Erinnerung ohne Foto (7): Demo – Polizeigewalt – Haft

Am 1. Mai hat Christian regelmäßig an der Demo, die von der Gewerkschaft organisiert wurde, teilgenommen. Auch ansonsten war er als Arbeiter in der Gewerkschaft organisiert. Er war Vertrauensmann bei der IG Metall und hat immer wieder von einer Demo  im Sommer 1997 erzählt, bei der ein türkischer Kollege von Polizeigewalt betroffen war. Er hat deutlich gemacht, daß er damit nicht einverstanden ist und eine Anzeige von der Polizei kassiert. Weil sein Anwalt nicht rechtzeitig Widerspruch einlegte – Christian selbst war im Urlaub, kam es zu einer Verurteilung und einer 10tägigen Haftstrafe, die er in Berlin-Plötzensee verbüßte. Den genauen Hergang und die Erfahrungen im Gefängnis kann man / frau auf der nackte-Sohlen-Seite von Christian hier nachlesen. Aus naheliegenden Gründen gibt es davon keine Foto. Auch die taz hat darüber geschrieben: Vertrauensmann der IG Metall im Knast. Ein Foto von der Haftanstalt Plötzensee gibt es auf Wikipedia.

Weitere Erinnerungsfotos von und über Christian sind alle gesammelt hier:

und einzeln dort:
Karfreitag vor dem Abschiebegefängnis
Erzählcafe im Wedding
interreligiöses Friedensgebet am Gendarmenmarkt
Kinderbesuch in Kladow
Im Garten vom Peter-Faber-Haus
Gespräche am Jakobsbrunnen beim evangelischen Kirchentag in Berlin

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Erinnerungsfoto (6): Karfreitag vor dem Abschiebegefängnis

Mahnwache vor dem Abschiebegefängnis Berlin-Grünau (Foto: Ana Sophia Augustin)

An Christians Geburtstag vor einigen Tagen und in der Karwoche habe ich mich immer wieder an die von ihm organisierten Mahnwachen vor dem Abschiebegefängnis (heute nennt es die offizielle Sprachregelung „Flughafengewahrsam“) erinnert.
 
Die Gruppe „Ordensleute gegen Ausgrenzung“ deren Mit-Begründer Christian war, hat seit 1995 immer am Karfreitag und am 3. Oktober zu Mahnwachen vor dem Abschiebeknast – erst in Grünau später auf dem Flughafengelände Schönefeld – eingeladen. 
 
Ich war zum ersten Mal am Karfreitag 2014 in Berlin-Grünau dabei. Wir waren so um die 50 Menschen. Neben den einladenden „Ordensleuten gegen Ausgrenzung“ waren Mitbewohner und Freunde der Wohngemeinschaft dabei, Arbeitergeschwister sowie BegleiterINNEN von Exerzitien auf der Straße und junge Menschen, die sich gerade im Rahmen einer Vorbereitungswoche auf ihren Einsatz als „Missionare auf Zeit“ in fernen Ländern vorbereiteten und Orte der Armut und Ausgrenzung in den Blick nehmen sollten. 
 
 Christian hatte das Treffen mit dem Seelsorger, der im Abschiebegewahrsam tätig war, abgestimmt. Die Gefangenen wußten von unserer Anwesenheit. In einem liturgischen Rahmen gab es vor dem Gefängnis Impulse, Statements, Lieder, Fürbitten und Symbole. Ich erinnere mich noch an Christians Impuls. Für ihn war die Sichtweise wichtig, daß dieses Gefängnis ein Tabernakel sei, in dem Christus gegenwärtig sei. In deutlichen Worten benannte er es als Unrecht, daß Menschen, weil sie aufgrund ihrer Lebensbedingungen ihr Land verlassen haben, kriminalisiert werden. Die umstehenden Polizisten schrieben eifrig mit. 
 
