Räumung, Verdrängung, Suizid: Das Ende von Kreuzberg

So ist ein Kommentar von Jacek Slaski im Tip-Berlin zum Tod des Musikers Peter Hollinger in unserer Nachbarschaft überschrieben:

Kreuzberg verändert sich. Die Zeit dreht sich weiter, wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Abgedroschene Sprüche bekommen plötzlich Relevanz, was als Floskel so daher gesagt wird, trifft ein. Das ist nicht schön. Gerade weil die Erwartungen an Kreuzberg einst so hoch waren, ist der Wandel besonders schmerzhaft. Denn die Mythen und Sagen vom linken, widerspenstigen Bezirk wirken immer noch nach. Hier sollte ein anderes Leben möglich sein. Jetzt kommt die Einsicht, dass dieses andere Leben eine Hoffnung bleiben muss. Räumung, Verdrängung und Suizid sind die harte Realität und die Seele Kreuzbergs wird Schicht um Schicht abgetragen. Ein Abgesang… (mehr dazu  hier)

Nachruf für Peter Hollinger im Tagesspiegel

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Nachbarschaft bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur

Gleich nach den ersten Zeilen habe ich an der atmosphärischen Schilderung die Synagoge am Fraenkelufer erkannt:

Bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt wurde die in Kreuzberg aufgewachsene Autorin Dana Vowinckel mit einem Auszug aus ihrem geplanten Roman „Gewässer im Ziplock“ über eine jüdische Familie mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet. Der Text ist ein Fragment einer Drei-Generationen-Diaspora-Geschichte zwischen Berlin, Chicago und Israel und zwar aus einer zweifachen, sehr weit auseinanderliegenden Perspektive von Vater und Tochter. Die Synagoge Fraenkel Ufer spielt eine tragende Rolle. Der Vater ist dort Vorbeter.  Man kann den ausgezeichneten Text hier nachlesen.

Befremdlich finde ich die Rezeption in einigen Medien, die „einen Blick auf die orthodoxe jüdische Szene“ sehen, was auch bei den Juror*innen eine Rolle spielt. Die Synagoge Fraenkelufer rechnet sich der konservativen Richtung zu. Das wird auch deutlich durch die Feststellung, daß  „viel gestritten (wurde), ob man nicht die Frauen auch zählen sollte, aber bis heute setzten sich ein paar der Alten durch, der Männer, die wollten, dass die Dinge blieben, wie sie waren, er mischte sich nicht ein.“ Eine solche Diskussion wäre im Kontext einer orthodoxen Synagoge nicht denkbar. Außerdem wird erzählt, daß der Vorbeter im Prenzlauer Berg wohnt. Als orthodox Praktizierender würde er in der Nähe der Synagoge leben, sodaß er sie am Schabbat zu Fuß erreichen kann.

Der Ingeborg-Bachmann-Preis wurde 1976 von der Stadt Klagenfurt im Gedenken an die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann gestiftet und wird seit 1977 jährlich während der mehrtägigen Tage der deutschsprachigen Literatur verliehen. Er gilt als eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschen Sprachraum. (Wikipedia).

Zum Weiterlesen oder Schauen:
Die Diskussion der Jury kann man sich hier ansehen (25 Minuten)
Blog von Dana Vowinckel

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Neues vom Bauarbeiter-Professor (2)

Gelegentlich werde ich nach dem Bauarbeiter-Professor gefragt. Im Februar 2020 habe ich von ihm erzählt im Beitrag vom Bauarbeiter-Professor, vom Taxidoktor und unseren Blindheiten.  Vor Kurzem habe ich den Cousin gesprochen und konnte sogar über Whatsapp kurz mit dem Bauarbeiter-Professor sprechen. Auch an seiner Uni ist online-Unterricht angesagt. So hält er seine Vorlesungen und Seminare per Computer. Er findet es sehr anstrengend.

Neue Entwicklungen haben sich aufgetan. In seinem Land ist gewählt worden. Im Rahmen der Regierungsbildung hat man ihm eine neue Aufgabe angeboten. „Gleich unter Minister“ erklärt mir der Cousin. „Sowas wie ‚Staatssekretär‘ bei uns?“ frage ich nach. Ja, genau. Er wird sich dann von der Uni beurlauben lassen.

Zum Weiterlesen:
Vom Bauarbeiter-Professor, vom Taxidoktor und unseren Blindheiten

 

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Vom Gehen und Kommen …

Soviel haben wir in der gemeinsamen Zeit geteilt: Viele Gespräche, viel praktische Unterstützung, gemeinsame Essen, leckere Marmeladen kochen, miteinander feiern … Sie fehlen uns sehr. Fast zwei Monate ist es nun her, daß Schwester Rita und Schwester Annette am Ostermontag aus Berlin verabschiedet worden sind. Vier Jahre waren es, daß die beiden zusammen in Berlin eine Kommunität bildeten. Schwester Rita führte ein offenes Haus. Schwester Annette hat viele Jahre in der Kita Sankt Michael gearbeitet. Wir sind dankbar für die gemeinsame Zeit mit ihnen und die große Unterstützung.

Nach einer Auszeit im Mutterhaus in Siessen sind beide inzwischen an ihren neuen Wirkungsorten angekommen. Schwester Rita ist wieder im Gästehaus der Siessener Franziskanerinnen in Assisi, wo sie schon einmal acht Jahre gelebt hat.

Schwester Annette hat mit einer Mitschwester in Stuttgart-Birkach einen neuen Konvent begonnen. Dort ist ein Neubauviertel entstanden. Schwester Annette arbeitet seit 1. Juni in der dortigen Kita.

Schwester Ruth bleibt als Ärztin in Berlin. Für Ende des Jahres ist eine weitere Schwester angekündigt, die sie unterstützen wird sobald sie ihre Nachfolgerin auf der jetzigen Stelle eingearbeitet haben wird. Und oh Überraschung: Ganz schnell kam dann letzte Woche ganz unverhofft und plötzlich Schwester Elija nach Berlin, die wir bereits aus ihrem Noviziatspraktikum kennen. Wir freuen uns sehr. 

Zum Weiterlesen:
Brennpunkt Berlin-Kreuzberg – ein Abschied mit Wehmut (mit vielen Fotos).
Einige Bilder mit Schwester Annette zur Konventseröffnung in Stuttgart-Birkach sind hier.
Der Konvent in Assisi ist  hier.

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