Weihnachten im Knast

Vor ein paar Wochen rief Jörg Machel an, der über 30 Jahre Pfarrer in Kreuzberg war. Für eine Sendung bei Deutschlandfunk Kultur sucht er Menschen, die über ihre Erfahrungen mit „Weihnachten im Knast“ mit ihm sprechen und vielleicht an dem Beitrag mitwirken würden. Ob nicht der eine oder andere (Ex-)Mitbewohner dazu bereit wäre, sich mit ihm zu treffen?

Ein ehemaliger Mitbewohner, der zehn Jahre in unserer WG gelebt hat, war dazu bereit. Er ist ziemlich am Anfang des Beitrags zu hören, und am Schluß erzählt er vom ersten Weihnachtsfest, das er in unserer Wohngemeinschaft erlebt hat. Die Sendung ist 18 Minuten lang und kann hier gehört werden.

Im Juni hat Jörg Machel bereits einen 4minütigen Beitrag über unser offenes Samstagsfrühstück gemacht: Wenn die Tür besonders weit offen steht. 
Sein Nachruf über „Christian Herwartz – ein Leben jenseits der Komfortzone“ steht hier.

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8. Tag Chanukka mit einem Wellensittich namens Dreidel

Am 8. Tag von Chanukka, der dieses Jahr am Abend des 25. Dezember begann, wurden alle Kerzen am Chanukka-Leuchter angezündet. Der Leuchter stand auf dem Fensterbrett, und die Kerzen spiegelten sich mehrfach im Fensterglas. Was für ein schönes Bild: Das Licht vervielfacht sich: 

Chanukka-Leuchter am 8. Tag

Danach sehen wir uns im Internet eine Chanukka-Geschichte als Bilderbuch an. Isaak Bashevis Singer hat sie Ende der 1940iger Jahre in New York geschrieben.. 

An Chanukka wird mit einem Kreisel (Dreidel) gespielt. Ein Wellensittich ist seiner Familie in einer kalten und stürmischen Winternacht entflogen. Er landet auf dem Fensterrbrett des Erzählers, der mit seiner Familie gerade Chanukka feiert. Sein Sohn David sieht den Vogel, der bei der Familie Zuflucht findet und die Herzen im Sturm gewinnt. Anscheinend war der Sittich in einer jüdischen Familie zuhause, denn er kann hebräische, jiddische und englische Worte. Er spielt auch gern mit einem Dreidel. 

Es werden Zettel über den zugeflogenen Vogel ausgehängt, doch niemand meldet sich. Der Vogel wird Dreidel genannt und bleibt  in der Familie. Sein Käfig ist immer offen, denn Chanukka ist ein Freiheitsfest. Jedes Jahr bekommt er an diesem Feiertag etwas geschenkt. Dann findet sich neun Jahre später an einem Chanukka-Abend seine Ursprungsfamilie. Wie es weitergeht, wird hier nicht verraten.,, 

 

Uns hat die Geschichte vom Wellensittich Dreidel gut gefallen.

Zum Weiterlesen:
Channukka – ein jüdisches Fest in dunkler Zeit

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Krippe 2022 mit Punker-König

Ein Freund unserer Gemeinschaft hat seine Krippe, die in den letzten Jahren entstanden ist, bei uns aufgestellt. Es ist ein „work in progress“. Der Ochse ist vorgestern fertig geworden. Als nächstes sind Esel und ein Dromedar dran sowie Geschenke der Könige und ein paar Schafe  …

Auf dem Weg zur Krippe: Maria, Josef, Könige, Hirten 2022

Segen sei mit dir, der Segen des strahlenden Lichts um dich her und innen in deinem Herzen. (irischer Segen zu Weihnachten)

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Weihnachtsmorgen mit Wolf, Lamm und Heinrich Heine

Es ist kurz nach acht Uhr morgens. Ein Mitbewohner hat den Kachelofen im Wohnzimmer schon angeheizt. Am Fenster steht der Chanukka-Leuchter mit den abgebrannten Kerzen von gestern Nacht. Auf dem Tisch steht der Adventskranz, den wir gestern zum Abendessen angezündet haben. 

Der Mitbewohner fragt, warum außer mir noch niemand da ist. Er dachte,, daß wir heute um 8.00 h frühstücken wie wir das unter der Woche tun. Unser Samstagsfrühstück mit vielen Gästen findet heute nicht statt. Wir haben nicht eigens darüber gesprochen, und so bin ich davon ausgegangen, daß für alle klar ist, wir frühstücken um halb zehn aber in kleinerem Rahmen wie sonst samstags. Dann bereiten wir den Weihnachtsabend vor. Der Mitbewohner geht noch eine Runde schlafen. 

