Frühstücksgespräche im Juli (10)

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Jetzt in Zeiten Corona frühstücken wir unter der Woche immer um 8.30 Uhr – also die BewohnerINNEN, die zuhause sind und nicht nachts gearbeitet haben. Wenn Menschen aus so verschiedenen Ländern, Kulturen, Religionen und Alters zusammen sind, dann kommen ganz unterschiedliche Anliegen und Positionen ins Gespräch. Im Jul 2020i ging es um folgende Themen:

  • Situation von Frauen in unterschiedlichen Ländern
  • Warum wird Vergewaltigung in Indien kaum sanktioniert
  • Aussteuer – Mitgift – Brautpreis in verschiedenen Kulturen
  • Mythen rund um das Älterwerden (es geht nur noch abwärts …)
  • Älterwerden: körperliche, psychische und mentale Veränderungen; was wird als Verbesserung und was als Verschlechterung erlebt
  • Maria als Vornamen für Männer – was steckt dahinter
  • Stenografie – verschiedene Formen, Einsatzgebiete (Gericht, Parlament, Verhandlungen)
  • Volksabstimmung in Russland
  • Waffenexporte und ihre Rolle / ihr Stellenwert in der Wirtschaft
  • Unverpackt-Läden – wie reduziert man Plastik
  • Wie schafft Putin es, die Leute hinter sich zu bringen
  • Standards für wissenschaftlichen Arbeiten – Anforderungen an Bachelor-, Diplom-, Master- und Doktorarbeit
  • Stellenwert von Familienfotos
  • welche Haushaltsgeräte (elektrisch oder mechanisch) waren wann verfügbar
  • Landflucht – Stadtflucht
  • bi-kulturelle Partnerschaften
  • Wiedereinführung der Militärpflicht – ja oder nein
  • Erfahrungen mit Freiwilligenarmee
  • Elon Musk schießt Satelliten in den Himmel: Auswirkungen (Weltraummüll, Strahlungen, Umweltveränderungen)
  • Rapper Kanye West plant Präsidentschaftskandidatur in USA
  • Wie lebt man in Dubai
  • Reiz von Autorennen und hohen Geschwindigkeiten
  • erlaubte Geschwindigkeiten von Fahrzeugen im Ländervergleich
  • Megastädte
  • Dresscode Oktoberfest: Dirndl und Lederhose?
  • Autosachen
  • Mißstände in der katholischen Kirche
  • Woher kommen unsere Vornamen, wie viele haben wir und wer hat sie uns gegeben
  • Warum bekommt man im Kloster einen neuen Namen – kann man auch den Taufnamen behalten; wer bestimmt den neuen Namen
  • Begeisterung über Berliner Dampferfahrten
  • Schriftsysteme und andere Darstellungsformen von Sprache
  • Vertreibung und ihre Folgen
  • Dialekte und Minderheitensprachen (Sorbisch, Friesisch, Dänisch) in Deutschland
  • „brutale“ Sportarten (Wrestling, Boxen, Ringen, Thaiboxen, Kickboxen)
  • Mehrlingsgeburten – Erfahrungen mit Zwillingen und Drillingen, genetische Disposition
  • Butter – jeden Tag oder nur zu besonderen Gelegenheiten
  • Welche Berliner Straßen sind besonders beliebt für nächtliche Autorennen
  • Provinzial Johannes Siebner ist gestorben
  • Gesundheitssystem in verschiedenen Ländern: Was ist kostenlos – Arztwechsel möglich
  • schöne Städte am Schwarzen Meer (am Schwarzen Meer gibt es nur schöne Städte)
  • Stellenwert von Fastfood in unterschiedlichen Ländern
  • Geld-Tabu in verschiedenen Ländern
  • Vor- und Nachteile von Stoffwindeln und Einmal-Windeln; Windeln als Drogenversteck
  • Migrationsbewegungen innerhalb von Afrika
  • Hütchenspieler und ihre Tricks
  • unter welchen Bedingungen ist privater Waffenbesitz in verschiedenen Ländern erlaubt
  • Was tun bei Verlust von Personalausweis / Reisepaß
  • Warum hat die Queen Handschuhe an beim Händeschütteln
  • Statussymbole
  • illegaler Export von Falken aus der Kaukasusregion
  • Beobachtungen vom Umgang mit Gesichtsmasken
  • interreligiöse Initiativen in Berlin (Forum der Religionen, House of One )
  • Was bedeutet es religiös bzw. politisch, daß die Hagia Sophia wieder eine Moschee ist
  • Bahrein, das Las Vegas der arabischen Länder
  • Frauenberufe / Männerberufe: unterschiedliche Wertschätzung und Bezahlung
  • Frauenbeschneidung: wo, religiös geboten oder Tradition, Komplizenschaft von anderen Frauen
  • Aussteigerprogramme für Islamisten
  • Wie wurden die Pyramiden gebaut
  • Frauen als Komplizinnen bei Zwangsverheiratung, Frauenbeschneidung, Frauenhandel, sexuellem Mißbrauch und Clan-Kriminalität
  • An welcher Brücke wurden Spione ausgetauscht (Glienicker Brücke)
  • „Gast“-Arbeiter in der alten BRD: Arbeits- und Lebensbedingungen
  • Warum hat die katholische Kirche Nazi-Größen geholfen nach Südamerika zu kommen
  • Wo ist ein Provinzial in der kirchlichen Hierarchie angesiedelt
  • Warum ist Papst Benedikt zurückgetreten
  • Erinnerung an prägende Fußballspiele
  • Flat-Rate-Sauf-Touren in Berlin und Prag (Sauftourismus)
  • Namibs (Wildpferde in Namibia) und ihre Lebensbedingungen
  • Requiem von Johannes Siebner
  • Heute beginnt das muslimische Opferfest

