winterliches Besuchswochenende

Dieses Wochenende fand das Jahrestreffen der Begleitenden von Exerzitien auf der Straße hier in Berlin statt. Die Straßenexerzitien haben in unserem Wohnzimmer vor gut dreißig Jahren ihren Anfang genommen und sind inzwischen zu einer internationalen Angelegenheit geworden. Vier von den BegleiterINNEN von Exerzitien auf der Straße haben bei uns zur Freude aller – aber zur besonderen Freude des Chefkochs – hier übernachtet. Das schlug sich schon vorher im ganz besonderem Begrüßungsessen nieder und soll hier mit Connys Fotos einen Niederschlag finden:

Der Chefkoch erfand Lammhackbraten mit Pistazienkernen und Granatapfelkernen:

Lammhackbraten mit Sauce garniert mit Granatapfelkernen

Als bereits bekannt vorausgesetzt werden darf bei den Mitlesenden hier der berühmte Gemüsereis, den es in verschiedenen Varianten immer wieder neu gibt – dieses Mal mit Cranberries, Walnüssen und Karotten.:

Gemüsereis mit Cranberries und Granatapfelkernen

Zum Abschluß gab es dann eine von einer Mitbewohnerin wunderschön zusammengestellte Obstplatte:

Obstplatte

Es war eine große Freude, langjährige Freunde quer durch die Republik und aus der Schweiz bei uns zu haben,. Beim Samstagsfrühstück war dann ein ehemaliger Bewohner aus Tschechien mit Frau und vier Kindern bei uns, und am Sonntagnachmittag zum Kaffeetrinken und zur Lesung aus dem Machandel-Buch brachte der Tischlerfreund noch einen Bekannten mit. 

Am Abend feierten wir dann noch einen Geburtstag – auch mit gutem Essen – Gästen und gemeinsamen Singen in deutsch, spanisch, englisch, französisch und jiddisch. Ein prallvolles Wochenende mit vielen unterschiedlichen Begegnungen, Gesprächen, dichten Schneeflocken am Samstag ….

Zum Weiterlesen

Was sind Exerzitien auf der Straße
Mehr Kulinarisches – nicht nur vom Chefkoch

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12 von 12 im Februar 2023: Osterbrunnenprojekt nimmt Fahrt auf

Immer am 12. eines Monats lädt Frau Caro zur Aktion 12 von 12 ein. Jede/r beschreibt mit 12 Fotos die Erlebnisse und Erfahrungen dieses Tages.

Weil hier in der Wohngemeinschaft der Wohnzimmertisch eine zentrale Rolle spielt und am meisten von allen mitbekommt, was sich in unseren gemeinsamen Räumen (Wohnzimmer und Küche nebenan tut) ist er heute wieder mal dran und darf erzählen:

 

Seit heute Nacht stehen neben mir die Neuzugänge an ausgeblasenen Eiern, die seit 3. Februar entstanden sind: Bis auf drei alle in Serviettentechnik. Die BewohnerINNEN sollen sie sehen, wenn sie zum Frühstück kommen:

 

Gegen halb acht Uhr wird der Kachelofen angeheizt. Der wurde schon für 12 von 12 im Januar fotografiert und zwar hier (3. Foto).

Blick in den Kachelofen beim Anheizen

Der Frühstückstisch wird gedeckt. Am Sonntag gibt es immer um 9.00 Uhr Frühstück und meistens etwas Besonderes – heute Rühreier – ich sage nur: ausgeblasene Eier – und Obstsalat. Eine dreiviertel Stunde später brechen die ersten zum Gottesdienst auf

Bildausschnitt: Wohnzimmertisch wird zum Frühstück gedeckt

Zwei haben sich zum Sprachtandem deutsch-russisch verabredet. Irgendwas kommt dazwischen. Stattdessen gibt es ein Sprachtandem deutsch-italienisch, das nicht fotografiert wurde.

kein Foto verfügbar

Gleichzeitig entsteht in der Küche Strudelteig für einen Millirahmstrudel, den es zum Nachmittagskaffeetrinken geben soll.

