Pessach 5784

Vor fünf Jahren habe ich diesen Blog-Artikel geschrieben, und leider ist er aktueller als damals, deshalb auch dieses Jahr: 

Pessach beginnt heute abend:

 

Übersetzung: Pessach ist eine dauerhafte Erinnerung an unsere Verantwortung für die, die unterdrückt oder versklavt sind – sei es körperlich, intellektuell oder ideologisch. (Mehr dazu hier)

Aber wie kann man feiern, wenn 133 Geiseln noch nicht Zuhause sind – unter ihnen übrigens knapp ein Dutzend deutsche Staatsbürger (wovon man in unseren Medien nichts hört). Ob sie noch leben?

Denen, die es feiern, ein koscheres und inspirierendes Pessach.

Zum Weiterlesen:
Pessach-Impuls: Maror (Bitteres)

die einzelnen Teile des Seder
Was gehört auf den Seder-Teller?

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Grab-Beigaben zum Geburtstag

Gestern Nachmittag zum Geburtstag von Christian waren die Bewohner die Zeit hatten, unterwegs zum Grab von Christian Herwartz. Es ist in Reinickendorf auf dem katholischen St. Hedwigskirchhof 3 in der obersten Reihe vom Gräberfeld der Jesuiten. Da in unserer WG jede/r die Freiheit hat, seine religiöse Praxis einzubringen, tun wir dies auch am Friedhof. Christians Grab kennt nicht nur Blumen und Grablichter, sondern auch Räucherstäbchen (buddhistisch), Stein (jüdisch), Blätter und Blüten (hinduistisch) … Manchmal entstehen dann ganz neue Formen.

Der Chefkoch, der aus einem anderen Kulturraum stammt, hatte gestern 16 Stück Süßigkeiten ganz bunt und ganz unterschiedlich gekauft: Donuts, Krapfen (Pfannkuchen), Spritzgebäck, Honigkringel … Sein Kommentar: „Bunt und verschieden, weil WG multikulti so wie Christian multikulti“. Alles wurde auf einem Tuch vor Christians Grabstein ausgebreitet.

Grab-Beigaben zum Geburtstag

Dann wurde ein Geburtstagslied gesungen und gemeinsam geschwiegen. Anschließend wurden die Süßigkeiten mitgenommen und in Christians Sinn an Obdachlose verteilt.

Zum Weiterlesen:

An eurer Seite: Christian Herwartz – ein Leben jenseits der Komfortzone (Text vom Nachruf im Deutschlandradio)

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Erinnerungsfoto (9): Christian Herwartz – vom Geburtstag 2015

Gern würden wir heute mit Christian seinen 81. Geburtstag feiern. Wir denken an ihn und sind dankbar für alles, was wir mit und durch ihn erfahren haben. Hier ein Foto vom 72. Geburtstag 2015 mit unserem Ex-Bewohner Rainer (rechts).

Geburtstagsfrühstück 2015: Christian (links) mit Rainer (rechts)

In den letzten Lebensmonaten hat er mit dem Emmaus-Triptychon von Irja Warns gelebt. Die Geschichte vom brennenden Dornbusch, aus dem G-tt sich Moses offenbart hat, war ganz wichtig für ihn. Eine Meditation dazu, die stark vom Austausch mit ihm inspiriert ist, ist hier.

Weitere Erinnerungsfotos sind hier.
Nachruf im Deutschlandradio: An eurer Seite: Christian Herwartz – ein Leben jenseits der Komfortzone

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Sonntagsfreude: Ramadan-Ende-Geschenk

Der Chefkoch hat zum Ramadan-Ende von einer Mitarbeiterin ein Geschenk bekommen, an dem wir beim Mittagessen teilhaben durften: Ein leckeres Baklava nach einem Rezept aus Südosteuropa. Es hat uns allen geschmeckt, weil es viel weniger süß war als die türkischen und arabischen Varianten.

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12von12 April 2024: Mehr Osterbrunnen-Freude 2024 (2)

12 von 12 ist eine Aktion von Caro. Immer am 12. eines Kalendermonats wird eingeladen, den eigenen Tagesablauf durch Fotos zu zeigen.

