die Basisgemeinde – Tischlerei und Nächstenliebe

Mit der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten sind wir seit vielen Jahren befreundet. Auf ihrer Website schreiben sie über die Grundlage ihres Zusammenlebens:

„Ein Kennzeichen dieser neuen Lebenskultur des Friedens ist, dass wir miteinander teilen; dass wir aus unserer Kultur des Raubens, des Privatbesitzes umkehren in die Lebenskultur des Miteinanderteilens, des Schenkens und des Sich-Verschenkens…“

Die Gemeinschaft ist in der Nähe von Kiel und hat eine Außenstelle in Berlin Prenzlauer Berg , Dort führen die Mitglieder eine KiTa mit 16 Plätzen und engagieren sich im Kiezladen Zusammenhalt. Der NDR war eine Woche in Wulfshagenerhütten zu Gast. Daraus sind zwei Sendungen entstanden. 

In der Ankündigung des Fernsehbeitrags heißt es:

Etwa 50 Menschen leben hier: Erwachsene, Kinder, Familien, Singles, Männer, Frauen. Die Tischlerei ist das wirtschaftliche Herzstück der Basisgemeinde. Pastorin Annette Behnken interessiert, ob es wirklich möglich ist, einen Betrieb zu führen, der christliche Grundsätze beherzigt und zugleich wirtschaftlich arbeitet.

Der erste halbstündige Beitrag wurde letzten Sonntag ausgestrahlt und ist in der Mediathek des NDR hier zu finden.

Am 11. September um 16.00 h wird dann die zweite Folge ausgestrahlt: die Basisgemeinde – Kloster oder Kommune

Zum Weiterlesen:
Website der Basisgemeinde Wulfshagener Hütten

xxx

xxx

Strassenexerzitien in Kreuzberg

Weil gerade Exerzitien auf der Strasse (neudeutsch: Street Retreat) in Kreuzberg stattfinden, wird es in den nächsten Tagen hier voraussichtlich etwas stiller sein. Die Straßenexerzitien sind in unserer Wohngemeinschaft vor vielen Jahren entdeckt worden. 

Gottesnamen auf Hofpflaster in Berlin-Kreuzberg

Zum Weiterlesen:
Exerzitien auf der Straße
Nos villes, d’un cœur brûlant –  Les Exercices spirituels dans la rue

xxx

xxx: 

Unerwartet: schlummernde Talente

Gestern machten der Chefkoch und eine ehemalige Bewohnerin einen Nach-Geburtstagsbesuch bei unserem ehemaligen ältesten Mitbewohner, Bruder Christian und brachten Obst mit. Sie fanden ihn Mundharmonika spielend vor. Früher hat er gern und viel musiziert. Nachdem seine Instrumente beim Großbrand der Canisiuskirche 1995 zerstört worden sind, hat er nicht mehr musiziert. Diese Zeit sei für ihn vorbei. Seit das Zittern bei ihm auftrat haben wir nicht mehr danach gefragt. Umso überraschter war der Chefkoch, daß ein Pfleger Bruder Christian vorübergehend seine Mundharmonika überlassen hat. Laut Chefkoch war die Qualität der musikalischen Darbietung so, daß es vor dem Zimmer einen Massenauflauf anderer BewohnerINNEN und großen Applaus gab. 

xxx

xxx

Internationaler Tag gegen Hexenwahn

Heute – am 10. August – ist der internationale Tag gegen Hexenwahn.

Länder, in denen Frauen als Hexen verfolgt werden können (Karte: Missio Aachen)

Vor Corona wurde in St. Michael nach der Messe im Gemeindesaal zum gemeinsamen Frühstück eingeladen. Wer konnte, brachte etwas zum gemeinsamen Essen mit. Alle paar Monate wurde ein Projekt ausgewählt, für das während des Frühstücks ein Teller herumging. Obwohl die Meisten in der Runde wenig Geld hatten, kamen im Lauf der Monate beachtliche Beträge zusammen für das Haus der Hoffnung, einen Schutzraum, in dem gefährdete und betroffene Frauen aufgenommen und geschützt werden.

Das letzte Projekt, das auf diese Weise gefördert wurde, war die Initiative einer Schweizer Franziskanerin, die seit vierzig Jahren in Papua Neuguinea lebt und arbeitet, und den Hexenwahn auf verschiedenen Ebenen bekämpft. Der Vorschlag, dieses Projekt zu unterstützen kam aus unserer Wohngemeinschaft. 

Einen anderen Bezug zu Papua Neuguinea hatten wir bereits. Vor fünf Jahren kam Horst, ein Freund unserer WG, mit einer Gruppe aus der Partnergemeinde seiner damaligen Gemeinde, aus Papua Guinea zu Besuch.