Strudelteig klassisch und ohne Ei

Später komme eine Freundin vorbei und bringt von einem befreundeten Ehepaar zwanzig Bio-Eier für das Osterbrunnen-Projekt. Dank an Susanne und Reinhard.

Eiergeschenk für das Osterbrunnenprojekt

Der Strudel  im Vorstadium als er zum Backen für eine gute Stunde in den Ofen geschoben wird

Strudel soeben in den Herd geschoben

Wir lesen das dritte Kapitel von Regina Scheers Roman „Machandel“, einem fiktiven Dorf in Mecklenburg-Vorpommern, in dem die Geschichte der DDR erzählt wird mit Rückgriffen auf Kriegsende und Nachkriegszeit. Heute erzählt Clara von ihrem ersten Sommer im Jahr 1985 in Machandel. Sie erfährt einiges über ihre Eltern und ihre Großmutter, worüber nie in der Familie gesprochen wurde.

Cover: Buch „Machandel“

Dazu gibt es Kaffee oder Tee und die Millirahmstrudel-Premiere in der WG.

Millirahm-Strudel-Premiere in der WG

Einige BewohnerINNEN sind außerhalb unterwegs. Eine ist Wahlhelferin andere treffen sich mit Freunden. Der Chefkoch und ein Mitbewohner bereitet Auberginen mit Tomatensauce zum Abendessen vor.

Abendessen Auberginen mit Tomatensauce

In die Aschekammer des Kachelofens werden die in Küchenrollenpapier eingewickelten Batik-Eier eingelegt um das Wachs abzuschmelzen.

Der Chefkoch lädt zum virtuellen Abendgebet mit Pater Philipp aus Maria Laach ein. Das kann man sich hier (drei Minuten) anschauen.

Die Batik-Ostereier werden aus dem Aschekasten herausgeholt, ausgepackt und auf einem Teller angeordnet:

Neuzugänge für das Osterbrunnenprojekt

Einige BewohnerINNEN tauschen sich noch über den Tag und die Berlinwahlen aus. Wie es wohl für Bettina Jarrasch ausgeht, die einige, die hier wohnen, persönlich kennen?

vorläufiges Wahlergebnis gegen 22.00 Uhr

 

Was andere BloggerINNEN heute erlebt haben steht bei Frau Caro im Blog „draußen nur Kännchen“ (nach unten scrollen).

Mehr zum Roman „Machandel“ von Regina Scheer.
12 von 12 im Januar 2023: Premiere

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Gedenkgottesdienst am 2. Februar 2023

Unser Gedenkgottesdienst im Februar hat eine lange Tradition: 37 Jahre. Und in diesem Jahr schließen wir anlässlich seines ersten Todestages am 20. Februar Christian Herwartz mit ein, der diese Tradition ins Leben gerufen hat. Michael Walzer, mit dem er nach Berlin gegangen ist, als Arbeiterpriester engagiert war und die Wohngemeinschaft gegründe hat, ist am 29. Januar 1986 an einem Gehirntumor verstorben. Franz Keller, dessen 9. Todestag wir begehen, kam etwas später zur Gemeinschaft dazu. 

Inzwischen erinnern wir auch an verstorbene (Ex-)MitbewohnerINNEN, Freunde und Freundinnen der Wohngemeinschaft und auch Verstorbene aus dem Kreis der CAJ (christliche Arbeiterjugend), deren Kaplan Michael Walzer war. Ich finde es jedes Jahr von Neuem bewegend, zu diesem Anlaß die inzwischen älter und alt gewordenen CAJler, die Michael noch gekannt haben, zu sehen.

Auch der Gemeinde Sankt Michael nahestehende Verstorbene gehören zu diesem Gedenken dazu.

Wir treffen uns am Donnerstag, den 2. Februar um 18.30 h in Sankt Michael (Waldemarstr. 8, 10999 Berlin) zum Gottesdienst. Anschließend gibt es noch eine heiße Suppe vom Chefkoch.

