Sommerbesuche – Kreuz-und-Quer-Verbindungen

In Berlin sind die Sommerferien bereits vorbei, in anderen Bundesländern sind sie voll im Gange. Bei uns ist es eine Zeit vieler Besuche. Den Anfang machte Jens aus Leipzig im Juli, der unsere Gemeinschaft schon mehr als zwanzig Jahre kennt. Er besucht uns einmal im Vierteljahr zum Samstagsfrühstück. Als Begleiter von Strassenexerzitien in Berlin hat er während dieser Zeit 2016 auch schon bei uns mitgelebt und darüber den Beitrag Strassenexerzitien-Herberge verfaßt.

Annette aus Franken kennen wir seit vier Jahren und freuen uns über den regelmäßigen Kontakt und die Unterstützung. Als Pfarrerin in ihrer Gemeinde war das Thema „Leben mit armen Menschen“ ein Kernanliegen und ist es auch jetzt im Ruhestand. Sie ist Mitglied bei ATD vierte Welt. Sie hat mit Gemeindemitgliedern ein Buch herausgegeben: Sichtbar aber auch nicht stumm. Was Menschen mit Armutserfahrung zu sagen haben. (Auf der Website kann eine Leseprobe heruntergeladen werden.) Im April 2016 – kurz nach Christians Weggang – hat sie einige Wochen bei uns gelebt und darüber geschrieben: Auszeit – Atem holen in der Naunynstraße.

Verbindungen leben wir auch mit anderen Gemeinschaften in Berlin, so etwa mit der Basisgemeinde im Prenzlauer Berg, die im Stadtteilladen „Kiezladen zusammenhalten“ in der Dunckerstraße 14 engagiert. Dort gibt es eine Kleiderkammer, die maßgeblich von Hilde betreut wird. Als die anderen Mitglieder der Kommunität im Urlaub waren, kam Hilde zu einem Samstagsfrühstück und während eines Mittagessens vorbei. Sie ist über 80 Jahre alt, schaut eine Person an und kann sofort sagen, welche Kleidungsstücke dieser Person passen würden. Diese Kleiderkammer ist wegen der Freundlichkeit der Mitarbeitenden etwas ganz besonderes. Niemand muss seine Bedürftigkeit nachweisen, und während der Öffnungszeit am Montagnachmittag gibt es Kaffee und Kuchen. Der Kuchen wird von einem Bäcker in der Nachbarschaft gespendet.

An einem Mittwochnachmittag hat uns Andrea von der Berliner Tafel besucht. Sie arbeitet dort schon seit vielen Jahren mit. In gewissen zeitlichen Abständen ist jede/r Mitarbeitende einen Tag lang in einem anderen Arbeitsbereich zum Hospitieren dabei um einen Blick über den Tellerrand des eigenen Einsatzbereichs hinaus zu fördern. Bei uns in Kreuzberg liegt es nahe dann die Franziskanerinnen, das Gesundheitsprojekt Heile Haus, das es seit 1981 gibt und unsere Wohngemeinschaft kennenzulernen als Orte, die von der Berliner Tafel unterstützt werden.

Ganz überraschend, weil sie den letzten Zug verpaßt hatte, landete Claudia vom Achor-Hof in Märkisch-Wilmersdorf bei uns. Dort lebt seit Mai auch ein ehemaliger Mitbewohner unserer Wohngemeinschaft.

Beim Samstagsfrühstück haben uns zwei von den Schwestern der Mutter Teresa – offiziell die Missionaries of Charity besucht. Sie führen auf dem Gemeindegebiet von St. Marien-Liebfrauen / St. Michael eine Suppenküche und besuchen Menschen in Heimen, Krankenhäusern und zuhause. Schwester Franziska aus Indien stammend war schon zu Zeiten der geteilten Stadt einige Jahre in Ostberlin in der St. Adalbert-Gemeinde. Nach Aufenthalten in unterschiedlichen Ländern ist sie seit fünf Jahren hier in Berlin-Kreuzberg.

