Ab heute (Samstag 27. November) tritt im Erzbistum Berlin die 2 G-Regel für alle Veranstaltungen in katholischen Räumen in Kraft. Nur noch Geimpfte und Genesene dürfen an Gottesdiensten teilnehmen. In jeder Großpfarrei wird es eine Messe für Nichtgeimpfte geben.
Am letzten Samstag hatten wir einen älteren Priester beim wöchentlichen Samstags-Frühstück zu Gast, der uns um Reaktionen bat für eine Situation, die für ihn sehr schwierig ist, nämlich, wie er sich zur 2 G – Regel für katholische Veranstaltungen
– insbesondere die Messen – verhalten soll. Er hat keine eigene Gemeinde, wird aber oft eingeladen.
Seit 40 Jahren gibt es unser offenes Samstagsfrühstück. Es kommen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, sozialen Milieus und Religionsgemeinschaften – letzten Samstag vom Obdachlosen bis zum Professor, christlich (fünf Konfessionen), hinduistisch, buddhistisch,jüdisch, aus Deutschland, Indien, der Türkei, Georgien und Nigeria – insgesamt zehn Gäste während der drei Stunden. Sowohl unter den
WG-Bewohnern als auch unter den Gästen sind Ungeimpfte, die sich impfen lassen könnten aber Gründe haben, dies nicht zu tun. Wir halten die WG für ALLE Menschen offen.
Wir hatten darüber schon mehrere sehr tiefgehende Gespräche in der WG, mit Besuchern und beim Samstagsfrühstück zu diesem Themenbereich: Immer wieder bedanken sich Nicht-Geimpfte, daß sie weiterhin kommen dürfen. Immer wieder wird gefragt, ob man einen Test mitbringen muß. Alle nicht Geimpften hier bei uns am
Tisch – Gäste und Bewohner – erlebe ich als Menschen, die in unterschiedlichen Bereichen nach ihren Möglichkeiten sich sozial engagieren und die vorsichtig agieren. Niemand bestreitet Corona.
Nach einem langem Gesprächsgang, bei dem Ungeimpfte sich ausführlich und sehr persönlich geäußert hatten, fragte ich ihn, was er daraus mitnimmt. Er meinte, er wird alle Messen absagen. Auch die Mitbrüder seiner Ordensgemeinschaft haben Verständnis für seine Position.
Ich fragte ihn, ob er an den Adventssonntagnachmittagen in unsere WG kommen würde um hier mit uns und denen, die kommen wollen,die Messe zu feiern. Auch uns als Gemeinschaft betreffen diese Einschränkungen, denn wir sind mit der katholischen Gemeinde, auf deren Gemeindegebiet unsere WG liegt, sehr verbunden. Derzeit können wir dann dort nicht mehr gemeinsam den Gottesdienst besuchen. Zu unserer Freude sagte der Priester, der ein langjähriger Freund unserer Gemeinschaft ist, spontan zu.
Als er heute wieder zum Frühstück kam, erzählte er, daß er alle Messen abgesagt hat und es sich für ihn richtig anfühlt. Der Austausch bei uns letzte Woche habe ihm sehr geholfen auch bei einem Artikel zum Thema, den er auf Anfrage der Experten-Initiative Religionspolitik verfaßt hat:
2G-3G-Regelung der Gottesdienste: Mit Vollgas ins Dilemma.
Darin heißt es unter anderem:
Die katholische Kirche lehrt, dass die sonntägliche Eucharistie „Quelle und Höhepunkt“ des kirchlichen Lebens ist, Feier der Versöhnung mit Gott und untereinander. Nun ist ein Teil der Getauften von der Teilnahme daran „grundsätzlich“ ausgeschlossen. Die katholische Kirche nutzt nicht den Spielraum, den sie hat, um möglich zu machen, was möglich ist. Obwohl die Politik es nicht verlangt hat, schließt sie die Türen zur Eucharistie – bis auf je eine Ausnahme pro Pfarrei – für Ungeimpfte. Damit finden die allermeisten Eucharistiefeiern unvermeidlich unter der Bedingung von Ausgrenzung statt…
xxx