Am ersten Todestag von Christian Herwartz, also dem Montag den 20. Februar werden wir von der WG sein Grab auf dem St. Hedwigfriedhof III in der Ollenhauer Straße 24-28 (Nähe Kurt-Schumacher-Platz) besuchen. Für alle, die dabei sein wollen und können: Wir treffen uns am Eingang des Friedhofs um 14.30 h.

Zum Weiterlesen:
CAJ-Psalm
Nachrufe von Bewohnern und Freunden der WG

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#WmdedgT Januar 2023 – Bloggeburtstag und Feiertage

Die Nachbarbloggerin lädt wieder – weil der 5. des Monats ist – zum Tagebuchbloggen ein. #WmdedgT  ist das Motto: Was machst du eigentlich den ganzen Tag. Und der Tisch im Wohnzimmer unserer WG kommt wieder zu Wort über das, was sich hier rund ums Wohnzimmer abspielt:

Kurz vor 8.00 Uhr ist es noch recht still. Ich bin schon eingedeckt für das gemeinsame Frühstück. Weil Donnerstag ist, kommt vielleicht jemand von den Nachbarn dazu. Der Kachelofen neben mir ist schon eingeheizt worden. Derzeit sind zwei Gäste für einige Tage hier – einer aus Freiburg und einer aus Werl. Beide haben früher hier in Berlin gelebt, deshalb kenne ich sie schon. Die Themen beim Frühstücksgespräch kreisten heute – nicht nur aber vorwiegend – um schwierige Themen:

– die Sternsinger kommen am Samstag ab 10.00 Uhr
– Folgen von Kriegstrauma bei älteren Menschen
– die sieben Babys vom Konzentrationslager Kaufering
– Überleben nach dem Überleben
– Erfahrungen mit (Ver-)Schweigen und Reden bei Überlebenden der Schoah und nicht-jüdischen Deutschen: Dynamiken von Schuld und Scham
 
Darauf kamen die BewohnerINNEN, weil vor kurzem ein Besuch hier war, der seine Mutter nicht kennengelernt hat und davon erzählt hat. Sie wurde in einer Nervenheilanstalt in der Nazizeit umgebracht, weil sie aufgrund ihrer Krankheit als „lebensunwertes Leben“ galt.
 
Am Vormittag wurden dann noch die Details zum Sternsinger-Besuch besprochen. In Berlin sind Katholiken eine kleine Minderheit – in der WG auch seit keine Jesuiten mehr hier leben. Die Sternsinger gehen nicht von Haus zu Haus wie das in katholisch geprägten Gegenden Brauch ist, sondern besuchen Familien, von denen sie eingeladen werden. Die Interessierten tragen sich an den beiden Sonntagen vorher in Kirchengemeinden in eine Liste ein oder rufen im Pfarrbüro an.
 
So haben wir erfahren, daß die Sternsingergruppe mit den erwachsenen Begleitern – jemand von den Eltern oder der Kirchengemeinde – ab 10.00 Uhr zu unserem offenen Samstagsfrühstück kommen werden. In Berlin kann man Kindergruppen, die als Sternsinger verkleidet sind, nicht alleine losgehen lassen. Das Risiko, daß sie von nicht wohlmeinenden Erwachsenen dumm angemacht aggressiv angesprochen werden oder gar gewalttätige Übergriffen ausgesetzt sein könnten, ist zu groß.
 
Die Sternsingeraktion sammelt dieses Jahr für Projekte in Asien. „Kinder stärken – Kinder schützen in Indonesien und weltweit“ lautet das Motto der aktuellen Sternsingeraktion 2023. Die Organisatoren schreiben:
 
„Weltweit leiden Kinder unter Gewalt. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jährlich eine Milliarde Kinder und Jugendliche physischer, sexualisierter oder psychischer Gewalt ausgesetzt sind – das ist jedes zweite Kind.“
 
Gleichzeitig wird an diesem Tag für einen Mitbewohner, der mehrere tausend Kilometer von zuhause weg ist, sein griechisch-orthodoxes Weihnachten sein. Dafür wird ein besonderes Abendessen geplant.
 
