Ein Tisch … als Zeichen der Gemeinschaft

Ein Tisch erzählt … vom Fest (Teil 1)
Ein Tisch erzählt … vom Fest (Teil 2)
und hier der 3. Teil in anderer Form:

Samstagsfrühstück: der Tisch ist gedeckt

Samstagsfrühstück: der Tisch ist gedeckt

Christian Herwartz schreibt: Vor 40 Jahren zogen drei Jesuiten zusammen nach Kreuzberg. Eine Kommunität begann. Nach dem Tod von Franz Keller (Januar 2014) wurde deutlich, dass sie in der jetzigen Form nicht mehr weiterleben kann. Ein Generationswechsel stand an. Ein Generationswechsel in was?

Die Kommunität ist in den Jahren gewachsen. Menschen aus über 70 Ländern wohnten und prägten die WG. Bisher hatten die Jesuiten eingeladen und die Gastgeberfunktion übernommen. Nun mussten sie diese mangels Nachwuchs abtreten. War die Gastgeberfunktion nicht schon längst auf die jetzt hier lebende Gemeinschaft übergegangen?

Ja, die ganze Gemeinschaft trägt die Wohngemeinschaft mit ihren unterschiedlichen Gaben. Doch in ihr leben bei aller Beteiligung auch Schutzsuchende. Diese können nicht alle Dimensionen der Verantwortung selbst übernehmen. Mitten in den vielfältigen Verantwortungen braucht eine Gemeinschaft Personen, die von außen ansprechbar sind und sich auch um die innere Kommunikation bemühen. Wer könnte nach meinem Weggang diese Personengruppe sein? Wer will diese Verantwortung übernehmen?

Nach einer Schockphase berieten wir zusammen mit unseren FreundInnen: Was ist wichtig geworden und wie kann es weiter gehen?

Cover

Cover

Viele Perspektiven wurden genannt und auch wieder verworfen. In dem Buch „Einfach Ohne“ ist dieser Prozess ein wenig festgehalten. Mitten in all den Ängsten, inneren Turbulenzen und Umbrüchen kam Iris W eiss Anfang 2015 für ein paar Tage, um die WG etwas mehr von innen zu erleben, die sie bei Samstagsfrühstücken schon kennen gelernt hatte. Sie blieb, engagierte sich und wollte auch verantwortlich hier leben bleiben. Sie stieg in den Neuanfang ein, der ja jeder Generationswechsel ist.

Wer könnte noch dazu kommen? Michael Peck kommt wöchentlich regelmäßig zwei Tage von Münster und engagiert sich mit ihr und allen anderen zusammen bei der Neuausrichtung.

Vieles soll weitergehen. Anderes, was bisher dazugehörte, ist nicht vorrangig. Iris und Michael übernahmen die nötigen Absprachen mit dem Jesuitenprovinzial und wuchsen immer mehr in die Kommunität hinein. Die Kommunität war schwer in ihrem Kern zu umschreiben. Doch wurde die Hoffnung immer deutlicher: Sie wollen einen schon begonnenen Weg fortsetzen. In dem Lesebuch „Einfach ohne“ sammelten sich Beiträge von Freunden, die vor allem Nadine zusammenstellte und Rolf mit vielen Zeichnungen versah. Das Buch kann im Internet aber auch auf Papier gelesen werden. Noch können Exemplare in der WG – möglichst gegen eine Spende ­ bestellt werden.

Für ein halbes Jahr unterstützte Sr. Hilmtrud­ aus der Congregatio Jesu ­ den Übergang vor Ort, und viele andere auch.

In der Feier übergab ich mitten unter den versammelten Bewohnern und Unterstützern die beiden Seitenteile unseres Wohnzimmertisches an Iris und Michael als Zeichen der Übergabe der Verantwortung.
Foto: Miriam Bondy

Foto: Miriam Bondy

Im Februar hat Dorothea im Rahmen eines zweiwöchigen Praktikums in der Naunynstraße mitgelebt. Bei ihr ist daraus in den folgenden Wochen der Wunsch und die Bereitschaft gewachsen, in die Naunynstraße zu kommen und die Wohngemeinschaft zu unterstützen. Sie hat uns dies am Freitag vor dem Fest gesagt und sich dann beim Fest als zukünftige Mitbewohnerin vorgestellt.
 
Am nächsten Tag stand der ganze Tisch mitten in der Kreuzberger Michaelskirche und wir feierten an ihm Gottesdienst mit allen FreundInnen, wie wir es in der Gemeinschaft all die Jahre auch getan haben.
Tisch beim Gottesdienst (Foto: Miriam Bondy)

Tisch beim Gottesdienst (Foto: Miriam Bondy)

Der Tisch war über die Jahre hinweg Mittelpunkt bei den vielen schönen Essen, Diskussionen und Feiern, auch bei den notwendigen und nicht so notwendigen Auseinandersetzungen sowie den Rückbesinnungen in den Gottesdiensten mit ihrem Ruf nach Entschiedenheit und Versöhnung.

Tisch nach dem Dankgottesdienst vor der Michaelskirche mit den Resten vom Fest (Foto: Miriam Bondy)

Tisch nach dem Dankgottesdienst vor der Michaelskirche mit den Resten vom Fest (Foto: Miriam Bondy)

Hier erlebten Menschen, dass sie auch in extremen Notlagen sprechen konnten und gehört wurden, dass Fremdheit und Streit zugelassen wurde, dass niemand in Harmonie ertränkt wurde. Auch sehr einsame Menschen konnten an diesem Tisch Platz nehmen, Verunsicherungen wurden ihnen zugemutet und nicht einfach verschwiegen. Menschen, die in Exerzitien Gottes Spuren auf der Straße suchten, fanden an dem Tisch Begleitung und Ermutigung. Im Vertrauen auf eine größere, oft unsichtbare Gemeinschaft trafen sich alltäglich hier Menschen verschiedener Glaubensrichtungen, die ja alle dem Frieden zu dienen suchten.

Allen Menschen, die weiter an diesem Tisch Platz nehmen, wünsche ich Wege zum Frieden, der Streit zulassen kann und Versöhnungswege eröffnet.

Vor der Rückkehr ins Wohnzimmer (Foto: Miriam Bondy)

Tisch vor der Rückkehr ins Wohnzimmer (Foto: Miriam Bondy)

6 Gedanken zu „Ein Tisch … als Zeichen der Gemeinschaft

  1. Christian
    Iris
    Ist mir nicht so ganz klar der Text, um was geht es aktuell? Ich frage, weil Vergangenes sich mit Jetzigen mischt.
    Wie ich Christian Schmidt schon letztes Jahr mehrmals sagte, würde ich evtl. Bei Offenheit helfen, Enzelhilfe. Einfach Christian Schmidt fragen.
    Andreas

  2. Pingback: Ein Tisch erzählt … vom Fest (1) | naunyn

  3. Pingback: Ein Tisch erzählt … vom Fest (2) | naunyn

  4. Pingback: Heute vor zwei Jahren – und: Uns gibt es nach wie vor | naunyn

  5. Pingback: Wenn ein Bild von Befreiung erzählt … | naunyn

  6. Pingback: Fünf Jahre … | naunyn

Hinterlasse einen Kommentar