Einladung zum interreligiösen Friedensgebet im Mai

FriedensgebetAm Sonntag dem 1. Mai findet um 15.00 h am Gendarmenmarkt vor dem Deutschen Dom das monatliche interreligiöse Friedensgebet statt. Hier ist der Einladungstext:

DIE NAMEN GOTTES

Für den Namen Gottes verwenden die Religionen Symbole. Sie gibt es in den klassischen fünf Hoch-Religionen Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam, Judentum, aber auch in anderen Weltsichten und Weltanschauungen. Wir tauschten uns über diese Symbole und die mit den Gottesnamen verbundenen Erfahrungen und Botschaften aus.

Im Islam spricht man z.B. von den 99 Namen Allahs, wobei dies nicht wörtlich zu verstehen sei, in Wirklichkeit sei die Vielfalt des Höchsten unbegrenzt. Dazu gehören Namen wie „Der Barmherzige“, „Der Friede“, „Der Allmächtige“, „Der Vergebende“ und viele mehr.

Viele dieser Attribute sind auch in anderen Religionen bekannt. Bekannt aus der biblischen Tradition ist „Der da ist“ oder „Der mit uns ist“. In diesen Formulierung ist es kein Substantiv, sondern eine Handlung, die zum Namen wird. Gott ist ein Handelnder, er ist nicht abstrakt, sondern sucht die Nähe, ja den persönlichen Kontakt zu den Menschen, bietet seine Führung an, die aber nicht aufgezwungen wird, sondern angenommen, erbeten werden kann.

Das oft als Einheit empfundenen Höchste besitzt gleichzeitig eine reiche Vielfalt, die in den vielen Namen zum Ausdruck kommt.

Im Jüdischen lässt sich der Gottesname nicht aussprechen. Er wird durch Buchstaben-Symbole nur angedeutet. Dies ist eine Warnung vor einem verdinglichenden Umgang mit Gott.

Selbst über die Geschlechtlichkeit Gottes gibt es unterschiedliche Auffassungen. In der abrahamitischen Tradition lange Zeit selbstverständlich als männlich gesehen, war dies nicht zu allen Zeiten so und in neuerer Zeit ist die Einseitigkeit dieser Sichtweise, die die gebärende, zuwendende und sorgende Qualität der Höchsten außer Acht lässt, wieder neu ins Blickfeld gekommen.

Im Friedensgebet leben wir die Erfahrung, dass Gott ansprechbar ist und dass er zu uns spricht. Meist nicht mit lauter, sondern mit sehr leiser Stimme, die unsere Aufmerksamkeit benötigt. Dann kann sie handlungsleitend werden. Ist es doch die für alle erfahrbare Wirklichkeit jener Kraft, die uns unruhig sein lässt im Unfrieden der Welt und uns ermutigt, das in allen Traditionen bezeugte höchste Anliegen Gottes, den Frieden, auch in unserer Welt zu verwirklichen.

Exerzitien auf der Straße als Einzelexerzitien

FußsohleImmer wieder erreichen uns Anfragen, ob auch nach Christians Weggang Exerzitien auf der Straße als Einzelexerzitien in der Naunynstraße möglich sind.

Ja, das Angebot der Straßenexerzitien ist eines unserer Kernanliegen und wird weitergeführt. In der Wohngemeinschaft leben ein Begleiter und eine Begleiterin und auch im Umfeld der Naunynstraße gibt es Begleitende, die bereit sind – sich hier zu engagieren.

Auch weiterhin ist es möglich zeitweise in der Naunynstraße mitzuleben – auch ohne Exerzitien auf der Straße zu machen. Anfragen erreichen uns am besten über eMail: naunyn (at) gmx (dot) de

Mehr zu Straßenexerzitien steht hier (Website)

 

Aktuell: Nächste Generation übernimmt

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Die Internetseite der Jesuiten schreibt zum Abschied von Christian Herwartz aus Kreuzberg:

Über der Kneipe „Tor zur Hölle“ in Berlin-Kreuzberg gibt es seit 40 Jahren eine kleine jesuitische Gemeinschaft, die Randständigen jeglicher Art die Tür öffnet. Bekanntester Kopf der „Jesuiten-WG“ war Christian Herwartz,  der nun zu neuen Ufern aufbricht…

weiterlesen hier

Samstagsfrühstück mit Besuch aus Siessen

naunyn-tisch 05Vor einiger Zeit erzählte Schwester Ingrid von der Kreuzberger Kommunität der Franziskanerinnen aus Siessen, daß die Generaloberin Schwester Anna-Franziska dieses Wochenende in Berlin sein wird. Als diese dann überraschend mit Schwester Elsbeth zu unserem gut besuchten Samstagsfrühstück kommt, gibt es ein großes Hallo. Eine Generaloberin hat man schließlich nicht alle Tage am Frühstückstisch. Und so wurde vor allem von unseren männlichen Gästen die Gelegenheit reichlich genutzt, Fragen rund um das Ordensleben zu stellen: Wie viele Mitglieder in wie vielen Gemeinschaften der Orden hat (über 350), ob die Ordenstracht Pflicht oder freiwillig ist (Pflicht), wann man sie bekommt (während des ersten Noviziatsjahres), wie lange es zu den ewigen Gelübden dauert (nach der zeitlichen Profeß am Ende des Noviziats noch fünf Jahre), was die Schwestern tun und wovon sie leben …

Dabei wurde deutlich, daß unsere Frühstücksgäste kein Blatt vor den Mund nehmen. W. wollte wissen, wie die Generaloberin das Buch von Veronika Peters findet – kannte sie nicht (es geht dabei um eine Frau, die nach 12 Jahren Ordensleben das Benediktinerinnenkloster verläßt). Ja, das gäbe es bei ihnen auch, meinte die Generaloberin. W. hackt nach, ob es dann für die, die geht „eine Apanage gibt“. Eine Apanage nicht, aber es gibt Hilfen für den Neuanfang: Unterstützung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche… Jetzt will es J. ganz genau wissen: Ob es „auch bei Ihnen Schwierigkeiten mit den Finanzen gegeben hat“. Schwester Anna-Franziska begreift nicht gleich, was er meint. „Na, bei den Franziskanern – die haben doch Geld verzockt an der Börse. Und jetzt ist der Orden pleite und die Franziskaner sind wieder arm“. Schwester Anna-Franziska versteht, macht eine wegwerfende Handbewegung und kommentiert: „Ach – M-ä-n-n-e-r“ und der ganze Tisch, der interessiert und gespannt zugehört hat, bricht in Lachen aus.

Bernd aus der Lüneburger Heide war wieder da (wieder mit großem Käsepaket), um „Euch nach dem Weggang von Christian zu zeigen, daß ihr mir weiterhin wichtig seid“, was uns freut. Einige waren neu da, und andere fanden nach längerer Zeit wieder einmal den Weg in die Naunynstraße.

 

Ein Tisch erzählt … vom Fest (1)

Ich bin der Tisch von der Wohngemeinschaft Naunynstraße. Seit 38 Jahren stehe ich nun schon hier mitten im im Wohnzimmer. Ganz viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und aus aller Welt haben sich schon an mir versammelt, gegessen, erzählt, gespielt, gearbeitet, gelacht und geweint … Mit dem Zählen habe ich schon lange aufgehört. Was ich schon alles gehört und erlebt habe, das geht auf keine Kuhhaut hat auf keiner Tischplatte Platz

Nur manchmal, wenn viele Leute zusammen kommen – wie an Weihnachten oder bei Freundeskreistreffen – werde ich in die Küche gebracht, mit einer Tischdecke geschmückt und habe dann viele gute Sachen anzubieten. Jeder, wirklich JEDER, der in die Naunynstraße kommt, kennt mich.

Samstagsfrühstück: der Tisch ist gedeckt

der Tisch beim Samstagsfrühstück – Foto: Luke Sonnenglanz

In den letzten Monaten und Wochen wurde an mir viel über das Fest geredet und diskutiert, das zu Christians 73. Geburtstag, zu seinem Abschied von der WG in der Naunynstraße und zur Übergabe der Verantwortung an Iris und Michael – oft Generations-wechsel genannt. In den letzten Wochen haben sich dann regelmäßig am Dienstag Nachmittag einige Menschen um mich versammelt, um die konkrete Planung des Festes zu besprechen. Viele Fragen standen im Raum: Wo kann das Fest stattfinden? Wieviele Menschen würden wohl kommen? Was wird es zu essen und zu trinken geben? Wieviele Getränke müssen bestellt werden?  Welche Programmbeiträge wird es geben? Ist genug Geschirr und Besteck da? Wo bekommen wir Biertische und Bänke? Wer hat Ideen für die Deko? Wer begrüßt die Gäste? Wer hilft beim Aufbau und beim Aufräumen?  Listen wurden geschrieben und dauernd verändert. Ich habe schon heftig bedauert, daß ich nicht dabei sein kann.

