Frühstücksgespräche (17) zwischen Ostern und Pfingsten

Unter der Woche frühstücken wir jetzt zu Corona-Zeiten immer um 8.30 Uhr – also die BewohnerINNEN, die zuhause sind und nicht nachts gearbeitet haben.  Wenn Menschen aus so verschiedenen Ländern, Kulturen, Religionen und Alters zusammen sind, dann kommen ganz unterschiedliche Anliegen und Positionen ins Gespräch. Hier einige der Themen, die uns in dieser Zeit bewegten:

  • Schwester Annette und Schwester Rita verlassen Berlin
  • hilfreiche Strategien bei Job- und Wohnungssuche
  • auf was muß man bei der Wohnungsübergabe achten
  • Wie ist das Wechselmodell für Scheidungskinder
  • doppelter Wohnsitz für Scheidungskinder
  • Corona-Entwicklungen
  • Hospize in Deutschland
  • unser Freund Werner ist gestorben
  • Erinnerungen an erste Museumsbesuche
  • Schwanennest am Engelbecken
  • Nahostkonflikt
  • Nahostkonflikt und seine Auswirkungen auf Berlin
  • Sicherheitsdienst auf Baustellen – seit wann gibt es das?
  • 17. Mai 1990 als Jahrestag der Abschaffung, daß Homosexualität eine psychische Krankheit ist
  • Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtlich Liebende „Liebe gewinnt“ – warum sind sie umstritten?
  • Situation der marokkanischen Geflüchteten in Ceuta (spanische Exklave)
  • Hundenamen früher und heute
  • Internatserfahrungen
  • wieweit kann man sich in andere kulturelle Erfahrungen einfühlen und wo sind Grenzen der Einfühlung

mehr Frühstücksgespräche

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Politisches Nachtgebet: Seenotrettung im Mittelmeer

Zu den ersten Geflüchteten, die vor vierzig Jahren in unserer WG mitlebten, gehörten Boatpeople aus Vietnam. Seit 2014 sind über 20 000 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken. Jakob Frühmann, der auf dem Rettungschiff Seawatch 4 im Einsatz ist, wird uns von seinen Erfahrungen erzählen.

Zeit: Montag 31. Mai 2021 um 20.00 h
Ort: St. Michael Kreuzberg, Waldemarstr. 8-10

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Pfingsten 2021

Pfingsten – ein schwieriges Fest. Was feiern wir da eigentlich? Wie ist das mit der Be-Geist-erung nach dieser langen Zeit der Pandemie?

„Du hast schon lange nichts mehr auf die Tassen geschrieben“ – meint ein Mitbewohner. Ich nehme den Denkanstoß auf. Pfingsten ist ein guter Anlaß dafür:

Tassen am Geschirr-Regal

Jede/r Mitlesende darf sich was aussuchen:
Freude – Kreativität – Mut – Trost – Stärke – Ruhe – Vollendung – Klarheit – Kraft – Weisheit – Gnade – Erkenntnis – Sanftmut – Mut –  Geduld – Unterscheidungsfähigkeit – Friede – Reinheit – Freundlichkeit – Klarheit – Gelassenheit – Glaube …

Allen, die es feiern, ein frohes Pfingstfest mit einigen Zeilen von Karl Rahner:

Ich glaube an den Heiligen Geist.
Ich glaube, dass er meine Vorurteile abbauen kann.
Ich glaube, dass er meine Gewohnheiten ändern kann.
Ich glaube, dass er meine Gleichgültigkeit überwinden kann.
Ich glaube, dass er mir Fantasie zur Liebe geben kann.
Ich glaube, dass er mir Warnung vor dem Bösen geben kann.
Ich glaube, dass er mir Mut für das Gute geben kann.
Ich glaube, dass er meine Traurigkeit besiegen kann.
Ich glaube, dass er mir Liebe zu Gottes Wort geben kann.
Ich glaube, dass er mir Minderwertigkeitsgefühle nehmen kann.
Ich glaube, dass er mir Kraft in meinem Leiden geben kann.
Ich glaube, dass er mir einen Bruder an die Seite geben kann.
Ich glaube, dass er mein Wesen durchdringen kann.
(Karl Rahner)

Aus früheren Jahren:
Gruss zu Pfingsten 2020 – Gedicht
Schawuot und Pfingsten am gleichen Tag
Gedanken von Dietrich Bonhoeffer zu Pfingsten 1944
Gedicht von Wilhelm Bruners zu  Pfingsten

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Zivilcourage: Unsere Nachbarschaft im Spielfilm

 

mit Götz George in der Hauptrolle (Dauer: 90 Minuten)

Ein Mitbewohner hat ihn im Internet entdeckt: „Zivilcourage“, einen Spielfilm, auf Straßen und Plätzen unserer Nachbarschaft gedreht wurde und Lebensrealitäten in der „Hausmannstraße“ – wie sie im Film heißt – abbildet. 

Wir haben den Film miteinander angeschaut. Schon eine ungewohnte Erfahrung, das eigene Stadtviertel, die Straßen, auf denen man täglich unterwegs ist, und einiges, was uns begegnet, im Film zu sehen. 