Heute läuft 12 von 12 hier auf unserem Kreuzberger WG-Blog in einer etwas anderen Variante:

Jetzt im zweiten Jahr steht er schon seit knapp zwei Wochen im Hof der Gemeinde St. Marien-Liebfrauen in Kreuzberg: Der Osterbrunnen, dessen Eier unsere WG und Freunde und Freundinnen gestaltet haben. Wer hier länger mitliest,weiß, daß immer wieder Thema im Blog ist. Letzten Samstag hat uns Jens aus Leipzig zum Samstagsfrühstück besucht und anschließend Fotos vom Osterbrunnen gemacht.

Das Besondere in diesem Jahr sind die Flaggen-Eier. Achtzig Stück sind entstanden mit dem Gruß „frohe Ostern“ in der/den jeweiligen Landessprachen. Damit haben wir den Papst getoppt, der in 64 Sprachen „frohe Osten“ gewünscht hat. Leider ist das  „Ungarn“-Ei  beim Aufbau zu Bruch gegangen – wird aber wieder hergestellt.

 

 

Deatai – von vorne

 

 

 

 

 

untere Reihe: Flaggen-Eier mit Ostergruß

 

 

 

Einige Flaggen-Eier im Detail

Osterbrunnen-Freude 2024 (2

Mehr 12von12 auf diesem Blog

Andere 12 von 12 im April 2024 – Beiträge sind hier.

Osterbrunnen-Freude 2024

Viele Menschen haben zum diesjährigen Osterbrunnen beigetragen durch Eierspenden, Eier gestalten, Eier auffädeln, Buchs schneiden und binden, Osterbrunnen aufbauen am Karsamstag … Nun ist es zum zweiten Mal so weit: Der Osterbrunnen ist seit Karsamstag – also genau seit einer Woche – im Kreuzberger Wrangelkiez zu finden, im Hof von St. Marien-Liebfrauen in der Wrangelstraße 50:

Die Leiter wird an den Brunnen angelehnt

Sortieren der Eier-Ketten

Gesamtansicht von der Wrangelstraße aus 

Gesamtansicht schräg

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Verschlingungen


Eierketten – oben: Farbverläufe, unten: gemischt

Osterbrunnenfreude 2024: Detail Flaggen-Eier

Flaggen-Eier mit „Frohe Ostern“ in der / den Landessprach/n

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#WmdedgT April 2024: Woche nach Ostern

Heute ist wieder der 5. eines Monats – Freitag. Und immer am Monatsfünften lädt Frau Brüllen ein, vom eigenen Tag zu erzählen. #WmdedgT heißt das kurz und knackig: Was machst Du eigentlich den ganzen Tag. Bei uns in der WG hat der Wohnzimmertisch für dieses Format die Chronistenpflicht übernommen und ist inzwischen gut eingearbeitet:

Hallo aus dem Wohnzimmer der Naunyn-WG. Es duftet schon einige Zeit verheißungsvoll. Eine halbe Stunde nach Mitternacht sind die beiden Schabbatbrote fertig und werden zum Abkühlen auf mir abgestellt. Die Nachteulen-Fraktion hat Zuwachs bekommen. Es gibt noch Küchengespräche.

Ab halb acht Uhr Frühstücksvorbereitungen. Nach und nach  trudeln die Bewohner ein. Heute wird über den Bruno-Gröning-Kreis und Heilungserfahrungen, Leben im Kinderheim,und von dort ausreißen, unterwegs sein als Mann oder Frau, Sicherheitsbedürfnisse und politische Veränderungen bei den Grünen gesprochen. Nach und nach löst sich die Runde auf: Arbeit, Arztbesuch, Erledigungen, Einkäufe, Vorbereitungen fürs Wochenende sind dran.

Gegen halb zehn Uhr läutet Georg. Er hat schon mal vor zwanzig Jahren hier gewohnt, kommt gerade aus Bayern und will wissen, ob ein Bett frei ist. Er will sich ein Leben in Berlin organisieren. Die nächsten Tage geht es bei uns, dann sehen wir weiter. Ihm fällt sofort auf, daß ich früher anders im Zimmer stand. Für das Samstagsfrühstück werden noch Eier gefärbt. In der Osterzeit gibt es weiterhin bunte Eier.