Aber es sollte alles ganz anders kommen. Denn da gab es auch noch andere Zusammenkünfte, Treffen, die ich nur am Rande mitbekommen habe. Sie fanden hinter verschlossener Tür – genauer gesagt in Christians Büro mit Iris und Michael – statt. Heute weiß ich, daß es bei diesen Gesprächen um das Ritual zur Übergabe und um den Dankgottesdienst am Sonntag in der Sankt Michaelskirche ging.

Aber selbst in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nie vorstellen können, daß ich dabei eine tragende Rolle – eine Hauptrolle spielen würde…

zum Weiterlesen:
Ein Tisch erzählt … vom Fest: Teil 2

Ein Tisch … als Zeichen der Gemeinschaft (Teil 3)

Vom Ende zum Anfang

Intensive, reich gefüllte Tage liegen hinter uns. Es wird sicher einige Blog-Einträge brauchen um vom Fest des 73. Geburtstags von Christian, des Abschieds und der Übergabe zu erzählen. Mehr als 350 Menschen haben mit uns im Sharehaus gefeiert, zum Gelingen des Festes beigetragen und 150 waren beim Dankgottesdienst am Sonntag in Sankt Michael, der spontan auf der Straße endete, wo wir verspeisten, was vom Fest übrig geblieben war.

Tisch vor der Kirche

Tisch nach dem Dankgottesdienst vor der Michaelskirche mit den Resten vom Fest (Foto: Miriam Bondy)

Vor noch ausführlicher davon erzählt werden wird, soll erst einmal der Abschlußsegen auf unserem Liedblatt stehen:

Du Gott der Anfänge,
leg deinen Segen in meine Schritte, damit ich deinen Spuren folge.
Du Gott der Klarheit,
leg deinen Segen in meinen Blick, damit ich mit deinen Augen sehe.
Du Gott der Galaxien und Gestirne,
leg deinen Segen in meine Nacht, damit dein Stern meinen Weg erleuchtet.
Du Gott der Leichtigkeit,
leg deinen Segen in meine Tage,
damit sie Einladungen sind für alle, die kommen und sehen wollen.
Du Gott des Lebens,
leg deinen Segen in mein Herz, damit es aufblüht für die Liebe.
Und, Gott meiner Wege,
führe mich in das weite Land deiner endlosen Himmel
(Hildegard Nies)

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Über das Heilige auf der Straße

Letzten Donnerstag lud die Gesellschaft katholischer Publizisten zu einem Gespräch „mit dem Jesuitenpater Christian Herwartz in seiner Kreuzberger Kommune die GKP-Regionalgruppe Berlin ein. Pater Herwartz und seine Gemeinschaft in der Naunynstraße 60 sind eine Kreuzberger Institution und ein Beleg dafür, dass „katholische Kirche“ in Berlin nicht nach Schubladen zu sortieren ist.

Er teilt das Leben bzw Wohnen mit Menschen von der Straße und Migranten, engagiert sich vehement gegen Abschiebehaft, er hat auch das Konzept der Straßenexerzitien, das allmählich bekannter wird, vorangebracht. Nun geht es um die Frage, was aus diesem Konzept christlicher Existenz wird, wenn die Jesuiten über kurz oder lang die Naunynstraße verlassen. Und auch bei diesem Gespräch gilt: In Zeiten, in denen ein Jesuit Papst ist, ist es immer spannend, mit einem Jesuiten zu reden.

Ein Ergebnis dieses Besuches ist ein Artikel in der taz von heute überschrieben mit das Heilige auf der Straße von Philipp Gessler. Leider ist der Satz „an diesem Samstagmorgen findet das vorerst letzte Frühstück dieser Art statt“ mißverständlich, denn – abgesehen vom 16. April – wird das Samstagsfrühstück weiterhin nach wie vor von 9.30 bis 12.30 h stattfinden.

Nachtrag 1. Mai 2016:

Auf der Homepage der GKP hat Christoph Strack einen Artikel über diesen Besuch unter dem Titel Kirche in Kreuzberg – ein „Glück hier leben zu dürfen“ veröffentlicht.

Letzte Male

Christians Abschied kommt mit Riesenschritten näher, und wir gehen auf sein Geburtstagsfest, auf dem wir uns mit vielen anderen von ihm verabschieden und den Generationswechsel begehen, zu. 250 Menschen aus allen Phasen seiner vierzig Jahre in Berlin werden kommen und mit ihm und uns feiern.