Kurz nach den Schwestern kam Monika Matthias an. Sie ist Pfarrerin in der Martha-Gemeinde in Kreuzberg, mit der wir schon lange verbunden sind. Ihre Vorgängerin, Jutta Becker, hat in der Übergangszeit als Christian sein Weggehen vorbereitet hat und die Frage der Zukunft der WG im Raum stand, regelmäßig Treffen der WG-Bewohner und des Freundeskreises moderiert und hat uns damit sehr geholfen. Monika Matthias ist gerade im letzten Drittel ihrer dreimonatigen Studienzeit angekommen, in der sie unterschiedliche Gemeinschaften besucht und sie unter der Fragestellung „gelebte Visionen – Spiritualität und Weltverantwortung anschaut. Dazu hat sie ein Weblog begonnen, in dem sie auch von ihren Eindrücken vom letzten Samstagsfrühstück erzählt.

Im September wird Roland wieder einen Monat bei uns sein. Er lebt in Süddeutschland und möchte hier wieder die Gelegenheit nützen seinen Meditationsweg weiterzugehen.

Während ich diese Zeilen schreibe, landet eine eMail von Rana im Postfach, der während seines ersten Studiums bei uns gelebt hat und das letzte Augustwochenende kommen möchte. Wir sind gespannt, was er von seinem Studienjahr in München zu erzählen hat. Dort hat er in einer christlichen Gemeinschaft im Osten von München gelebt und ehrenamtlich in der Gefangenenseelsorge mitgearbeitet.

interreligiöses Friedensgebet August 2019 – Verantwortung

Alle sind willkommen / Everybody is welcome
Hoffnung für Frieden / Hope for Peace
innehalten, schweigen, sprechen, singen, beten
pause for a moment, in silence, speaking, singing, praying

Gruppe Interreligiöses Friedensgebet Berlin auf dem Gendarmenmarkt

Sonntag, 4. August 2019 um 15:00 Uhr (nahe Deutscher Dom)

Fragende suchen nach Antwort Wir hören den Ruf in die Verant-
wortung. Wer überträgt sie wem  und wofür – und/aber :
Wer Verantwortung übernimmt, wird der sich nicht übernehmen?

Der erste Sonntag im Monat August ist begleitet von zwei weltge-
schichtlichen Ereignissen, die noch immer persönliche Fragen
wecken:
1) Was befähigte Oberst Graf Stauffenberg am 20.Juli zu dem
Versuch, dem diktatorischen Verbrecher das Leben zu nehmen? –
bevor der verbreche-rische Diktator es es sich selber nahm!
2) Angesichts des kommenden 6. August fragen wir: Was hat den
amerikanischen Lebenstraum so aufgelöst, dass er sich verwandelte
zum ungeheuerlichen Todesschrecken vernichtender Hitze und
tödlicher Verstrahlung. Als tödliche Hiebe schwirren sie über der
Zukunft der Menschheit – noch immer! Und schon wieder!
Wie lange noch?

Vielleicht erhalten wir Antworten auf die Frage nach Verantwortung,
wenn wir auf die heranwachsende Generation hören. Als Mahner
gegenüber dem leichtfertigen Teil der Menschheit haben sie eine
Botschaft für ein verantwortliches Verhalten im Klimawandel.
Ihr Mahnruf gilt den abgestumpften Gewissen verantwortungsloser
Menschen. Die Generation der Verursacher lert die Bedingen für die
Zukunft.

Wir fragen bei unseren Überlegungen für diesen Gebetsaufruf: Wie
kommt es zu solchen Aufbrüchen und Teilnahme am Leben, die
Übernahme der Verantwortung für das Leben? – Wir sollten uns
zuerst besinnen, was für jeden der Antrieb ist für sein Dasein. Treibt
die Freude an den Lebenskräften – oder treibt die tödliche Lust der
Selbstzerstörung? Die ehrliche Antwort hilft, dass die Aufmerksamkeit
sich den Lebenskräften widmet.
So tat es der Oberst, der am 20. Juli mit seiner militärischen Tradition
aus Gehorsam und Pflicht gebrochen hat. So tat es Hiroshima-Pilot
Oberst Eatherly, der nach der Untat die Lebensbotschaft im Kloster
neu lernte. So tut es die Generation nach ihm, wenn sie die Verant-
wortung mitträgt für das grenzüberschreitende Wachstum von Ge-
rechtigkeit, Frieden und Be-wahrung der Schöpfung und Befreiung! –
damit die einzig-artige Erde als unsere Mit-Welt erfahrbar und verant-
wortlich gestaltet wird.

x