Noch mehr Frühstücksgepräche

Klagelieder – Trauer in Zeiten der Pandemie

Nach dem jüdischen Kalender beginnt dieses Jahr am Mittwochabend (29. Juli) der 9. Tag des Monats Aw. Tischa beAw – Der ist ein Gedenk- und Fasttag zur Erinnerung an die Zerstörung des ersten Tempels in Jerusalem durch die Babylonier und an die Zerstörung des zweiten Tempels in Jerusalem durch die Römer. Auch in späterer Zeit fällt der Beginn vieler schlimmer Ereignisse der jüdischen Geschichte auf dieses Datum:

  • Im Jahr 1099 richteten die Kreuzritter am 9. Aw in Jerusalem ein Massaker an.
  • Im Jahr 1290 am 9. Aw wurden die Juden aus England ausgewiesen
  • 1492 endete am 9. Aw das goldene Zeitalter von Spanien mit der Vertreibung der Juden wenn sie sich nicht taufen lassen wollten. 
  • 1671 wurden am 9. Aw die Juden aus Wien vertrieben
  • 1914 begann am 9. Aw der erste Weltkrieg.
  • Am 9. Aw 1942 begannen die Transporte aus dem Warschauer Ghetto ins Konzentrationslager Treblinka, nachdem die SS zuvor den Aufstand im Ghetto niedergeschlagen hatte

Trotz dieser Katastrophen sieht die jüdische Tradition in diesem Tag auch ein verborgenes Potential: An einem 9. Aw wird der Messias geboren.

In der Synagoge wird am 9. Aw Echa (Klagelieder) gelesen.  Vorgestern war es ein halbes Jahr, daß der erste Mensch in Deutschland an Covid19 erkrankt ist. In diesen Wochen und Monaten haben wir zutiefst erschreckende Bilder gesehen und Vieles durchlebt, was wir vorher nicht für möglich gehalten hätten. Deshalb hier ein Versuch, Tischa be Aw, Bilder der Pandemie und die Trauer um einen Freund unserer Gemeinschaft, Johannes Siebner, der vor zwei Wochen gestorben ist und am 30. Juli / 9. Aw beerdigt wird, zum Ausdruck zu bringen.

Ach, wie verödet und einsam ist die einstige Weltstadt geworden (Kgl 1,1)
die U-Bahnen – einst dicht gedrängt mit Menschen – sind fast leer.
Militärlastwagen warten zahlreich auf die Toten,
von denen sich niemand verabschieden durfte.

Bei den Drive-In-Teststationen reihen sich Autos schon zeitig
um dann doch weggeschickt zu werden,
wenn es nicht genug Wattestäbchen und Reagenzien gibt.

Vor Suppenküchen und Essensausgabestellen
stehen die Obdachlosen und Armen in Warteschlangen bis
ein Fremder mit Maske und Handschuhen ein Essenspaket reicht
und zum Weitergehen anhält. Verweilen ist nicht erlaubt.