Durch die Advents- und Weihnachtszeit begleitet uns – wie schon in den letzten Jahren – der Adventskalender „der andere Advent“. Er hängt neben dem Kachelofen im Wohnzimmer. Ich schlage die Seite für heute auf und sehe in der unteren Hälfte ein Foto von einem entspannt sitzenden Wolf, an dem ein ebenso entspannt sitzendes Lämmchen lehnt – eine Anspielung auf einen Vers im Prophetenbuch Jesaja (Kapitel 65 Vers 25). aus seiner Friedensvision:

Es weiden Wolf und Lamm mitsammen
Stroh frisst der Löwe wie das Rind.
die Schlange, Staub ist ihre Speise
man schädigt nicht
vernichtet nicht
auf meinem ganzen heilgen Berg
spricht der Ewige.
(Übersetzung von Naftali Herz Tur-Sinai);

Auf der oberen Hälfte des Blattes ist ein Gedicht von Heinrich Heine abgedruckt:

Hörst du den Gott im finstern Meer?
Mit tausend Stimmen spricht er.
Und siehst du über unserem Haupt
die tausend Gotteslichter?

Der heilige Gott der ist im Licht
Wie in den Finsternissen
Und Gott ist alles, was da ist;
Er ist in unseren Küssen.

Mit diesen Worten – denen des Propheten Jesaja und denen von Heinrich Heine – grüßen wir alle Mitlesenden und wünschen Euch frohe, gesegnete und lichtvolle Feiertage – egal ob Ihr Weihnachten oder den vorletzten Abend von Chanukka feiert.

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Zur Wintersonnwende: Du Dunkelheit

Heute am 21. Dezember ist der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres – zumindest in unseren Breiten. Dazu paßt das Gedicht von Rainer Maria Rilke:

Du Dunkelheit

Du Dunkelheit, aus der ich stamme,
ich liebe dich mehr als die Flamme,
welche die Welt begrenzt,

indem sie glänzt
für irgend einen Kreis,
aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß.

Aber die Dunkelheit hält alles an sich:
Gestalten und Flammen, Tiere und mich,
wie sie’s errafft,
Menschen und Mächte –

Und es kann sein: eine große Kraft
rührt sich in meiner Nachbarschaft.

Ich glaube an Nächte.


Rainer Maria Rilke, 22.9.1899, Berlin-Schmargendorf

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Alle sechs Jahre …

… fällt der Weihnachtsabend und der Sylvesterabend auf einen Samstag. An Weihnachten ist bei uns ab 18.00 Uhr die Tür ganz weit offen für alle, die kommen und mit uns feiern mögen. Dafür ist einiges an Vorbereitungen erforderlich. Der Chefkoch braucht die Küche und ganz viel Platz und noch mehr personelle Unterstützung …

Deshalb: 

Liebe Frühstückgäste,

am Sa 24. Dezember 2022 und am Sa 31. Dezember 2022 findet kein Samstagsfrühstück statt. Wir freuen uns auf weiteres gemeinsames Frühstücken am Samstagmorgen wieder am 7. Januar 2023 ab 9.30 h und wünschen bis dahin allen Freunden, Freundinnen, Wegbegleitern, Unterstützerinnen und Mitlesenden frohe Weihnachten oder ein fröhliches Chanukka.

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Wie den 4. Adventssonntag und Chanukka miteinander feiern

Tage wie gestern – wenn Feste unterschiedlicher religiöser Traditionen begangen werden, stellen die Frage, wie man damit so umgehen kann, daß jedes Fest angemessen gewürdigt wird und so gefeiert wird, daß sich die Person, die in dieser Tradition zuhause ist, damit wohlfühlt. Jede/r kann in unserer Gemeinschaft seine religiösen Traditionen einbringen oder auch nicht.

Vor Corona haben wir an den Samstagabenden im Advent Freunde eingeladen, miteinander gegessen, Adventslieder mit musikalischer Begleitung gesungen, Geschichten erzählt und einmal auch miteinander einen Stern gebastelt. Jede/r durfte die Zacke von einem Stern falten. So entstand unter Anleitung von Schwester Rita ein Gemeinschaftsstern. Diese Abende haben wir in guter Erinnerung. 