Zum Weiterlesen:
Interview mit Schwester Lorena auf katholisch.de
Studie über Hexenwahn in Papua Neuguinea (46 Seiten)

Auf youtube gibt es einige Interviews (12 – 15 Minuten) mit Schwester Lorena


xxx

xxx

90 Jahre alt …

Geburtstagstorte

… wurde gestern unser – für einige Jahre – ältester Mitbewohner Bruder Christian Schmidt (SJ), der seit 1 1/2 Jahren im Marienstift in unserer Kreuzberger Nachbar-schaft lebt. Wir haben ihn zu zweit dort besucht. Er fühlt sich dort sehr gut betreut und hat schon vor einigen Wochen gesagt, dass er keine große Geburtstagsfeier möchte, sondern daß ihn  Freunde und Bekannte nach und nach besuchen sollen. 

In den Jahren, in denen er bei uns in der Naunynstraße gelebt hat, bekam jedes Geburtstagskind eine ausdrucksstarke Reznitation des folgenden Gedichtes von Christian Schmidt, das nun heute ihm gilt:

Das große Glück, noch klein zu sein,
sieht mancher Mensch als Kind nicht ein
und möchte, dass er ungefährI
so 16 oder 17 wär‘.

Doch schon mit 18 denkt er: „Halt!
Wer über 20 ist, ist alt.“
Warum? Die 20 sind vergnüglich –
auch sind die 30 noch vorzüglich.

Zwar in den 40 – welche Wende 
da gilt die 50 fast als Ende.
Doch in den 50, peu à peu,
schraubt man das Ende in die Höh‘!

Die 60 scheinen noch passabel
und erst die 70 miserabel.
Mit 70 aber hofft man still:
„Ich schaff‘ die 80, so Gott will.“

Wer dann die 80 überlebt,
zielsicher auf die 90 strebt.
Dort angelangt, sucht er geschwind
nach Freunden, die noch älter sind.

Doch hat die Mitte 90 man erreicht
– die Jahre, wo einen nichts mehr wundert -,
denkt man mitunter: „Na – vielleicht
schaffst du mit Gottes Hilfe auch die 100!“

Zum Weiterlesen:Zu
Aphorismen von Christian Schmidt, die er in den letzten Jahren formuliert hat.
Zum 88. Geburtstag  …
Audio-Interview mit Christian Schmidt: Jesuit sein und die Kunst (15 Minuten auf vimeo)

xxx

xxx

#WmdedgT August 2022: Androhung einer Abschiebung

Am 5. des Monats ruft die Nachbarbloggerin immer zum Tagebuchbloggen auf unter dem Motto „WMDEDGT?“ (kurz und knackig für „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“). Manchmal melde ich mich auch hier im Blog zu Wort und dieses Mal habe ich nur wenig zu erzählen.

Ich bin der Tisch von der Wohngemeinschaft Naunynstraße mitten in Kreuzberg  im ehemaligen SO 36. 

Um kurz nach sechs Uhr ging die Wohnungstür zum ersten Mal. Und weil der Schlüssel von Sankt Michael im Regal neben mir mitgenommen wurde, weiß ich, daß jemand auf dem Weg zum Bäume gießen war, weil es die letzten Tage so heiß war und nicht geregnet hat. Mit dem Schlüssel kommt man nämlich auch in einen Nebenraum mit Wasserquelle.

Die Frühstücksrunde um acht Uhr, die sich um mich versammelte, war sehr klein – nur drei Menschen. Einer, der eine Lernschwäche hat und nicht englisch lernen konnte, beklagte, daß er sich bei den Demos der LGBT-Community ausgeschlossen fühlt, weil die Redebeiträge immer auf englisch sind und nicht übersetzt werden. Außerdem wurde über das Flüchtlingscamp in unserer Nachbarschaft auf dem Oranienplatz gesprochen. Es gab schon 2015 ein Camp. Da haben die Geflüchteten gegen die Residenzpflicht protestiert und gegen andere schlechte Bedingungen. Dieses Mal geht es um strukturellen Rassismus. Die Geflüchteten aus der Ukraine werden nämlich unterschiedlich behandelt. Wenn sie einen ukrainischen Paß haben, bekommen sie gleich eine Aufenthaltserlaubnis und Zugang zum Gesundheitswesen und zum Arbeitsmarkt. Für die afrikanischen Studierenden, die aus der Ukraine geflüchtet sind, sieht das ganz anders aus. Wenn sie überhaupt eine Chance haben wollen hier zustudieren, dann müssen auf einem Sperrkonto 11 000 – elftausend – Euro hinterlegt werden. Wer hat das denn? Das ist jetzt ein Anlaß für den Protest. Ein Afrikaner, der im März an mir Platz genommen hat, bekam letzte Woche das amtliche Schreiben, daß er in sein Herkunftsland zurück muß. Für den Fall, daß er nicht freiwillig ausreist, wird die Abschiebung angekündigt. Er hat gehofft, daß er sein Medizinstudium hier beenden kann. Er hat begonnen deutsch zu lernen und auch schon eine kleine bezahlte Tätigkeit gefunden. Er wohnt bei einer Verwandten, die schon seit vielen Jahren in Deutschland ist und einen gesicherten Aufenthaltsstatus hat. Trotzdem: Es sieht schlecht aus für ihn. In der taz heißt es:

Besonders offensichtlich wird dieser staatliche Rassismus im Umgang mit Geflüchteten aus der Ukraine. Während Besitzenden eines ukrainischen Passes in vorbildlicher Geschwindigkeit Schutzstatus und Arbeitserlaubnis gewährt wurde, gestaltet sich die Situation für Drittstaatenangehörige, insbesondere die zahlreichen Studierenden aus afrikanischen Ländern, die aus der Ukraine geflohen sind, deutlich schwieriger. (von hier )

Während des Frühstücks zog schon der Duft des Schabbatbrots, das im Ofen war, durch die Wohnung. Tagsüber wurden einige Telefonate geführt. Freunde in Frankfurt müssen sich wegen Corona isolieren, und ein geplanter Besuch kann nicht stattfinden. Einige Details für Exerzitien auf der Strasse in Kreuzberg, die nächste Woche beginnen, müssen noch geklärt werden. Einkäufe fürs Wochenende wurden organisiert.

Mittags hat ein Bewohner ein Video auf seinem Smartphone gezeigt. Er kommt aus einem Land, das früher zur Sowjetunion gehörte. Heute lebt dort eine russische Minderheit. Das Video spielt in einem Bus dort. Der Busfahrer läßt ukrainische Musik laufen. Eine russische Familie, die mitfährt, beschwert sich sehr lautstark darüber. Sie schreien, daß der Busfahrer die Musik abstellen soll. Sie wollen diese Scheiß-Sprache nicht hören. Die anderen Fahrgäste solidarisieren sich und sagen, daß sie aussteigen sollen, wenn ihnen das nicht paßt.

Für das Abendessen bereitet der Chefkoch einen Eintopf mit Hühnerfleisch, Kartoffeln und Gemüse vor, der nach dem Anzünden der Schabbatkerezen und dem Segen über Wein und Brot verspeist wird. Danach ist es erst einmal ruhiger. Heute ist kein Konzert in der Trinkteufel-Kneipe im Erdgeschoß. Kurz vor Mitternacht wird der Computer hochgefahren für den Schabbat-G-ttesdienst in der Central Synagogue in New York.

Weitere Einträge zum #wmdedgT gibt es bei Frau Brüllen

xxx

xxx

Fruhstücksgespräche im Juli 2022 (23)

Unser morgendliches Frühstück findet nach wie vor wochentags um 8.00 Uhr und offen für alle am Samstag von 9.30 h bis 12.30 h statt, allerdings wurde das Aufschreiben der Themen etwas schleifen gelassen. Dafür gibt es zum Einstieg ein besonders schönes Foto vom letzten Samstagsfrühstück im Juli:

Samstagsfreude beim Samstagsfrühstück: Zwetschgennudeln für alle im Zwetschgenrösterbad (fotografiert von Franzi)

Hier eine unvollständige Auswahl unserer Themen: 

– Lesung: „Wie ist Jesus weiß geworden“ 
– Containern: warum ist es verboten?
– Erinnerungen an das Olympia-Attentat München 1972 
– Rassismus in Gesellschaft und Kirche
– weiße Mittelschicht als Maßstab
– Massenschlägerei in zwei Berliner Freibädern
– Wie hat sich die Situation in den Tafel-Ausgabestellen durch die geflüchteten Ukrainerinnen verändert
– Gedenktafel für den Widerstandskämpfer Franz Jägerstätter am ehemaligen Reichsmilitärgericht
– evangelische Trauung von Leuten, die aus der Kirche ausgetreten sind (Christian Lindner)
– Heilung aus unterschiedlichen Perspektiven (medizinisch, psychologisch, spirituell)
– jeder Mensch ist mit einer Sehnsucht unterwegs
– Schamanismus in unterschiedlichen Kulturen
– unterwegs in Südostasien
– Privilegien des deutschen Reisepasses
– Erfahrungen auf Reisen durch Länder, in denen es eine Mauer gibt / gab (Korea, Israel-Palästina, Mexiko, Deutschland …)
– Familiengeheimnisse und ihre (Langzeit-)Wirkungen
– Wie es ist, bei Verwandten aufzuwachsen
– Wie ist öffentlicher Nahverkehr organisiert: Deutschland / Schweiz

noch mehr Frühstücksgespräche

xxx

xxx