Zugänge zu Spiel- und Bolzplätzen sind mit Flatterband versperrt.
Kinder. auf ihr Zuhause begrenzt, vergessen, wie Schule sich anfühlt.
Die Glücklicheren unter ihnen sehnen sich nach ihren Freunden, Treffen
und Geburtstagsfeiern. Andere schrecken aus Albträumen hoch –
nicht nur wegen des Virus.

Aus Altenheimen und Behinderten-WGs sind Festungen geworden.
Kein Besuch, keine Vertrautheit, keine Umarmung.
Niemand fragt, ob sie so geschützt werden wollen.

Beerdigung mit begrenzter Teilnehmerzahl. Anmeldung nur online.
Wer kein Internet hat, keinen festen Wohnsitz, ungeklärten
Aufenthaltsstatus oder alles zusammen,  bleibt draußen.
Andere finden Exil bei Youtube oder Zoom.

Und DU, G-tt, aus der Tiefe rufe ich zu Dir. Höre meine Stimme. (Ps 130)

 

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Realpräsenz

Ein Sonntagsgruß:

Realpräsenz

am blühenden Baum
nicht entatmet vorüberhasten
einen Augenblick lang
stehen und staunen
den duftenden Kaffee
nicht gedankenlos
hinunterstürzen
einen Schluck lang
schmecken und kosten
die Stimmen in mir
zum Schweigen bringen
um ganz Ohr zu sein
wenn du mir erzählst
nicht im Vergangenen verbleiben
nicht ins Künftige auswandern

ganz hin und weg sein
und darin ganz da
leben
in der reinen Gegenwart
sie ist Gottes.

(Andreas Knapp)

 

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Abschied von Schwester Elija

So alle zwei Jahre etwa kommt eine Novizin der Franziskanerinnen aus Siessen zur Kommunität in Berlin-Kreuzberg. Sie soll dort das Leben außerhalb des Mutterhauses in einem kleinen Konvent kennenlernen und mitgestalten. Außerdem lebt sie auch auf der Fazenda Gut Neuhof und der Fazenda Gut Riewend mit – einem Ort an dem Sucht-mittelabhängige nach dem Entzug ein Jahr leben und neue Perspektiven für ihr Leben entwickeln. Sie sind als Drogentherapie-Einrichtungen anerkannt. Meist kommen Menschen, die schon mehrere andere Versuche clean zu werden hinter sich haben. Die Fazendas da Esperanza (Höfe der Hoffnung) sind 1979 im Süden Brasilien entstanden: Inzwischen gibt es in 125 Orten auf der ganzen Welt Fazenda-Höfe.

Schwester Elija durften wir während ihres Mitlebens in Berlin kennenlernen, in der letzten Phase vor den Gelübden Mitte September. Wir hatten einige schöne Begegnungen und Gespräche mit ihr. So kam es, daß sie ihren Abschiedsabend in unserer Gemeinschaft feierte mit einem leckeren Essen vom Chefkoch. Als krönenden Abschluß gab es die Herz-Torte auf dem Bild. Und bevor weitere Nachfragen kommen: Der Chefkoch ist nicht ins Konditorenhandwerk eingestiegen …

Zum Weiterlesen:
Fazendas da Esperanza (Höfe der Hoffnung)
Website Kloster Siessen

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Ein guter Freund … Johannes Siebner (SJ)

Gestern ist der Provinzial der Jesuiten, Pater Johannes Siebner,  in Berlin-Kladow verstorben. Wir sind sehr traurig. Gern erinnern wir uns an die Begegnungen mit ihm, sein Interesse, seine Zugewandtheit und die Unterstützung und das Engagement für unserer Gemeinschaft. 

Nachruf Pater Johannes Siebner

zum Weiterlesen:
Samstagsfrühstück mit dem Provinzial
Kommunitätsabend mit dem Provinzial
Reformer nach vorne (Kurzportrait Tagesspiegel)
digitales Kondolenzbuch
Artikel über die Trauerfeier von Johannes Siebner in St. Canisius

zum Weiterhören:
Podcast vom Münchener Kirchenradio, Juli 2017, 50 Minuten
Vom linken Pazifisten zum Chef der deutschen Jesuiten
(Gespräch mit Brigitte Strauß-Richters)

Predigten zum Nachhören – P. Johannes Siebner in Sankt Michael München

Das Requiem für Pater Johannes Siebner kann man hier nachhören.