Infos zum Inhalt, zu den Mitwirkenden und zur Herstellung
Eine Filmkritik in der WELT

Mehr aus unserer Nachbarschaft

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Gebet für Frieden im Nahen Osten

For Peace in the Middle East
Sons of Abraham,
Sons of Hagar and Sarah,
Of Isaac and Ishmael:
Have you forgotten the day we buried our father?
Have you forgotten the day we carried his dead body into the cave near Hebron?
Have you forgotten the day we entered the darkness of Machpaelah
To lay our Patriarch to rest?

Sons of Esau and Jacob:
Have you forgotten the day we made peace?
The day we set aside past injustices and deep wounds to lay down our weapons and live?
Or the day we, too, buried our father? Have you forgotten that we took Isaac’s corpse into that humble cave
To place him with his father for eternity?

Brother, I don’t remember crying with you.
Sister, I don’t remember mourning with you.
We should have cried the tears of generations.
We should have cried the tears of centuries,
The tears of fatherless sons
And motherless daughters,
So that we would remember in our flesh that we are one people,
From one father on earth and one Creator in heaven,
Divided only by time and history.

One G-d,
My brother calls you Allah.
My sister calls you Adonai.
You speak to some through Moses.
You speak to some through Mohammed.
We are one family, cousins and kin.

Holy One,
Light of truth,
Source of wisdom and strength,
In the name of our fathers and mothers,
In the name of justice and peace,
Help us to remember our history,
To mourn our losses together,
So that we may,
Once more,
Lay down our weapons and live.

G-d of All Being,
Bring peace and justice to the land,
And joy to our hearts.

© 2010 Alden Solovy 

Weitere Gebete von Alden Solovy sind hier

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Kommunitätsabend über und mit Werner

Vorgestern am späten Vormittag habe ich einige Erinnerungen an Werner (1954 – 2021) gepostet und war ganz perplex wie oft dieser Beitrag am gleichen Tag gelesen wurde. Es waren drei Mal soviel Aufrufe wie sonst an guten Tagen. Werner wäre über dieses Interesse an seiner Person sicher sehr erstaunt.

Jeden Dienstag treffen wir uns zu einen Gemeinschaftsabend (Kommunitätsabend), der mit einem gemeinsamen Essen beginnt. Danach erzählen wir uns in einer Austauschrunde, was uns in der vergangenen Woche bewegt hat und wichtig geworden ist. Durch die Beiträge einzelner, wie sie Werner erlebt haben, ist er uns an diesem Abend nochmal anders nahe gekommen und hat sich der Blick auf ihn erweitert. Später meinte jemand, es sei gewesen als ob Werner mit dabei war. 

Werner war aus Westfalen und ist als Erwachsener nach Berlin gekommen. Nach der Wende gab es bei ihm einen beruflichen Abbruch wie bei vielen anderen. Mit der auslaufenden Berlinförderung fielen viele Arbeitsplätze weg, weil Unternehmen sich andere Standorte suchten oder nicht mehr halten konnten. 

Werner arbeitete dann als Ein-Euro-Jobber im Hausmeisterbereich und in der Grünanlagen- und Gartenpflege in sozialen Projekten. So kam er nach Kreuzberg in die katholische Kirchengemeinde St. Marien-Liebfrauen und St. Michael. Für einige Menschen innerhalb und außerhalb der Kirchengemeinde hat Schwester Ingrid von den Siessener Franziskanerinnen mehrmals wöchentlich einen Mittagstisch angeboten. Auch Werner hatte Teil an dieser Runde wenn er in Sankt Michael eingesetzt war. Über den Kontakt mit Schwester Ingrid entstand dann die Verbindung zu unserer WG zwei Straßen weiter.

Werner war immer in Bewegung, immer unterwegs, hatte immer zu tun. Nach den üblichen Maßstäben war er – materiell gesehen – arm. Er lebte von Grundsicherung und vom Flaschen sammeln. Er konnte sich unglaublich über ein Sonderangebot im Supermarkt freuen. Er war sehr bescheiden und brauchte für sich nur ganz wenig. „Ich gebe 90 Prozent weiter“ war sein Lebensmotto. Das Miteinander-Teilen war sein Herzensanliegen und daß nichts verschwendet wird. 

So hatte er einen festen Kreis von Leuten in seiner Nachbarschaft in Neukölln, denen er abgelaufene Lebensmittel aus Geschäften und Supermärkten in seiner Umgebung brachte. Dort durfte er kurz vor Geschäftsschluß an der Rampe aussortieren, was er weiter verteilen wollte. Zwei- bis drei mal in der Woche – meist am späten Abend wenn er die erste Runde Flaschen sammeln hinter sich gebracht hatte – kam er dann bei uns vorbei zum Abendessen und mit mehreren Kisten voller Lebensmittel. Am Samstagabend betonte er immer: „Was ihr nicht braucht, das nehmt ihr morgen in die Kirche mit“. Er wußte vom Sonntagsfrühstück in St. Michael nach der Messe und wollte auch dort einen Beitrag leisten.

