Frühstücksgespräche im Sommer (19)

Unter der Woche frühstücken wir jetzt zur Zeit um 8.30 Uhr – also die BewohnerINNEN, die zuhause sind und nicht nachts gearbeitet haben.  Wenn Menschen aus so verschiedenen Ländern, Kulturen, Religionen und Alters zusammen sind, dann kommen ganz unterschiedliche Anliegen und Positionen ins Gespräch. Hier einige der Themen, die uns im Juli und August bewegten:

  • Gastarbeiterkinder – was es bedeutet in der Heimat bei Verwandten zurückgelassen zu werden wenn die Eltern nach Deutschland auswandern
  • Fragen an zwei Priester über ihr Selbstverständnis
  • ein Denkmal für Gastarbeiter am Moritzplatz
  • wie merken Lehrer sich viele Schülernamen
  • Gastarbeiter in der BRD
  • Earth-Overshoot-Day: Jedes Jahr sind die Ressourcen für ein Jahr früher verbraucht – wir leben über unsere Verhältnisse
  • Peter Knauer und seine Übersetzung des Neuen Testaments
  • Nachbarschaftskonflikte und ihre Lösungen
  • Christopher Street Day
  • Psychiatrie-Erfahrungen aus beruflicher und betroffener Perspektive
  • Behandlung von Brandverletzungen
  • Hagel als besonderes Wetterphänomen in Nigeria
  • Wie kann man von Sucht loskommen
  • Zustände Rahmenbedingungen in verschiedenen Altenpflegeheimen
  • Als Handwerksgeselle auf der Walz
  • persönliche Assistenz für Menschen mit Hilfebedarf
  • 60. Jahrestag des Mauerbaus
  • Dokumentation: Wir Kinder der Mauer
  • Heimerfahrungen BRD – DDR
  • Misstände im Hochleistungssport (Olympische Spiele)
  • Erfahrungen mit Freiwilligenarbeit im Flüchtlingslager auf Lesbos
  • Situation in Afghanistan und Brände in der Türkei
  • Wörter, die aussterben: Schrankpapier, Droschke; Wählscheibentelefon …
  • verschiedene Möglichkeiten Lebensmittel haltbar zu machen: Einkochen, Räuchern, Trocknen, Säuern, Einlegen …
  • Poesiealben BRD – DDR und Freundschaftsbücher (in der DDR hatten auch Jungen Poesie-Alben, in der BRD war es ein reines Mädchenphänomen)
  • Fahrradunfälle mit Todesfolge durch rechts abbiegende Lastwagen
  • Umgang mit Wölfen in Brandenburg und Heimatländern von Mitbewohnern
  • Rio Reiser und seine Lieder
  • Ehrenmord oder Femizid: Ist das Wort „Femizid“ hilfreich oder verschleiert es die Realität von Frauen, die ermordet werden, weil sie die „Ehrbegriffe“ männlicher Verwandter verletzt haben?
  • „Gastarbeiter“ der 1. Generation und ihr Beitrag zum Wirtschaftswunder BRD
  • das Asure-Fest und die Einladung der Aleviten
  • was sind „Laientheologen“? Geschichte und Inhalt dieser katholischen Berufsgruppen (Pastoral- und GemeindereferentINNen)
  • Wer war Benhard von Clairvaux – seine Licht- und Schattenseiten (Begründer der Zisterzienser, einer Reformbewegung – Kreuzzugsprediger)
  • Was ist „Intersektionalität“ (Mehrfachdiskriminierung z.B. als Frau und Behinderte) und bringt dieser Begriff etwas außerhalb von sozialwissenschaftlichen Kreisen
  • Wie wird man Priester / evang. PfarrerIN sowie deren Privilegien
  • Was hat der Auslandseinsatz in Afghanistan gebracht
  • Wie geht es weiter mit Corona – 3. Impfung ja oder nein

mehr Frühstücksgespräche       

xxx

Abschied von Ricarda

Diese Karte hat Ricarda selber für ihre Todesanzeige ausgesucht. Sie ist überschrieben mit dem ersten Vers aus Psalm 21:

Der Herr ist mein Hirte
mir wird nichts fehlen

 

Ricarda ist am 6. Juli nach einer langen Krebserkrankung gestorben. Sie war oft in Sankt Michael bei den Exerzitien im Alltag, die im Advent und während der Passionszeit angeboten wurden, dabei. 

Ricarda hat unsere Wohngemeinschaft vor vielen Jahren im Rahmen ihres Engagements für die Communauté de Taizé kennengelernt. 

Sie hat uns gelegentlich beim Samstagsfrühstück und auch sonst in der Wohngemeinschaft besucht. Wir hatten intensive Begegnungen mit ihr. Immer wieder hat sie uns ganz praktisch und mit ihrem Wissen über Gesundheits- und andere Fragen unterstützt. Sie hatte ein ganz weites Herz und ihre Fröhlichkeit, selbst in der Krankheitszeit und mit Schmerzen, war berührend. Wir vermissen sie sehr.

Sie hat viele unterschiedliche Menschen gekannt und zusammen gebracht. Das wurde auch auf ihrer Beerdigung und dem Nachtreffen sichtbar.