Am Vormittag – bei einem Telefongespräch – hat K. erzählt, daß sie vor fünfzehn Jahren an Sylvester mit ihrer kleinen Tochter auf dem Arm im Wassertor-Kiez von Jugendlichen durch das Viertel gejagt wurde. Seitdem geht sie am 31. Dezember nicht mehr raus. „Und jetzt wundern sich alle über die Jugendgewalt dieses Sylvester. Die haben die letzten 15 Jahre nichts gemacht. Ich wundere mich nicht“ sagt sie.  Die Polizei hat sie damals nicht ernst genommen, obwohl eine Frau, die zur gleichen Zeit dort unterwegs war, ein Auge verloren hat. Der Wassertor-Kiez liegt zwischen Halleschem Tor und Kottbusser Tor beim U-Bahnhof Prinzenstraße.
 
K. ist als Märchenerzählerin ausgebildet und unterwegs. Sie wird am 15. Januar um 15.00 Uhr zu uns kommen und hier im Wohnzimmer „Frau Holle“ mit Geigenbegleitung uns und Freunden der WG erzählen. 
 
Danach wurde der Hefeteig für den Dreikönigskuchen angesetzt. Hier kann man ein früheres Exemplar sehen.  Bei uns wird er nach Schweizer Rezept gemacht, obwohl wir derzeit niemand aus der Schweiz bei uns wohnen haben, aber manche (kulinarischen) Traditionen erhalten sich.
 
Zum Mittagessen gab es für die vier Anwesenden Reste vom Kartoffelauflauf mit Salat. Der Besuch aus Freiburg war im Marienstift gewesen, wo er unseren lange Zeit ältesten Mitbewohner, Bruder Christian (derzeit 90 Jahre) nach einer Corona-Infektion besucht hat und berichtete davon.  Inzwischen muß man sich nicht mehr im Heim anmelden für ein Zeitfenster, sondern kommt mit einem tagesaktuellen Corona-Test tagsüber ins Haus (außer zwischen 12 und 14 Uhr). Bruder Christian ist noch sehr geschwächt und freut sich über jeden Besuch auch wenn er nicht mehr jede/n erkennt, der kommt. Da der Corona-Test im nahegelegenen Testzentrum inzwischen 10 Euronen kostet wenn man keinen Nachweis hat, daß man jemand im Krankenhaus oder im Seniorenheim besucht, hat der Freiburg-Besuch für einige Mitbewohner Bestätigungen von der Verwaltung des Heimes mitgebracht und auf mir abgelegt.
 
Der Nachmittag verlief unspektakulär. Ein Einkauf bei Aldi war fällig – zu teilweise spektakulären Preisen. Der Frischkäse, der jahrelang 89 Cent kostet, wird inzwischen – wie ich höre – für 1,59 Euro unters Volk gebracht. Ein Bewohner kam vom Betriebsausflug ins Potsdamer Biosphären-Reservat oder so ähnlich zurück und hat ganz begeistert davon erzählt, obwohl er am Abend zuvor überhaupt keine Lust dazu hatte. 
 
Der Besuch aus Werl, Bruder Winfried von der Emmaus-Gemeinschaft, war auch unterwegs. Er spielt mehrere Instrumente und hat eine englische Concertina dabei – eine Art Mini-Akkordeon. Am Anhalter Bahnhof hat er im Zwischengeschoß Straßenmusik gemacht. Uns hat er abends einige Volkstänze und Volkslieder aus verschiedenen Ländern vorgespielt (z.B. Irland und Moldawien). Einige Bewohner hatten noch Lust zu singen und wurden von Bruder Winfried begleitet.
 
Danach wurde noch im Internet gesurft und Näharbeiten gemacht, die Küche aufgeräumt und der Kachelofen für die Nacht mit einem Brikett, das mit nassem Zeitungspapier umwickelt ist, gefüttert, damit er nicht auskühlt bis zum Morgen..
 