Da wir von einer Bäckerei mehr Brötchen und Backwaren bekommen als wir verbrauchen können, nahm er dann trockenes Brot mit für „die Tiere“, das er dann zu einem Kinderbauernhof brachte. 

Seit seine Lebensgefährtin Ingrid verstorben war, mit der er dreißig Jahre zusammen war, war der Friedhof mit ihrem Grab eine wichtige Anlaufstelle für ihn geworden. Er kümmerte sich auch um die benachbarten Gräber („die Blumen dort haben auch Durst“) und nahm auf eigene Faust einige gärtnerische Eingriffe in die Friedhofslandschaft vor (Bank versetzen, Büsche beschneiden…). Als ich ihn fragte, was denn die Friedhofsmitarbeiter zu seinen – unabgesprochenen – Aktivitäten meinten, machte er eine wegwerfende Handbewegung und sagte: „Die sind doch froh wenn jemand was tut. Die haben doch immer weniger Zeit“.

Er hatte ein weites Herz. Sehr interessiert und wach hat der das politische Geschehen verfolgt und kommentiert. Werner war einer, der sich gekümmert hat. Im Lazarus-Hospiz durfte er in seiner letzten Lebensphase erleben, daß sich um ihn gekümmert wird. Er fehlt uns: Kein Hallö-öchen und kein Tschau-i-i mehr. 

Zum Weiterlesen:
Tschau-i-i Werner
Voll die Härte für Arme: Zwei Monate mit 31 Tagen


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Tschau-i-i-i Werner

Gestern ist Werner Jäger, ein langjähriger Freund unserer Gemeinschaft, an den Folgen seiner Krebserkrankung verstorben. Mehr als zehn Jahre hat er uns besucht, seit dem Tod seiner Lebensgefährtin Ingrid zwei bis drei Mal die Woche. 

Werner war seine eigene private Tafel-Organisation. Er hat Lebensmittel, die abgelaufen waren,  von Geschäften in seiner Umgebung abgeholt und verteilt. Sich selber nannte er „Weitergeber – Ich bin Werner, der Weitergeber. Ich brauche ja nur ganz wenig. Neunzig Prozent gebe ich weiter“. 

Sein Blaumann war sein Markenzeichen. Nur bei der Beerdigung seiner Lebensgefährtin Ingrid trug er einen Anzug. Er begrüßte uns immer mit „hallö-öchen“ (langes Ö) und verabschiedete sich mit einem „Tschau-i-i) (ganz langes I). Wenn irgendetwas besonders wichtig war und besonders unterstrichen werden sollte, wurde ein „HÖMMA“ eingeschoben, was besonders unsere migrantischen Mitbewohner irritierte bis sie herausfanden, daß es „hör mal“ bedeutete. 

Die letzten drei Wochen nach seinem Krankenhausaufenthalt konnte er im Lazarus-Hospiz verbringen. Dort hat er sich sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt. Wir sind dankbar für diese Zeit und wissen es zu schätzen, daß dort – auch in Corona-Zeiten – rund um die Uhr Besuche möglich sind. 

Mehr zu Werner: W wie Werner oder Weitergeber
Kommunitätsabend über und mit Werner
Internetseite vom  Lazarus-Hospiz. Auf dem Foto sieht man das Zimmer von Werner.
Artikel über das Lazarus-Hospiz in der Berliner Morgenpost vom 11.5.2021: Im Hospiz muss am Ende niemand allein sein

Hier einige visuelle Eindrücke vom Lazarus-Hospiz (Video 3 Minuten).

weitere Nachrufe von ehemaligen Mitbewohnern und Freunden

 

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Blumen und Kerzen für Frauenrechte (Solwodi Berlin)

Rosen und Kerzen für Solwodi

Seit einigen Jahren werden immer am 2. Sonntag im Mai (Muttertag) in Sankt Michael / Kreuzberg nach der Messe fair gehandelte Rosen verkauft. Dieses Jahr kamen noch gefärbte Kerzen dazu. Der Erlös ist für Solwodi Berlin:

SOLWODI ist eine Hilfsorganisation für Migrantinnen und geflüchtete Frauen in Notsituationen und eine Fachberatungs-stelle für Betroffene von Menschenhandel und anderen Formen von frauenspezifi-scher Gewalt, Ausbeutung und Menschen-rechtsverletzungen.

Die Zielgruppe der Fachberatungsstelle SOLWODI Berlin sind besonders schutz-bedürftige Migrantinnen und geflüchtete Frauen mit Schwerpunkt Afrikanerinnen und Menschenhandelsopfer.

Unsere WG, in der die Kerzen entstanden sind, hat eine besondere Beziehung zu Solwodi und den Gründerinnen, die während einer Auszeit mehrere Monate mit uns lebten und dabei ihre Berufung für diese Arbeit fanden oder besser gesagt die Arbeit sie fand.

Wie alles mit Solwodi in Berlin begann und welche Rolle unsere WG dabei spielte kann man im Nachruf für Margit Forster nachlesen und zwar hier
Website von Solwodi Berlin

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