oder wovon ein Wandbild in unserem Wohnzimmer erzählt:
(Christian schreibt:) Seit dem Ende der siebziger Jahre zieht die Grüne Woche Maria aus dem Allgäu nach Berlin. Die Landwirtin will ihren Widerstand gegen die Industrialisierung der Landwirtschaft mit anderen zusammen deutlich machen.
Viele Jahre lebte sie mit ihrem Mann und Kindern im Bauwagen auf einem Acker, baute dort Gemüse und Kräuter an und bot die Früchte auf zwei Märkten in der Nähe an. Die Familie träumte von einem eigenen Bauernhof.
In Unterstützung ihres zentralen Wunsches, malte ich in unserem Wohn-zimmer einen Bauernhof an die Wand. Diese Zeichnung ist bis heute erhalten, obwohl Maria und ihr Mann unterdessen diesen Bauernhof auf einer Anhöhe mit Blick auf die Alpen gebaut haben.
Oft erzählte ich ausgehend von dem Wandbild vom ökologischen Anbau und ihrem Suchen nach einem Ort der Verwirklichung. Unterdessen sind die Kinder der beiden erwachsen geworden.
Auch in diesem Jahr meldete sich Maria. Sie war bei ihren Freunden in Ost-Berlin untergekommen und wollte am Freitag etwas später zum Frühstück kommen. Wir warteten alle auf ihr Kommen, frühstückten dann mit ihr zusammen und hörten die neuen Geschichten vom Hof. Dort leben unterdessen eine Vielzahl Menschen aus aller Welt, die etwas vom ökologischen Anbau lernen wollen oder die Milchwirtschaftbetreiben.
Gern möchte ich diesen Bauernhof jetzt einmal kennenlernen. Bewässert werden ihre Interessen durch eine lebendige Spiritualität, die mir immer neu begegnet. Mit der Freude darüber werde ich auch ins Allgäu fahren.
(Iris schreibt:) Die Geschichte vom Bauernhof im Allgäu hat Christian im letzten Jahr mehrmals erzählt, wenn Besucher danach fragten, was die Bilder auf der Wand bedeuten. Durch Marias Besuch bei uns kann ich jetzt ein Gesicht, eine konkrete Person damit verbinden. Dadurch wird auch ganz konkret deutlich, wie vielfältig die Verbindungen und die Formen der Unterstützung für die Naunynstraße sind. Beeindruckt haben mich auch die vielfältigen, farbenfrohen Kräuterteemischungen, die uns Maria mitgebracht hat.
Obwohl wir uns nie vorher gesehen hatten, war sofort eine Ebene des Verstehens da. Ich habe mich durch sie auch stark an ein Praktikum erinnert, das ich auf einem Bio-Bauernhof in der Toscana gemacht habe, der zugleich ein Ort für Menschen in Lebenskrisen war. Maria erzählte, daß auf ihrem Hof auch immer wieder Menschen sind, die eine Auszeit für einige Monate suchen. Das ist durch die Mindestlohnregelungen immer schwieriger, weil es jetzt nicht mehr möglich ist, daß die „Aussteiger“ für eine ganze Saison vom Pflanzen bis zum Ernten mitarbeiten.
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