Als der Computer für den ersten Teil dieses Eintrags hochgefahren wird, gratuliert wordpress zum Bloggeburtstag, zwar einen Tag zu früh, aber 2016 ging es hier los. 
Inzwischen gibt es 658 Blogposts – mit diesem dann 659. Letztes Jahr waren etwas über 6900 BesucherINNEN hier, die etwas mehr als 17 000 Seiten aufgerufen haben. Ganz schön viel für so ein WG-Nischenblog. 
 
Zum Weiterlesen:
Was andere BloggerINNEN heute am 5. Januar 2023 gemacht haben, wird  hier   (nach unten zur Liste durchscrollen) erzählt.
Die „Heiligen Drei Könige“: Was Bibel und christliche Traditionen dazu meinen steht hier
 
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2023: Neujahrsgruß mit Bild von Christian

Zwischen den Jahren hatten wir einen ganz besonderen Besuch. Elisabeth, die seit fast sieben Jahren in Kevelaer lebt, kam nach Berlin. In ihrer Berliner Zeit war sie sehr oft in der Wohngemeinschaft. Sie hat uns mit diesem Bild überrascht, von dessen Existenz wir nichts wußten.

Weihnachtsüberraschung: Bild von Christian

Elisabeth war im Spätherbst letzten Jahres in Kladow. Christian wußte schon, daß er bald sterben würde. Er hat das Bild kurz vorher im Krankenhaus gemalt, es Elisabeth gegeben und sie gebeten, zu uns in die Naunynstraße zu gehen.

Wir haben uns sehr darüber gefreut. Noch ein Bewohner lebt hier – der Chefkoch -, der Elisabeth noch von früher kannte. Für uns andere war es eine neue Begegnung. Es waren erfüllte Tage, an denen wir reich beschenkt wurden. Wie schön, daß wir an frühere Zeiten anknüpfen konnten.

Wir wünschen Euch allen Gutes, Zuversicht und Gesundheit. Möge das Neue Jahr der Welt Frieden schenken. Seid gesegnet.

Nachtrag:

Christian hat kurz vor seinem Tod das folgende Gebet geschrieben, an das ich denken mußte als ich das Bild sah:

DANKE
Du Tod, Sprung ins Leben
Du kündigst dich an
Du bist die abschließende Freude
Ich danke Dir für Dein Kommen
Amen Christian

Pour les pretres ouvriers francais qui nous suivent ici:

Une priere que Christian a ecrit quelques semaines avant sa mort:

MERCI
Toi la mort, saut vers la vie
Tu t’annonces
Tu es la joie finale
Je te remercie pour ta venue
Amen. Christian

Zum Weiterlesen:
Erinnerungen an Christian Herwartz
Elisabeth schreibt über ihren Besuch bei uns im Gästebuch  (bitte nach unten durchscrollen)

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Weihnachtsmorgen mit Wolf, Lamm und Heinrich Heine

Es ist kurz nach acht Uhr morgens. Ein Mitbewohner hat den Kachelofen im Wohnzimmer schon angeheizt. Am Fenster steht der Chanukka-Leuchter mit den abgebrannten Kerzen von gestern Nacht. Auf dem Tisch steht der Adventskranz, den wir gestern zum Abendessen angezündet haben. 

Der Mitbewohner fragt, warum außer mir noch niemand da ist. Er dachte,, daß wir heute um 8.00 h frühstücken wie wir das unter der Woche tun. Unser Samstagsfrühstück mit vielen Gästen findet heute nicht statt. Wir haben nicht eigens darüber gesprochen, und so bin ich davon ausgegangen, daß für alle klar ist, wir frühstücken um halb zehn aber in kleinerem Rahmen wie sonst samstags. Dann bereiten wir den Weihnachtsabend vor. Der Mitbewohner geht noch eine Runde schlafen. 

