Abschied von Peter Salzmann (Jesus-Peter)

Er war eine feste Größe im alten West-Berlin. Auf dem Ku-Damm oder in öffentlichen Verkehrsmitteln war er unterwegs mit seinem Koffer oder einem Schild, das er an einer Stange trug mit der Aufschrift: „Frag mich nach Jesus“. Er war ein ruhiger und freundlicher Zeitgenosse und unglaublich hilfsbereit. Besonders in Projekten mit armen Menschen hat er sich engagiert, er, der selber einen sehr bescheidenen Lebensstil praktizierte.

Er war keiner von den Missionaren, die andere drängen oder mit der Hölle einschüchtern, sondern einer, der den Menschen zuhörte. Ein paar Stunden war er jeden Tag mit seinem Koffer unterwegs. Mehr als zwanzig Jahre habe ich ihn nicht gesehen. Und dann begegnete er mir wieder hier in der WG, genauer über unseren ehemals ältesten Mitbewohner, Bruder Christian.

Der machte als Jesuit immer über den Jahreswechsel Exerzitien in einem Kloster in der Nähe von Dresden. Als er vor vier Jahren aus gesundheitlichen Gründen sich nicht mehr allein auf den Weg machen konnte, fragte ich ihn, von wem er sich vorstellen könnte begleitet zu werden. Und da fiel der Name von Peter Salzmann. Der stimmte sofort zu und hat dann auch im darauf folgenden Jahr Bruder Christian sehr liebevoll begleitet und so die Exerzitien und den Aufenthalt bei den Nazarethschwestern ermöglicht, die ihn just für einen Jesuiten hielten und mich beim nächsten Kontakt fragten, wie es Bruder Salzmann geht.

Ein Artikel über Peter und seinene Aktivitäten ist  hier.

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Neues Normal beim Samstagsfrühstück

Samstagsfrühstück: der Tisch ist gedeckt

In den letzten Monaten kamen aufgrund der Situation (Corona) meist drei bis fünf Gäste – sehr selten mal sieben zum traditionellen Samstagsfrühstück. Den Gesprächen hat das nicht geschadet. Sie waren sehr intensiv und sehr persönlich. Meist waren alle an einem Thema dran. Neue Gesichter gab es kaum, was ganz ungewohnt war, denn vor Corona gab es kaum ein Frühstück ohne neue Besucher.

Der letzte Samstag hatte einige Überraschungen für uns bereit: 13 Gäste hatten wir schon lange nicht mehr – zwei kamen das erste Mal zu uns: Eine Pfarrerin, die ein Studien-semester in Berlin verbringt und eine Mitarbeiterin vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst, die unsere WG kennenlernen wollte. Anne und Marc aus den Niederlanden, die zuletzt vor über fünf Jahren in Berlin waren, überraschten uns dann auch noch.

Wir hatten intensive Gespräche, zu zweit, in Kleingruppen oder als ganzer Tisch – unter anderem über die Erfahrung, nach langer Zeit wieder Dostojewski zu lesen. Ganz still wurde es, als Erfahrungen über Exerzitien auf der Straße geteilt wurden. Zwei hatten davon gelesen oder gehört und wollten wissen, was es damit auf sich hat.

Wie sich die Wahrnehmung mit der Zeit verändert hat. Früher wären 13 Gäste eher eine niedrige Zahl gewesen, aber nach den Kontaktmöglichkeiten in den letzten Monaten wurde es als viel empfunden.

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#WMDEDGT Oktober 2021

Seit April 2013 ruft die Nachbarbloggerin immer am 5. des Monats zum Tagebuchbloggen auf unter dem Motto „WMDEDGT?“ (kurz und knackig für „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“). Manchmal melde ich mich auch hier im Blog zu Wort und das ist jetzt wieder mal eine prima Gelegenheit. 

Ich bin der Tisch von der Wohngemeinschaft Naunynstraße und komme manchmal hier zu Wort. Am Morgen unter der Woche treffen sich die BewohnerINNEN immer um halb neun zum Frühstück bei und an mir. Weil wir am Wochenende von einer benachbarten evangelischen Gemeinde die Gaben vom Erntedank-Altar bekommen haben, ist gerade besonders viel Obst da. Deswegen hat der Chefkoch zusätzlich einen leckeren Obstsalat mit vielen Kernen gemacht.

 

Es gab dann einige Aufregung am Frühstückstisch, denn er hat eine rätselhafte Nachricht bekommen, dass ein Paket unterwegs ist. Er weiß von nichts und hat nichts bestellt. Alle dachten gleich an eine gemeinsame Freundin, die in den letzten Wochen viel Ärger hatte, weil Waren auf den Namen ihres verstorbenen Mannes bestellt worden sind und die Pakete abgefangen wurden: Viel Stress und viel Ärger mit der Polizei. Und Rechnungen weit über tausend Euro. 

Danach gab es erste Absprachen und Vorbereitungen für das Abendessen für den Gemeinschaftsabend, der immer am Dienstagabend stattfindet. Ansonsten war es tagsüber recht ruhig, weil alle mehr oder weniger unterwegs waren. Ein paar Mal läutete das Telefon, aber darauf sprang mein Kollege, der Anrufbeantworter, an.

Gegen halb fünf fing dann M. mit den Vorbereitungen fürs Abendessen an. Es sollte Kartoffeln mit Kräuterquark und Tomatensalat geben. Um sechs Uhr trudelten alle zum Abendessen ein. Einer wurde mit Erkältungssymptomen ins Bett geschickt und mit Tee versorgt. Danach trafen sich die anderen zum gemeinsamen Abendessen.