Grabstein Johannes Siebner

Weitere Nachrufe für Ex-Bewohner*innen und Freunde unserer WG

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Seelsorge zwischen Werkbank und Gestapo …

… ist ein Artikel in der aktuellen Ausgabe von Publik Forum erschienen, der das Wirken von französischen Arbeiterpriestern in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus thematisiert. Sie halfen französischen Zwangsarbeitern, die nach Deutschland verschleppt worden waren und in der Rüstungsindustrie arbeiten mußten. Die Arbeiterpriester haben sich bewußt in diese Situation begeben um ihren Landsleuten nahe zu sein. Sie wußten, daß es für sie negative Konsequenzen haben würde, wenn sie entdeckt werden würden.

Der Verfasser, Hugh Williamson, ist in Großbritannien als Sohn eines Arbeiterpriesters aufgewachsen. Auf seinem Blog (englisch) sind Artikel über Arbeiterpriester (worker priests / prêtres ouvriers) in verschiedenen Ländern zu finden.

Artikel in diesem Blog über Arbeiterpriester:
Gottesdienst am Küchentisch
Exerzitien auf der Straße – Leben mit Straßenkontakt (Christian Herwartz)
Wer gastfreundlich sein will …
Les Prêtres Ouvriers existent
Seite über Arbeiterpriester – Arbeitergeschwister
Nachgerufen: Dieter Kirschner

Nachruf Franz Keller (Tagesspiegel)

über Arbeiterpriester heute:
katholische Kirche ganz anders – Priester im Overall (taz)

 

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Samstagsfrühstück – das neue Normal (1)

Seit Beginn der Wohngemeinschaft – also inzwischen über 40 Jahre – gibt es die Einladung am Samstagvormittag:

Zu Tisch – Samstagsfrühstück: Immer am Samstag gibt es einen langen Tisch – seit fast vierzig Jahren. Mit Kaffee, Tee, Brötchen, Aufstrichen, selbstgemachten Marmeladen,  Käse, und das was ihr mitbringen wollt. Das Frühstück ist entstanden, weil wir den Alltag miteinander teilen wollen. Nicht jede/r für sich sondern miteinander. Ab 9.30 Uhr unserem Wohngemeinschafts-wohnzimmer bis 12.30 Uhr und manchmal etwas länger.

Und nun gilt durch die veränderte Situation (Corona) dieser Zusatz:

Wer kommt, wird gebeten, sich die Hände zu waschen. Der Tisch ist so gedeckt, daß wir weiter auseinander sitzen können.

Früstückstisch in Zeiten des Corona-Virus

In das neue Normal vom Samstagsfrühstück finden wir nach und nach tastend hinein. Nach und nach kommen wieder mehr Gäste – MEHR: das heißt am letzten Samstag zehn Menschen über die ganze Frühstückszeit verteilt. Der eine kürzer, die andere länger. Erstmals seit Corona-Beginn war jemand zum ersten Mal da. Sonst gibt es kaum ein Frühstück, an dem nicht jemand noch ganz Unbekanntes kommt. Und zwei, die schon lange nicht mehr da waren, haben uns wieder besucht. Neu war eine Novizin von den Franziskanerinnen in Siessen, die gerade in Berlin ein Praktikum macht. Ihr Klostername, den sie bei der Einkleidung führte zu einem Austausch, welche Namen wir haben, nach wem wir benannt sind und wer uns diese(n) Namen gegeben hat.

Zum Weiterlesen:
Mehr zum Samstagsfrühstück

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Corona: Wunden führen zusammen …

… ist ein Gespräch mit Hildegund Keul überschrieben, in dem es um die Corona-Krise, unsere Verwundbarkeit und Anregungen zum Umgang mit der veränderten Realität geht. Die Autorin forscht seit vielen Jahren zum Thema Vulnerabilität (Verletzbarkeit). Sie sagt:

Wir dürfen uns nicht im Selbstschutz verschanzen, sondern im Bewusstsein möglicher Risse im eigenen Schutzschild Risiken eingehen, die dem Leben dienen.

Der ganze Artikel ist hier zu finden.

 

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Markenzeichen für unsere Gemeinschaft

Ein Mitbewohner, der seit fast einem Jahr mit uns zusammenlebt, hat sich Gedanken über ein Markenzeichen, über ein Signet für unsere Gemeinschaft gemacht, so wie er sie sieht und erlebt. Er ist Agnostiker. In der religiösen Tradition, in der er aufgewachsen ist – erzählt er – steht die Farbe grün für Liebe, Leben, Paradies und Auferstehung:

 

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