Durch die Advents- und Weihnachtszeit begleitet uns – wie schon in den letzten Jahren – der Adventskalender „der andere Advent“. Er hängt neben dem Kachelofen im Wohnzimmer. Ich schlage die Seite für heute auf und sehe in der unteren Hälfte ein Foto von einem entspannt sitzenden Wolf, an dem ein ebenso entspannt sitzendes Lämmchen lehnt – eine Anspielung auf einen Vers im Prophetenbuch Jesaja (Kapitel 65 Vers 25). aus seiner Friedensvision:

Es weiden Wolf und Lamm mitsammen
Stroh frisst der Löwe wie das Rind.
die Schlange, Staub ist ihre Speise
man schädigt nicht
vernichtet nicht
auf meinem ganzen heilgen Berg
spricht der Ewige.
(Übersetzung von Naftali Herz Tur-Sinai);

Auf der oberen Hälfte des Blattes ist ein Gedicht von Heinrich Heine abgedruckt:

Hörst du den Gott im finstern Meer?
Mit tausend Stimmen spricht er.
Und siehst du über unserem Haupt
die tausend Gotteslichter?

Der heilige Gott der ist im Licht
Wie in den Finsternissen
Und Gott ist alles, was da ist;
Er ist in unseren Küssen.

Mit diesen Worten – denen des Propheten Jesaja und denen von Heinrich Heine – grüßen wir alle Mitlesenden und wünschen Euch frohe, gesegnete und lichtvolle Feiertage – egal ob Ihr Weihnachten oder den vorletzten Abend von Chanukka feiert.

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Wie den 4. Adventssonntag und Chanukka miteinander feiern

Tage wie gestern – wenn Feste unterschiedlicher religiöser Traditionen begangen werden, stellen die Frage, wie man damit so umgehen kann, daß jedes Fest angemessen gewürdigt wird und so gefeiert wird, daß sich die Person, die in dieser Tradition zuhause ist, damit wohlfühlt. Jede/r kann in unserer Gemeinschaft seine religiösen Traditionen einbringen oder auch nicht.

Vor Corona haben wir an den Samstagabenden im Advent Freunde eingeladen, miteinander gegessen, Adventslieder mit musikalischer Begleitung gesungen, Geschichten erzählt und einmal auch miteinander einen Stern gebastelt. Jede/r durfte die Zacke von einem Stern falten. So entstand unter Anleitung von Schwester Rita ein Gemeinschaftsstern. Diese Abende haben wir in guter Erinnerung. 

Dieses Jahr war der Wunsch der hier Wohnenden, sich am Sonntagnachmittag mit Freunden zum Adventskaffee und anschließendem Singen zu treffen. Wegen Corona waren wir mit den Absprachen spät dran und setzten dann am 2. Adventssonntag ein. 

Der Abend des vierten Adventssonntags war zugleich der Beginn von Chanukka, dem jüdischen Lichterfest, das acht Tage dauert. So haben wir Freunde nachmittags zum Adventskaffee mit Singen und Erzählen eingeladen. Unsere Freundin Karin war mit ihrer Geige gekommen und hat uns beim Singen begleitet. Wir haben ein eigenes Liederheft mit Advents- und Weihnachtsliedern zusammengestellt, das inzwischen 46 Lieder enthält. Um fünf Uhr nachmittags haben wir – nachdem wir das letzte Adventslied gesungen haben – den Kaffeetisch abgeräumt und gemeinsam mit den Gästen, die zum Chanukka-Abend geblieben sind oder extra dafür gekommen sind, den Abend vorbereitet. Der Chefkoch hatte schon tagsüber mit viel Unterstützung die kulinarische Seite des Abends in den Blick genommen und vorbereitet.

Mit einem Bilderbuch über den Ursprung und die Geschichte des Chanukka-Festes wurden alle eingestimmt, denn einige hatten schon in den letzten Jahren mitgefeiert, aber für andere war es ein ganz neues Terrain. So haben sich aus dem Bilderbuch auch Fragen ergeben, über die wir gesprochen haben und einige Bräuche, die zum Fest gehören, wurden erklärt, damit alle wußten, warum jeden Tag eine Kerze mehr angezündet wird und warum Speisen gegessen werden, die in Öl gebraten bzw. frittiert werden.