 

Um 11.00 Uhr muß ein Buch in der Lieblingsbuchhandlung abgeholt werden. Auf dem Wochenmarkt am Maybachufer ist es recht ruhig. Abstecher zum Osterbrunnen. Wer länger hier mitliest weiß: Die BewohnerINNEN und Freunde der WG haben ihn gestaltet und aufgebaut. Er steht im Hof von St. Marien-Liebfrauen in der Wrangelstraße. (Fotos gibt es morgen hier).

Abends werden die Schabbat-Kerzen angezuündet, der Wein und das Brot gesegnet. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit einer feinen Hackfleisch-Pilze-Sauce. Danach wird es ruhig. Gegen Mitternacht dann virtuell der Schabbat-G-ttesdienst in der Central Synagogue.

Was sonst noch los war am 5. April bei anderen BloggerINNEn steht bei Frau Brüllen und zwar hier.

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Frühstücksgespräche im März 2024 (43)

Im März 2024 haben uns beim Frühstück unter der Woche folgende Themen beschäftigt:

– wie wurde Daniela Klette (mutmaßliche R-A-F-Terroristin) gefunden?
– dreißig Jahre im Untergrund – wie hält man das durch
– ein Besucher erzählt vom Gespräch mit einer Ex-Terroristin, die jetzt Friedensarbeit macht
– Gedenkg-ttesdienst für Verstorbene und meditativer Impuls zur Dornbusch-Ikone:
Am brennenden Dornbusch mit Moses
– was bindet einen so stark an eine Gruppe, dass man bereit ist zu töten
– ist das Geschlecht frei wählbar oder nicht
– welche Geschlechterdefinitionen und Zuschreibungen gibt es
– Transsexualität: Welche Formen der Geschlechtsangleichung gibt es
– Hierarchien innerhalb der Trans-Community
– Erfahrungen mit und Einblicke in Pflegeeinrichtungen von Kreuzberg / Friedrichshain
– Erfahrungen mit dem MDK bei Pflegebegutachtungen
– Auswirkungen von Psychopharmaka
– Studieren und Promovieren in China
– kulturelle Unterschiede: der Drachen als Glückssymbol (China) und bei uns
– Leben in China: Überwachung – soziale Kontrolle im Alltag?
– Kann man dort über seine Religion reden und sie leben?
– Einfluß von Karl Marx auf die katholische Soziallehre
– Schanghai als Exilort für verfolgte Juden in der Nazizeit
– Ghetto Schanghai – was ist ein Ghetto
– Ausstellung: Exil Schanghai
– Heim- und Internatserfahrungen in den 1960iger und 1970iger Jahren
– Erfahrungen mit Psychopharmaka: Erfahrungen – Auswirkungen – Suizide
– Welche Lieder singen Jugendliche heute und wie war das früher
– Buddhismus: verschiedene Richtungen
– sozialer Buddhismus aus den USA (Roshi Bernard Glassman)
– buddhistische Streetretreats: Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Straßenexerzitien
– welche Wohnsituationen und Wohnumgebungen kennen wir
– Erbstreitigkeiten und „Verteilungsgerechtigkeit“ in Familien
– Neujahrsfest Nowruz / Newroz am Oranienplatz und vor dem Südblock
– paramilitärische Aktivitäten von Jugendlichen in der DDR
– die HalteStille, ein Angebot der Franziskaner in Berlin-Pankow
– Organisation für die Vorbereitung vom Aufbau des Osterbrunnens 2024
 
weitere Frühstücksgespräche sind hier.
 
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Ostermontag: Auf dem Weg nach Emmaus

Der Ostermontag ist in der kirchlichen Tradition von der Begegnung der Emmausjünger (nach Christians Lesart ein Mann und eine Frau – ein Paar) mit Jesus geprägt. Diese Geschichte am Ende des Lukasevangeliums war für Christian Herwartz, einen der Gründer unserer Wohngemeinschaft und Entdecker der Exerzitien auf der Straße, ein ganz wichtiger Text.

Bei den Straßenexerzitien leitet diese Erzählung den letzten Abschnitt ein – also die Endphase des Exerzitienprozesses und den Übergang in das Leben im Alltag. In der Spiritualität unserer WG ist von besonderer Bedeutung der Wechsel vom Gast zum Gastgeber (Vers 30).. 

Christian hat sich von Irja Warns ein Tryptichon zu dieser Geschichte gewünscht. Wir haben es heute, am Ostermontag, in unserem Wohnzimmer aufgehängt. Es wird uns durch die 50 Tage der Osterzeit begleiten.