Christian hatte das schon deutlich in der Einladung zum Ausdruck gebracht:
 
Wir erwarten eine Ausreisegruppe von jungen Menschen, die als Missionarinnen auf Zeit (MAZ), die sich also auf ein Jahr hinter der Mauer, die um Europa aufgebaut ist, vorbereiten und die wir an der Gefängnismauer berühren können, denn die Gefangenen hinter ihr sollen aus Europa geflogen werden. Sie zu besuchen ist die erste reale Ausreiseübung. Herzliche Einladung mit ihnen vor dieser Mauer zu stehen in Solidarität mit den Gefangenen, denen ohne eine Straftat die Freiheit, die der Staat schützen soll, genommen wird.
 
Zeitgleich zu unserem Ritual lud der Gefängnisseelsorger die Gefangenen in der Abschiebehaft zu einem Gottesdienst ein. Da das Fenster in unsere Richtung ging, konnten wir sie singen hören.
 
Anschließend konnten durch die Vermittlung des Gefängnisseelsorgers einige von uns die Gefangenen besuchen, die das wünschten, ihnen zuhören und Tabak, Schokolade und Telefonkarten mitbringen. 
 
Als das Abschiebegefängnis auf das Gelände des Flughafens Berlin-Schönefeld verlegt wurde, hat die Betriebsgesellschaft getragen vom Bund, Land Brandenburg und Berlin die Mahnwachen untersagt. Christian hat sich dagegen gewehrt und sich bis zum Bundesverfassungsgericht durchgeklagt und Recht bekommen. Das kann man im FREITAG hier nachlesen.
 
 
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Wer von den Mitlesenden ein Erinnerungsfotos beitragen möchte, ist eingeladen es mit einem kurzen oder längeren Text zu schicken.
 
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Erinnerungsfoto (5): Erzählcafe im Wedding

Es war an einem Samstag im März 2016 im Erzählcafe im Wedding, daß Christian Herwartz mit unserem Mitbewohner Rockn Rolf von seinem Leben in der WG erzählte und das Einfach-Ohne-Buch, die dritte Textsammlung unserer WG vorstellte. Das Erzählcafe im Wedding – moderiert von Regina Scheer – war eine Institution. Es fand 14tägig am Samstagnachmittag statt mit einer Kaffeetafel. 

Regina Scheer stellte dem Gast Fragen und begann immer mit: „In welcher Familie sind Sie aufgewachsen?“. Nach einer guten Stunde wurden dann die Besucher*innen einbezogen und konnten ihre Fragen stellen und ins Gespräch kommen

Erzählcafe mit Christian Herwartz im Wedding

Weitere Erinnerungsfotos von und über Christian sind alle gesammelt hier:

und einzeln dort:
Karfreitag vor dem Abschiebegefängnis
interreligiöses Friedensgebet am Gendarmenmarkt
Kinderbesuch in Kladow
Im Garten vom Peter-Faber-Haus
Gespräche am Jakobsbrunnen beim evangelischen Kirchentag in Berlin

Bürgersaal Malplaquetstraße

Mehr zum Einfach-ohne-Buch, einer Textsammlung unserer WG mit Illustrationen von Rockn Rolf (aka Rolf Kutschera)

Erinnerungsfoto (4): interreligiöses Friedensgebet

Die Anschlägen auf die Twin Towers in New York am 11. September 2001 waren der Anlaß für das interreligiöse Friedensgebet, das ab Januar 2002 jeden Monat am ersten Sonntag auf dem Gendarmenmarkt vor dem Deutschen Dom stattfand. Beim Vorbereitungstreffen wurde ein Text zu einem aktuellen Thema skizziert, den dann ein Mitglied der Gruppe – sehr oft Christian – ausformulierte. Dieser Text wurde dann am Anfang des Treffens verteilt, auch an interessierte Umstehende, von denen sich gelegentlich der eine oder die andere dazustellte. 

Betend den Mut finden zum Sprechen stand auf dem Transparent, das zwei der Teilnehmenden hielten. 