Ricarda Praetorius 8.8.1950 – 6.7.2021

weitere Nachrufe von Freunden und ehemaligen MitbewohnerINNEn der Wohngemeinschaft

xxx

A wie Asure und wie Afghanistan

In diesen Tagen, in denen es so viele Orte auf der Welt gibt, an denen viele Menschen schweren Situationen ausgesetzt sind und wir nach Afghanistan schauen, wie es dort weiter geht und wie viele Menschen nach dem Einmarsch der Taliban ausgeflogen und gerettet werden können, fällt es schwer, über unserem Wohngemeinschaftsalltag zu schreiben.

Asure-Speise

Heute, am 10. des islamischen Monat Muharrem, waren wir mit Sankt Michael von der alevitischen Gemeinde in unserer Nachbarschaft in Kreuzberg zum Asure-Fest (Aschura) eingeladen und bekamen nach einer sehr herzlichen Begrüßung die Ashure-Speise (dazu mehr unten) und eine Einführung, worum es bei diesem Feiertag geht. 

„Durch die zwölftägige Trauerzeit zeigen die Aleviten ihre Verbundenheit mit dem Imam Hüseyin, der im Jahre 680 n. Chr. in Kerbala er­mordet wurde. Um seinen Leidensweg nachzuempfinden, wird bei der Trauer gefastet und Enthaltsamkeit ausge­übt. Später wurden auch weitere Nachkommen der Pro­phetenfamilie von der Omaijaden-dynastie ermordet. Zu Ehren weiterer Imame wird deshalb zwölf Tage gefastet.

Nach dem bis zu 12tägigen Moharrem-Fasten wird eine Süßspeise (Ashure) gekocht und als Symbol der Dankbarkeit unter Bekannten, Verwandten und Nach­barn verteilt und gemeinsam gegessen. Aleviten bringen mit Ashure ihren Dank zum Ausdruck, dass Zeynel Abi­din, der Sohn von Imam Hüseyin aufgrund seiner Krank­heit das Massaker von Kerbala überlebte.

Aschure ist eine – aus zwölf verschiedenen Zutaten beste­hende – Süßspeise. Die Zutaten können variieren, aber sie müssen zwölf an der Zahl sein, denn diese symboli­sieren die 12 Imame. Es sind z.B. Weizen, Bohnen, Sau­bohnen, Kichererbsen, Kastanien, Haselnüsse, Pistazien, Mandeln, Sultaninen, Feigen, Aprikosen und Walnüsse.“
(von  hier). Soweit die Erläuterung auf der Website der Aleviten.

Ich kannte bis dahin die Variante der sunnitischen Muslime und kannte die Süßspeise, die uns gereicht wurde als „Noahs Pudding“. Ihre Tradition sagt, daß Noah an diesem Tag mit der Arche auf dem Berg Ararat landete und aus den noch vorhandenen Vorräten an Körnern, Hülsenfrüchten und Trockenfrüchten eine Suppe zubereitet hat. Das Wort Aschure soll vom Wort Aschere (das die Zahl ZEHN bedeutet) stammen. An diesem Tag sind zu verschiedenen Zeiten wichtige Taten durch die Gnade G-ttes geschehen: 

1. ER hat  Musa /Moses geholfen, indem ER für ihre Flucht das Meer gespalten hat und die Truppen der Ägypter hinterher darin ertränkt hat.

2. Der Prophet Noah hat an diesem Tag seine Arche auf dem Berg Ararat die Arche verlassen können.

3. Der Prophet Yunus / Jona / Jonas konnte an dem Tag aus dem Bauch des Fisches entkommen.

4. Die Reue von Adam wurde an diesem Tag von G-tt angenommen.

5. Der Prophet Yusuf /Josef, der von seinen Brüdern in einen Brunnen geworfen wurde, wurde an diesem Tag daraus gerettet.

6. Isa / Jesus wurde an diesem Tag geboren und ist auch an diesem Tag zum Himmel hinauf gestiegen.

7. Die Reue von Davud / David wurde von G-tt an diesem Tage angenommen.

8. Abraham wurde an diesem Tag sein Sohn Ismael geschenkt. (Gemeint ist damit nicht die Geburt von Ismael. Muslime gehen anders als Juden und Christen davon aus, daß Ismael der Sohn Abrahams ist, der gebunden / geopfert werden sollte und nicht Isaak)

9. Der Prophet Yakub / Jakob dessen Augen durch die Sehnsucht nach seinen Sohn Yusuf  erblindete, bekam an diesem Tag sein Augenlicht wieder.

10.  Eyyub / Hiob (Friede sei mit ihm), der die Bürde einer schweren Krankheit trug, wurde an diesem Tag davon geheilt.

Alle diese biblischen Personen gelten im Islam als Propheten.

Die meisten dieser Taten erzählen von Hilfe und Rettung aus lebensbedrohlichen Situationen. Und damit schließt sich der Kreis zur Situation in Afghanistan heute. Wir wünschen uns, daß möglichst viele Menschen gerettet werden können.

x

xxx