Danach wurde mit den Segenssprüchen die erste Kerze am Chanukka-Leuchter entzündet. 

Chanukkia – die erste Kerze ist entzündet

Der Chefkoch hatte eine neue Variante von Latkes (Kartoffelpuffer), die traditionell zu Chanukka gehören, entwickelt, nämlich sehr leckere Kartoffel-Gemüse-Puffer mit mehreren Dips (Frischkäse mit Knoblauch, Chili, getrockneten Tomaten, Lachs). Zum Nachtisch gab es dann eine Kuchenkreation mit viel Obst und einer Himbeer-Granatapfel-Sauce, die in ihrer Form einem Berliner (andere sagen, Pfannkuchen oder Krapfen) nachempfunden war, denn auch Sufganiot – wie sie auf Hebräisch heißen – gehören traditionell in den unterschiedlichen Varianten zu Chanukka.

Kuchen zu Chanukka – einem Berliner / Pfannkuchen / Krapfen nachempfunden

Und auch ein Chanukka-Geschenk gab es. Eine Bewohnerin hatte einen Chankka-Leuchter ganz lebensecht gemalt. Jede/r Bewohnerin hat auf eine der Kerzen ein Symbol gemalt. Was für eine schöne Idee.

Chanukkia – gemalt mit Symbolen

Wir hatten einen sehr fröhlichen und schönen Abend. Allen, die es feiern
 חג חנוכה שמח

Und am Montag ist der 19. Dezember. Da feiern wir mit unserem griechisch-orthodoxen Bewohner seinen Namenstag: Nikolaus

Zum Weiterlesen und Schauen
Channukah – ein jüdisches Fest in dunkler Zeit
Advent 2021: Das Schöne im Schweren (Advent und Chanukka in Corona-Zeiten)
Advent meets Chanukka
Chanukka 5780 – Licht teilen
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Einladung: Allerheiligen – Gräbersegnung

In den letzten Jahren hat sich in der Wohngemeinschaft die Tradition entwickelt, daß diejenigen von uns, die Zeit haben und auch Freunde der WG die Gräber der Jesuiten besuchen, mit denen wir eng verbunden sind: Michael Walzer, Franz Keller, Johannes Siebner und Christian Herwartz. Christian haben wir noch im letzten Jahr dort getroffen.
 
Dieses Jahr können wir das Totengedenken wieder zusammen mit Jesuiten aus den Berliner Kommunitäten begehen und zwar am
 
1. November 2022 um 15.30 h
auf dem St. Hedwigskirchhof III
Ollenhauer Straße 24 (Reinickendorf – Nähe Kurt-Schumacher-Platz)
 
Um 18.30 h findet dann in St. Canisius/Witzlebenstraße ein Allerheiligengottesdienst statt
 
Zum Weiterlesen:
Erinnerungen an Christian Herwartz (auch Beiträge von BlogleserINNEn)

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Mirabellen-Wunder

Freunde von uns haben in ihrem Garten einen Mirabellen-baum, der meistens viele Früchte trägt – sehr reichlich. In den letzten sieben Jahren hat er nur einmal Pause gemacht – also wenig getragen. Jedes Jahr bekommen wir von der Ernte einige Eimer geschenkt. So wurden aus den Früchten Mirabellen-Quarkkuchen, Mirabellen-Nuss-kuchen,, diverse Quarkspeisen, Mirabellen-Kokos-Marmelade und Mirabellen-Earl Grey-Marmelade. Nur der Mirabellenstrudel steht noch aus. Einige Früchte landen auch so in unseren Mägen. Wir freuen uns jedes Jahr von Neuem über dieses großzügige Geschenk.

Nachtrag 22. September:
Auch zum Mirabellenstrudel hat es inzwischen gereicht. Inzwischen sind wir bei der Apfelstrudelsaison angekommen.

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