Interreligiöses Friedensgebet Gendarmenmarkt 2019 – Foto Anna Augustin

die Seite vom interreligiösen Friedensgebet Berlin ist hier

Weitere Erinnerungsfotos von und über Christian sind alle gesammelt hier:

und einzeln dort:
Karfreitag vor dem Abschiebegefängnis
Erzählcafe im Wedding
Kinderbesuch in Kladow
Im Garten vom Peter-Faber-Haus
Gespräche am Jakobsbrunnen beim evangelischen Kirchentag in Berlin

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Erinnerungsfoto (3): Kinderbesuch in Kladow

Vor zehn Jahren haben A. und M. aus den Niederlanden in Sankt Michael Kreuzberg geheiratet. Christian hat sie getraut. Letztes Jahr im Oktober waren sie an einem verlängerten Wochenende in Berlin. Als wir uns trafen, entstand die Idee, daß sie uns mit ihrem kleinen Sohn bald für einige Tage besuchen. Wegen Corona waren wir unsicher, wann das sein würde: Im Winter oder wenn es draußen schöner sein würde im Mai 2022. Die Entscheidung lag bei ihnen.

Wie gut, daß sie nach Weihnachten 2021 gekommen sind und an einem Tag mit ihrem kleinen Sohn nach Kladow gefahren sind. Christian hat sich sehr gefreut, den kleinen David kennenzulernen. 

Weitere Erinnerungsfotos von und über Christian sind alle gesammelt hier:

und einzeln dort:
Karfreitag vor dem Abschiebegefängnis
Erzählcafe im Wedding
interreligiöses Friedensgebet am Gendarmenmarkt
Im Garten vom Peter-Faber-Haus
Gespräche am Jakobsbrunnen beim evangelischen Kirchentag in Berlin

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Erinnerungsfoto (2): Im Garten vom Peter-Faber-Haus

 

Christian Herwartz im Herbst 2021

Christian an einem Herbsttag 2021 an der Havel im Garten vom Peter-Faber-Haus, dem Seniorenheim der Jesuiten in Berlin

Weitere Erinnerungsfotos von und über Christian sind alle gesammelt hier:

und einzeln dort:
Karfreitag vor dem Abschiebegefängnis
Erzählcafe im Wedding
interreligiöses Friedensgebet am Gendarmenmarkt
Kinderbesuch in Kladow
Gespräche am Jakobsbrunnen beim evangelischen Kirchentag in Berlin

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Erinnerungsfoto (1): Gespräche am Jakobsbrunnen mit Christian Herwartz

Christian Weisner von der Kirchenvolksbewegung WIR SIND KIRCHE hat uns dieses Erinnerungsfoto geschickt:

P. Christian Herwartz SJ, unser erster Gast, sitzt lieber mitten im Publikum bei Wir sind Kirche auf dem Kirchentag 2017 in Berlin

Es ist auf dem evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin entstanden. Wie bei jeden Kirchen- und Katholikentag hat die Initiative auch bei diesem Kirchentag zu „Gesprächen am Jakobsbrunnen“ eingeladen. Christians Thema war: „Exerzitien auf der Straße: Respektvolles Hören und Sehen“.

Christian Weisner schreibt:

Lieber Namensbruder, Du warst ein ganz ungewöhnlicher Jesuit, der vielen Menschen bei den „Exerzitien auf der Straße“ (leider war ich nie dabei) die Augen geöffnet hat. Sehr wichtig auch das Buch „Unheilige Macht“ über den Missbrauchsskandal bei den Jesuiten, an dem Du wesentlich mitgewirkt hast. Du wirst vielen Menschen und auchC mir unvergessen bleiben.

Wer mag, darf uns gerne ein Erinnerungsfoto schicken

Zum Weiterlesen:
Nachgerufen: Christian Herwartz: Arbeiterpriester und Entdecker der Straßenexerzitien
Gottesdienst am Küchentisch (von Christian Herwartz über die Geschichte der WG und Kommunität Naunynstraße
Christians Impulstext zum Misereor-Hungertuch 2021 und 2022: Du stellst meine Füße auf weiten Raum

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