 

Emmaus (Irja Warns)

Hier die Emmaus-Geschichte aus dem Lukasevangelium nach der NGÜ (Neue Genfer Übersetzung):

13 Am selben Tag gingen zwei von den Jüngern nach Emmaus, einem Dorf, das zwei Stunden[6] von Jerusalem entfernt liegt. 14 Unterwegs sprachen sie miteinander über alles, was in den zurückliegenden Tagen geschehen war; 15 und während sie so miteinander redeten und sich Gedanken machten, trat Jesus selbst zu ihnen und schloss sich ihnen an. 16 Doch es war, als würden ihnen die Augen zugehalten: Sie erkannten ihn nicht.[7] 17 »Worüber redet ihr denn miteinander auf eurem Weg?«, fragte er sie. Da blieben sie traurig stehen, 18 und einer von ihnen – er hieß Kleopas – meinte: »Bist du der Einzige, der sich zur Zeit in Jerusalem aufhält und nichts von dem weiß, was dort in diesen Tagen geschehen ist?« – 19 »Was ist denn geschehen?«, fragte Jesus. Sie erwiderten: »Es geht um Jesus von Nazaret, der sich durch sein Wirken und sein Wort vor Gott und vor dem ganzen Volk als mächtiger Prophet erwiesen hatte. 20 Ihn haben unsere führenden Priester und die anderen führenden Männer zum Tod verurteilen und kreuzigen lassen. 21 Und wir hatten gehofft, er sei es, der Israel erlösen werde! Heute ist außerdem schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. 22 Doch nicht genug damit: Einige Frauen aus unserem Kreis haben uns auch noch in Aufregung versetzt. Sie waren heute früh am Grab 23 und fanden seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, Engel seien ihnen erschienen und hätten ihnen gesagt, dass er lebt. 24 Daraufhin gingen einige von uns zum Grab und fanden alles so, wie es die Frauen berichtet hatten. Aber ihn selbst sahen sie nicht.« 25 Da sagte Jesus zu ihnen: »Ihr unverständigen Leute! Wie schwer fällt es euch[8], all das zu glauben, was die Propheten gesagt haben! 26 Musste denn der Messias[9] nicht das alles erleiden, um zu seiner Herrlichkeit zu gelangen?« 27 Dann ging er mit ihnen die ganze Schrift durch und erklärte ihnen alles, was sich auf ihn bezog – zuerst bei Mose und dann bei sämtlichen Propheten[10]. 28 So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wollte er weitergehen. 29 Aber die beiden Jünger hielten ihn zurück. »Bleib doch bei uns!«, baten sie. »Es ist schon fast Abend, der Tag geht zu Ende.« Da begleitete er sie hinein und blieb bei ihnen. 30 Als er dann mit ihnen am Tisch saß, nahm er das Brot, dankte Gott dafür[11], brach es in Stücke und gab es ihnen. 31 Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Doch im selben Augenblick verschwand er; sie sahen ihn nicht mehr. 32 »War uns nicht zumute, als würde ein Feuer in unserem Herzen brennen[12], während er unterwegs mit uns sprach und uns das Verständnis für die Schrift öffnete?«, sagten sie zueinander. 33 Unverzüglich brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Dort fanden sie alle versammelt, die Elf und die, die sich zu ihnen hielten. 34 Man empfing sie mit den Worten: »Der Herr ist tatsächlich auferstanden! Er ist Simon erschienen!« 35 Da berichteten die beiden, was sie unterwegs erlebt und wie sie den Herrn erkannt hatten, als er das Brot in Stücke brach.

So die übliche Lesart in den christlichen Bibeln. Für Christian gehörte immer noch der nächste Vers mit zu dieser Geschichte und entsprechend hat er sie ausgelegt.

36 Während sie noch am Erzählen waren, stand mit einem Mal Jesus selbst in ihrer Mitte und grüßte sie mit den Worten: »Friede sei mit euch!«:

Weitere Bilder von Irja Warns sind hier. Wir wünschen allen hier Mitlesenden noch einen schönen Ostermontag und einen guten Übergang in den Alltag.

Zum Weiterlesen:
Ostern alle Tage (Gedicht von Carola Moosbach)
Ostergruß in verschiedenen Sprachen
Karsamstag 2020: kollektiver Karsamstag durch Corona

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