 Immer wieder heißt es „zum letzten Mal“: Am vorletzten Sonntag fand das interreligiöse Friedensgebet unter dem Thema „Miteinander in Vertrauen gegen Angst und Ausgrenzung“ statt. An den beiden letzten Samstagen sind außergewöhnlich viele Menschen zum Samstagsfrühstück gekommen – gerade am letzten Samstag haben wir mehr als 50 Menschen begrüßt. Einige waren zum ersten Mal gekommen. Am Montag war dann die letzte Lesung in Berlin aus dem Strassenexerzitienbuch im Kreuzberger Himmel. Am Dienstag fand der letzte gemeinsame Kommunitätsabend statt  Immer wieder kommen Menschen vorbei um sich bei Christian zu bedanken.

 

Am Samstag 16. April wird es kein Samstagsfrühstück geben, weil wir mit den Vorbereitungen für das Fest beschäftigt sind. Am Sonntag findet um 11.00 Uhr ein Abschieds- und Dankgottesdienst in Sankt Michael, Waldemarstraße statt.

 

Besuch vom Bischof

Bischof Heiner Koch

Bischof Heiner Koch

Am  Dienstag hat uns Erzbischof Heimer Koch besucht und am wöchentlichen Kommunitätsabend teilgenommen. Seit Herbst 2015 ist er Erzbischof der Erzdiözese Berlin mit 400 000 Katholiken.

Franz konnte nur mit Mühe davon abgehalten werden ein mehrgängiges Menü zuzubereiten nachdem wir ihm erklärt hatten, daß der Bischof bei vielen Anläßen etwas zu essen bekommt und an diesem Tag sicher auch schon vor uns. So gab es ganz normal Reis mit einer leckeren Gemüsesoße. Beim wöchentlichen Austausch warf Christians Abschied und das Fest, das wir zu seinem Geburtstag, seinem Weggehen und dem Übergang feiern werden, deutliche Schatten voraus. Er reihte sich mit einer Erfahrung in unsere Runde ein.

Anschließend feierten wir nach einer kurzen Pause miteinander die Messe. Im Rahmen seiner Worte zum Tagestext (Johannes 3, Nikodemus) gab er seinen Bischofsring herum, auf dem Jesus mit großen Händen dargestellt ist und für ihn durch die großen Hände das Wirken Gottes symbolisiert. Anschließend gab nahm er auch sein Bischofskreuz ab und gab es herum: Ein Kreuz, das in eine Jakobsmuschel – ein Pilgersymbol – eingearbeitet ist und gab uns Anteil, was diese beiden Zeichen, Ring und Kreuz, für ihn bedeuten.

Er hat uns in dieser Phase des Umbruchs sehr ermutigt und an unserem Leben Anteil genommen, auch an den Aspekten, die nicht öffentlich mitteilbar sind.

Zum Weiterlesen:
Gottesdienst am Küchentisch

 

 

Barmherzigkeit ? – In Gefahr begeben

Auf dem Misereor-Blog werden in den nächsten Wochen Menschen vorgestellt, die sich mit dem Thema „Barmherzigkeit“ auseinandergesetzt haben und diese aktiv in ihrem Alltag (er)leben. Den Anfang macht ein Beitrag des in El Salvador lebenden Befreiungs-theologen Jon Sobrino:

teaser-barmherzigkeit-1024x576„Es hat mich wirklich gepackt, als ich verstanden habe, was es mit der Barmherzigkeit Jesu auf sich hat. In Scharen kamen einst die Armen zu Jesus, um in Leid und Krankheit seine Hilfe zu erbitten, und sie taten dies mit folgenden Worten: „Herr, erbarme Dich meiner. Erbarme Dich unser.“  Die Menschen wussten, dass sich Jesus einem solchen Drängen nicht entziehen konnte. Die griechische Bezeichnung für „Barmherzigkeit üben“ bedeutet „in den Eingeweiden ergriffen sein“. Es steht außer Zweifel, dass das große Leid, das Jesus unter den Menschen seiner Zeit sah, ihm förmlich die Eingeweide zerriss: Die Unterdrückung, die Hungerlöhne, die Arbeitslosigkeit, die Behördentyrannei, der Machismo, der die Frauen ihrer Würde und ihrer Chancen beraubte, all dies schmerzte Jesus. Wenn Jesus von Gott spricht, so definiert er ihn auf der Grundlage der Barmherzigkeit…“

weiterlesen im Misereor-Blog