.“ Stephanus diskutiert mit seiner Nachbarin. Der Berliner hat eine Familie und eine Wohnung, doch nun lebt er für zwei Wochen mit den Menschen in der WG. „Weil ich das schon immer wollte!“, erklärt der Architekt. Diese Art des Zusammenlebens sei für ihn gelebte Utopie, die er von Christian Herwartz kennt und schätzt. Er hat auch Faten mitgebracht, die spontan beim Aufhängen der Ostereier geholfen hat und sich in diesem Kreis gut fühlt.

Marga und Selda leben zurzeit in den Zimmern der WG. Diese sind einfach eingerichtet. Mancher kommt nur mit dem, was er am Leib trägt. Zum Glück gebe es Kontakte zu einer Kleiderkammer, wo man für diese Mitbewohner auch „ohne Schein einer Behörde“ etwas zum Anziehen bekommen könne. Wer warum oder wie lange bleibt? „Wir fragen hier nicht viel, nur das Notwendigste“, erklärt Iris. So könnten die Neuen in Ruhe und Freiheit selbst entscheiden, was sie von sich preisgeben wollen. Gastfreundschaft, Geschwisterlichkeit, sich gegenseitig zu begleiten, sei das Wichtigste.

Im Lauf der Jahre sah sich die Leiterin häufig handfesten Problemen gegenüber. Egal, ob es Sorgen mit den Bewohnern gebe, die Polizei vor der Tür stehe, jemand dringend ärztliche Hilfe brauche und nicht versichert sei oder eine alte Sucht erneut aufbreche. Sie musste entscheiden, was zu tun ist und das manchmal sofort. Diese Aufgabe nimmt sie bis heute ernst und füllt sie aus.

Vielfalt der WG wird im Internet dokumentiert

Jedem WG-Bewohner steht es frei, seine religiöse Praxis einzubringen. Feiern des Schabbats gibt es hier genauso wie Gottesdienste oder das muslimische Fastenbrechen. Iris ist immer wieder aufs Neue begeistert vom unglaublichen Reichtum an Kulturen, Sprachen, Erfahrungen und Spiritualität in der WG. Ständig begleitet sie deren Alltag mit einen umfangreichen Blog (Internet- Tagebuch), damit aktuelle Aktionen bekannt gemacht und um Unterstützer und Unterstützung geworben werden könne.

Dass es Menschen in dieser Zelle der Gastfreundschaft und Mitmenschlichkeit gut gehabt haben, beweisen manchmal Geschenke, die sie, oft später, machen. Ein Beispiel dafür ist ein Kunstwerk im Flur, auf dem die Weltreligionen friedlich in einem großen Haus nebeneinander dargestellt sind – ganz so wie in der Wohngemeinschaft Naunynstraße.

Geschenk eines ehemaligen Mitbewohners: Seidenmalerei Synagoge – Kirche – Moschee im Flur der WG

12 von 12 im Mai 2023: Frühlingsfreitag mit Überraschungen

Immer am 12. eines Monats lädt Caro vom „draußen-nur-Kännchen-Blog“ dazu ein, Fotos vom Tag zu machen und zwölf davon auszuwählen um den eigenen Tag zu bebildern. Bei uns in der WG macht das dann unser Wohnzimmertisch und erzählt, was sich rund ums Wohnzimmer und die Küche tut, weil das die WG-Gemeinschaftsräume sind.:

Hallo, manche der hier Mitlesenden kennen mich schon. Ich bin der Tisch im Wohnzimmer der Naunyn-WG in Kreuzberg. Heute bin ich auf dem letzten Foto zu sehen. Zwei Fotos von mir hier sind zu viel. Deswegen überspringe ich das Frühstück. 

Im Mai ist der Blick aus dem Wohnzimmerfenster am aller-aller-schönsten, wenn die ganze Straße runter die Kastanien in voller Blüte sind:

Blick aus dem Wohnzimmerfenster

Im eMail-Postfach war schon mal eine pdf-Datei von der katholischen Kirchenzeitung mit dem Artikel über unsere Gemeinschaft, der in der Sonntagsausgabe erscheinen wird. Die Überschrift hat mir gefallen: Schutzraum voller Herzlichkeit

pdf-Datei „Schutzraum voller Herzlichkeit“

Dann kamen zwei Besucherinnen, die nicht fotografiert wurden, eine Nachbarin und eine Bewohnerin, die vor kurzem ausgezogen ist.

Die beiden Schabbatbrote werden geflochten und auf das Blech gesetzt, damit sie noch ein zweites Mal gehen.

Challot (Schabbatbrote) müssen noch gehen

Der Herd braucht eine Säuberung – typische WG-Situation

Gasherd vor der Reinigung

Weil sich bei uns immer wieder Bücher ansammeln, die auch niemand mehr aus dem Freundeskreis interessieren, wird eine Tasche mit Büchern zur Bücherbox am Michaelkirchplatz gebracht. Sie wird von der Wohnungsbaugesellschaft organisiert, die die umliegenden Häuser verwaltet.

Bücherbox am Michaelkirchplatz

Es gibt neues Lesefutter aus der Bücherbox

Lesefutter für unterschiedliche Geschmäcker

Beim Rückweg am Engelbecken ist gerade Schichtwechsel beim brütenden Schwanenpaar

Schwanenpaar beim Cafe am Engelbecken

Der Paketbote bringt zwei Pakete – ein unerwartetes und ein erwartetes mit den Belegexemplaren vom Artikel im „Tag des Herrn“. Der Link zum Text wird nachgeliefert sobald er online ist und zwar hier.

Belegexemplare

Das andere Paket bleibt erst einmal noch verschlossen bis alle Bewohnerinnen da sein werden. Es ist ziemlich groß und schwer und von einem ehemaligen Bewohner aus den 2000er Jahren, der uns jedes Jahr ein großes Weihnachtspaket schickt. Aber jetzt?

Überraschungspaket

Am Freitag findet immer der Markt am Maybachufer – auch als „Türkenmarkt“ bekannt – statt mit Lebensmitteln, Blumen und auch Kunsthandwerk. Ein Lieblingsstand ist der mit den bunten Decken. Wir haben von hier eine zum Freundschaftspreis bekommen.

Stand mit Decken

Jetzt wird vor Schabbat-Beginn noch das Überraschungspaket ausgepackt: Ein Wassersprudler mit Patronen und Sirupflaschen. Was für eine schöne Idee für den Sommer.

ein unerwartetes Geschenk

Die Vorbereitungen zum Schabbat-Abendessen beginnen

Das wird noch: Schabbat-Tisch noch nicht fertig gedeckt

Allen, die hier mitlesen, ein entspanntes und erholsames Wochenende.

Die anderen Beiträge von 12 von 12 gibt es bei Caro hier.

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