Dieses Jahr war der Wunsch der hier Wohnenden, sich am Sonntagnachmittag mit Freunden zum Adventskaffee und anschließendem Singen zu treffen. Wegen Corona waren wir mit den Absprachen spät dran und setzten dann am 2. Adventssonntag ein. 

Der Abend des vierten Adventssonntags war zugleich der Beginn von Chanukka, dem jüdischen Lichterfest, das acht Tage dauert. So haben wir Freunde nachmittags zum Adventskaffee mit Singen und Erzählen eingeladen. Unsere Freundin Karin war mit ihrer Geige gekommen und hat uns beim Singen begleitet. Wir haben ein eigenes Liederheft mit Advents- und Weihnachtsliedern zusammengestellt, das inzwischen 46 Lieder enthält. Um fünf Uhr nachmittags haben wir – nachdem wir das letzte Adventslied gesungen haben – den Kaffeetisch abgeräumt und gemeinsam mit den Gästen, die zum Chanukka-Abend geblieben sind oder extra dafür gekommen sind, den Abend vorbereitet. Der Chefkoch hatte schon tagsüber mit viel Unterstützung die kulinarische Seite des Abends in den Blick genommen und vorbereitet.

Mit einem Bilderbuch über den Ursprung und die Geschichte des Chanukka-Festes wurden alle eingestimmt, denn einige hatten schon in den letzten Jahren mitgefeiert, aber für andere war es ein ganz neues Terrain. So haben sich aus dem Bilderbuch auch Fragen ergeben, über die wir gesprochen haben und einige Bräuche, die zum Fest gehören, wurden erklärt, damit alle wußten, warum jeden Tag eine Kerze mehr angezündet wird und warum Speisen gegessen werden, die in Öl gebraten bzw. frittiert werden.

Danach wurde mit den Segenssprüchen die erste Kerze am Chanukka-Leuchter entzündet. 

Chanukkia – die erste Kerze ist entzündet

Der Chefkoch hatte eine neue Variante von Latkes (Kartoffelpuffer), die traditionell zu Chanukka gehören, entwickelt, nämlich sehr leckere Kartoffel-Gemüse-Puffer mit mehreren Dips (Frischkäse mit Knoblauch, Chili, getrockneten Tomaten, Lachs). Zum Nachtisch gab es dann eine Kuchenkreation mit viel Obst und einer Himbeer-Granatapfel-Sauce, die in ihrer Form einem Berliner (andere sagen, Pfannkuchen oder Krapfen) nachempfunden war, denn auch Sufganiot – wie sie auf Hebräisch heißen – gehören traditionell in den unterschiedlichen Varianten zu Chanukka.

Kuchen zu Chanukka – einem Berliner / Pfannkuchen / Krapfen nachempfunden

Und auch ein Chanukka-Geschenk gab es. Eine Bewohnerin hatte einen Chankka-Leuchter ganz lebensecht gemalt. Jede/r Bewohnerin hat auf eine der Kerzen ein Symbol gemalt. Was für eine schöne Idee.

Chanukkia – gemalt mit Symbolen

Wir hatten einen sehr fröhlichen und schönen Abend. Allen, die es feiern
 חג חנוכה שמח

Und am Montag ist der 19. Dezember. Da feiern wir mit unserem griechisch-orthodoxen Bewohner seinen Namenstag: Nikolaus

Zum Weiterlesen und Schauen
Channukah – ein jüdisches Fest in dunkler Zeit
Advent 2021: Das Schöne im Schweren (Advent und Chanukka in Corona-Zeiten)
Advent meets Chanukka
Chanukka 5780 – Licht teilen
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Versuchskaninchen – oder: Wenn der Chefkoch übt …

Tannenbaumpizza

Weil auf der Arbeitsstelle vom Chefkoch diese Woche ein Weihnachtsessen angesagt ist, und Pizza besonders beliebt ist, deshalb hat er gestern mit Unterstützung einer Mitbewohnerin eine neue  Weihnachtskreation entwickelt: Tannenbaumpizza und Weihnachtssternpizza. Wir sind dann gerne Versuchskaninchen Testessende. Allen hat es vorzüglich geschmeckt. Außerdem war es ein schöner Abschluß des dritten Adventssonntags, an dem wir nachmittags viele Gäste zum gemeinsamen Kaffeetrinken und Singen hatten und Pater Benno uns mit Gitarrenbegleitung unterstützte. 

Weihnachtssternpizza

 

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