Der dümmste Satz der letzten Wochen: „Vor dem Virus sind alle gleich„. Eine Binsenweisheit, daß das Corona-Virus – wie auch jedes andere Virus – keine Wahl trifft, wen es befällt oder nicht. Dieser Satz ist eine Worthülse und täuscht eine Gleichheit vor, die es nicht gibt. Wir sitzen eben nicht alle im gleichen Boot, was die Pandemie betrifft. Das gilt im weltweiten und im lokalen Maßstab.
Corona verschärft die soziale Ungleichheit und macht Fehlentwicklungen deutlich, von denen wir wissen können aber aus unterschiedlichen Gründen nicht wissen wollen, ob es die Ausbeutungsstrukturen in Schlachthöfen sind oder arme Studierende betrifft, die ihre Studentenjobs verloren haben und möglicherweise ihr Studium abbrechen müssen.
Die Armen und Marginalisierten, ob Obdachlose oder illegalisiert lebende Menschen trifft es besonders hart. Viele Anlaufstellen sind geschlossen oder haben ihre Aktivitäten heruntergefahren. Das Flaschensammeln und der Verkauf von Obdachlosenzeitungen fallen weitgehend weg.
Auch jetzt, wo viele Einschränkungen zurückgenommen werden, haben Menschen sehr unterschiedliche Möglichkeiten, kulturelle oder sportliche Angebote zu nutzen: Ob Freiluftkino, Schwimmbad oder Tierparkbesuch, Eintrittskarten müssen im Voraus online gebucht werden. Wer keinen Zugang zu entsprechender Infrastruktur hat, hat Pech gehabt. Computer und Drucker können derzeit auch in öffentlichen Bibliotheken Berlins nicht genutzt werden.