Um sieben Uhr beginnt dann die Austauschrunde, in der jede/r erzählen und mitteilen kann, was auf dem Herzen liegt an Schönem oder Schweren. Die anderen hören einfach zu, geben Raum und stellen nur Verständnisfragen. Das läuft so seit über vierzig Jahren und hilft, Facetten des eigenen Lebens anzuschauen und in den Blick zu bekommen, „den Brunnen tiefer (zu)graben

Heute war viel Dankbarkeit im Raum über das schöne Franziskus-Namenstagfest eines Mitbewohners am Sonntag. Schon lange war ich nicht mehr so schön geschmückt. So viele Menschen haben schon seit dem Frauentag 2020 nicht mehr an mir Platz genommen. Mir wurde ganz schwindlig vor Aufregung. Und erst die Franz-von-Assisi-Torte … Sie sah fantastisch aus und schmeckte auch so – habe ich gehört.

Zwei Gäste hatten Instrumente mitgebracht: Mandoline und Gitarre. Ich hörte einige Lieder, die ich noch nicht kannte – und ich kenne viele in den über vierzig Jahren, die ich hier zuhause bin. Auch gemeinsam gesungen, erzählt und gelacht wurde viel – ich sage nur: jüdische Witze … Mein Lieblingwitz wurde auch erzählt. Er handelt vom Priester, vom evangelischen Pfarrer und vom Rabbi, die sich regelmäßig zu einer Pokerrunde treffen. Leider tun sie das in einem amerikanischen Bundesstaat, in dem Glücksspiel verboten ist. Der örtliche Sheriff hebt die illegale Pokerrunde aus. Einige Wochen später müssen die drei vor Gericht erscheinen. Der Richter fragt zuerst den Priester: Father, haben Sie Poker gespielt? Der Priester hebt seine Augen gen Himmel und spricht ein stilles Gebet. Das schließt mit den Worten: „Herr, vergib mir“, und er antwortet: Nein, Euer Ehren, ich habe nicht gepokert. Auch der evangelische Pfarrer wird vernommen: „Reverend, haben Sie gepokert“. Der senkt den Kopf, spricht ein stilles Gebet. Das endet mit den Worten: „Herr, vergib mir“ und antwortet:“Nein, Euer Ehren, ich habe nicht Poker gespielt.“ Nun wird auch der Rabbi befragt: „Rabbi, haben Sie Poker gespielt?“ Der Rabbi schaut zu seinen beiden Mitspielern, zum Priester, zum Reverend, dann zum Richter und sagt: „Euer Ehren, mit wem denn?“ Es wurde ein langer und froher Abend …

Jetzt bin ich abgeschweift, aber das und viel anderes hatten Platz in der Austauschrunde: Schönes und Beschwerliches, Reisepläne, gesundheitliche Einschränkungen, Arzttermine, Ärger mit Behörden und einer Telefonhotline …

Das Namenstagskind hatte sich noch gewünscht, daß wir miteinander „Franz von Assisi – Bruder aller Menschen“ anhören. Sein Leben wird aus der Sicht seiner Gefährtin Clara erzählt. Der erste Teil war schon mal sehr spannend mit einigen schönen Liedern und Musikstücken aus mittelalterlicher Zeit. Den Rest hören wir in den nächsten Tagen.

Zum Abschluß des Abends gibt es für die, die mögen noch eine „Feier des Lebens“ – andere würden sagen ein Gottesdienst, aber das weckt immer eher christliche Assoziationen, und bei uns sitzen immer mehrere Weltreligionen am Tisch: Musik, Impuls, Lieder, Räucherstäbchen, Austausch zu einem heiligen Text (meist aus der Bibel), Gedanken und Gebete für Menschen in Not, Segensworte – jede/r kann etwas einbringen…

Danach fiel dem Chefkoch ein, daß er noch Hilfe bei einer Mail braucht. Für diese Woche werden keine Kartoffeln mehr benötigt und müssen beim Bauern abbestellt werden. Danach gingen dann nach und nach alle Lichter aus, und es wurde still …

Andere Beiträge zu #WMDEDGT sind bei der Nachbarbloggerin   nachzulesen.

Franziskus-Fest

Weil der Chefkoch Namenstag hatte, feierten wir mit FreundINNen ein Fest. Es war die erste Einladung seit März letzten Jahres. Noch eine Woche vor dem ersten Lockdown hatten wir unser inzwischen traditionelles Frauentagsessen. So war es eine große Freude mit mehreren Gästen am schön gedeckten Tisch zu sitzen und ein wunderbares 3-Gänge-Menü zu genießen, zu erzählen, miteinander zu singen, Musik zu hören und zu machen und uns darüber freuen, daß das möglich ist.

Als besonderes Highlight gab es zum Nachtisch eine Franz-von-Assisi-Torte in Kreuzform, für die sich der Chefkoch externe Unterstützung holte. Die beiden ersten Kondiitoreien, die er ansteuerte, weigerten sich einne Torte in Kreuzform herzustellen, aber bei der dritten Konditorei klappte es dann doch. Der Chefkoch war aufgebracht und fand vor Ort deutliche Worte: „In Berlin gibt es so vieele Moscheen und zwei Konditoreien von muslimischhen Familien geführt, weigern sich, eine Torte mit Kreuz zu backen.“

Weil word.press im Moment zickt, werden die Fotos später eingestellt.sind die Fotos erst Mal auf Facebook zu sehen und zwar hier .

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