Am 5. des Monats ruft die Nachbarbloggerin immer zum Tagebuchbloggen auf unter dem Motto „WMDEDGT?“ (kurz und knackig für „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“). Manchmal melde ich mich auch hier im Blog zu Wort und dieses Mal habe ich einiges zu erzählen.
Ich bin der Tisch von der Wohngemeinschaft Naunynstraße mitten in Kreuzberg im ehemaligen SO 36. Heute hatten wir zwei Feiertage gleichzeitig: Schawuot (Wochenfest) und Pfingsten wie schon 2019.
Um Mitternacht begann der Schawuot-G-ttesdienst in der Central Synagogue in New York in Präsenz und online. An Schawuot war das ganze jüdische Volk am Berg Sinai und ihm wurde die Torah übergeben. Der G-ttesdienst wurde von einer Gruppe 16jähriger Jugendlicher geleitet und gestaltet, die ein Jahr lang miteinander eine „confirmation class“ besucht haben und sich in dieser Zeit mit jüdischen Traditionen und jüdischen Werten beschäftigt haben und was das für sie bedeutet.
„Confirmation“ hört sich ja erst mal evangelisch nach „Konfirmation“ an und geht auf das 19. Jahrhundert in Deutschland zurück. Dieser Brauch wurde von deutschen jüdischen Auswanderern nach Amerika mitgenommen. Im liberalen Judentum werden die Mädchen mit 12 Jahren auf die Bat Mizwa und die Jungen mit 13 Jahren auf die Bar Mizwa vorbereitet. Sie werden als einzelne von einem Rabbiner oder einer Kantorin begleitet und lernen, den Wochenabschnitt aus der Torah, der am Schabbat nach ihrem 12. bzw. 13. Geburtstag dran ist und tragen dann Teile daraus in der Synagoge vor und kommentieren ihn mit ihren eigenen Gedanken dazu..
In der Confirmation Class sind sie ein Jahr lang als Gruppe zusammen und vertiefen jüdische Themen. Das ist eine gute Ergänzung. Außerdem sind sie dann schon etwas älter und nähern sich nochmal anders den Inhalten an. Die diesjährige Confirmation Class war sehr beeindruckend, wie sie die einzelnen Teile des G-ttesdienstes eingeführt und gestaltet haben und was sie als zentral für ihr Jüdisch sein benannt haben..
Weil die Torah nahrhaft wie Milch ist, gibt es an Schawuot überwiegend milchige Speisen. Der Chefkoch hat seinen beliebten Spezialgriesbrei gemacht. Es gab außerdem Käsekuchen, verschiedene Sorten Käse und Frischkäse. Ein Mitbewohner aus einem Land, das zur ehemaligen Sowjetunion gehört hat, erzählt, wie Mitarbeiter des KGB (Geheimdienst) sogar in Poesiealben von Schulkindern herumgeschnüffelt haben um Material gegen die Eltern in die Hand zu bekommen. Um kurz vor 10 Uhr brachen einige zum evangelischen G-ttesdienst auf, um 11.30 h begann die katholische Messe. Zwei holten eine Freundin im Rollstuhl aus dem nahe gelegenen Seniorenheim ab.
Am Nachmittag war es dann relativ ruhig, weil die meisten BewohnerINNEN beim schönen Wetter unterwegs waren. Ein Freund kam vorbei zum Käsekuchen essen.
Als Abendessen hatte der Chefkoch eine Pizza mit Champignons und Käse zubereitet, die großen Anklang fand bei denen, die zum Abendessen da waren.
Der Abend klang ruhig aus mit einigen Telefonaten, Lesen, Musik hören, Unterhaltungen. Ein ehemaliger Bewohner kam noch vorbei und wollte die Adresse eines anderen ehemaligen Bewohners und erkundigte sich, wie es uns geht. Alles ruhig und unspektakulär.
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