Frühstücksgespräche im Oktober 2023 – Folge 38

Im Oktober war das zentrale Thema der Frühstücksgespräche das Massaker der Hamas, die Situation im Nahen Osten, die Veränderungen auf Berlins Straßen, das Ansteigen der antisemitischen Übergriffe auf Juden, Jüdinnen sowie jüdische und israelische Einrichtungen, Solidaritätskundgebungen und das Schweigen im Kulturbereich und von vielen islamischen Verbänden.

In der ersten Oktober-Woche – also vor dem Massaker – ging es um folgende Themen:

– Abschiede gestalten
– Lager in der Sowjetunion (Gulag)
– Pflegestufe – Pflegegrad: Worin liegen die Unterschiede
– Wie läuft der Antrag und das Einstufungsverfahren für Pflegegrad
– neues Buch von Regina Scheer: Bittere Brunnen – Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution
– Arbeiten als Rangierbegleiter
– Konzert zum Laubhüttenfest in der Laubhütte der Synagoge Frenkelufer
– Eröffnung der Halte-Stille, ein Projekt der Franziskaner in Pankow

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#WmdedgT Oktober 2023 – herbstlich durchwachsen

Weil heute wieder der 5. des Monats ist, ruft Frau Brüllen wieder die Community zum Tagebuchbloggen auf. Wer mag, erzählt, was den Tag über so los war und verlinkt es bei ihr. So kommen allerlei spannende Geschichten zustande – manche sogar aus dem nicht deutschsprachigen Ausland. Nachzulesen sind die gesammelten Tagesabläufe vom Oktober 2023 dann hier.

Bei uns erzählt immer der Wohnzimmertisch von der WG.

Hallo, heute bin ich wieder dran. Ab sechs Uhr waren hier schon Aktivitäten zu verzeichnen, obwohl es um acht Uhr Frühstück gab. Es war kein Brot mehr da, weil vergessen worden ist, etwas aufzutauen. Deshalb wurden um die Ecke in der türkischen Bäkerei frische Brötechen geholt – ein seltenes Ereignis bei uns. Beim Frühstück beschäftigen die Anwesenden ganz unterschiedliche Themen. Jens, der aus Leipzig gerade zu Besuch ist, erzählte wie es in der Schule als älterer Lehrer mit den KollegINNen aus der gleichen und der jüngeren Generation läuft und wie es ist, wenn die meisten Schüler die eigenen Enkel sein könnten. Auch politische Beobachtungen im Hinblick auf die kommenden Landtagswahlen – nicht nur die in Bayern – wurden geteilt und auch das Open-Air Konzert zum Laubhüttenfest in der nahe gelegenen Synagoge wurde in den Blick genommen. (Fotos werden nachgeliefert).

Dann wurde abgeräumt, gespült und an mir ein bißchen gearbeitet. In der Küche entstand ein baskischer Cidre-Kuchen für das Cafe Schlürf in der Regenbogen-Fabrik. Am letzten Wochenende war der schon mal probegebacken worden und stieß auf große positive Resonanz.

Eine Bewohnerin brach auf, um einen Nachbarn zu besuchen, der regelmäßig bei uns frühstückt und derzeit – absehbar für ein paar Wochen – im Krankenhaus lst,  damit seine Medikamente neu eingestellt werden können. Unser Besuch aus Leipzig brach nach Kladow auf um dort im Seniorenheim der Jesuiten einen seiner ehemaligen Professoren zu besuchen.

Mittags gab es dann noch von der wunderbaren Suppe des gestrigen Abends, die der Chefkoch anläßlich seines Namenstags für eine größere Runde zubereitet hatte. Heute schmeckte sie noch wunderbarer.

Eine andere Bewohnerin führ nach Charlottenburg für einige Erledigungen. Dort entdeckts sie am Ku-Damm eine Gruppe von Buddybären, die für Toleranz und Vielfalt warben.

Buddy-Bären für Vielfalt

Nicht weit davon entfernt war in einer Seitenstraße eine Balkon-Sukka (Laubhütte) zu sehen.

Sukka (Laubhütte) – Balkonvariante

Im Hof vom jüdischen Gemeindezentrum in der Fasanenstraße stand keine Sukka. Nanu? Das nahegelegene koschere Cafe, in dessen Vorgarten sonst eine Mini-Sukka steht: Geschlossen bis nach den Feiertagen.

Nachmittags war dann einige Haushaltsarbeiten dran: Zwei Maschinen Wäsche, Boden wischen, Spülen , Papierkram.

Am späten Nachmittag dann 14 Grad Außentemperatur. Das wird dann eher ein kühleres Konzert in der Sukka..

Ein Bewohner holt Briketts für unseren Kachelofen aus dem Keller. Ob wir diese Heizsaison dieses Wochenende beginnen?

Zwischendurch kommt Freund  A, der uns mit dem Internet helfen will, das zur Zeit spinnt.

Jede/r ißt wann es paßt: Von gestern ist immer noch reichlich Suppe und Reis da und auch noch Rosenkohl.

Ein Bewohner macht sich auf den Weg zu einem Konzert nach Mitte und zwei gehen zur Synagoge Fraenkelufer, wo in der Sukka dann das Konzert zum Beginn des letzten Tages vom Laubhüttenfestes mit überwiegend jungen Besuchern stattfindet.

Sukka – Synagoge Fraenkelufer Berlin-Kreuzberg

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Sukka (Laubhütte) kurz vor Konzertbeginn mit Alex Stolze und Ben Osborn

 

Dekoration – Laubhütte

Zum Weiterlesen (wer mehr über den Hintergrund des Laubhüttenfestes wissen will):
Laubhüttenfest in Zeiten von Corona oder von der Verletzlichkeit unseres Lebens

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#wmdedgT Oktober 2022: Durchmischtes

Am 5. des Monats ruft die Nachbarbloggerin immer zum Tagebuchbloggen auf unter dem Motto „WMDEDGT?“ (kurz und knackig für „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“). Manchmal melde ich mich auch hier im Blog zu Wort und dieses Mal habe ich einiges zu erzählen.

Ich bin der Tisch von der Wohngemeinschaft Naunynstraße mitten in Kreuzberg  im ehemaligen SO 36. 

Der Tag begann ganz gemächlich mit einem Frühstück in kleiner Runde um 8.00 Uhr. Eines der Themen war das Kunst- und Kulturfestival auf dem Oranienplatz in unserer Nachbarschaft vom 5. bis 8. Oktober. Am Donnerstag wird Angela Davis kommen und eine Rede halten. Einige von der WG wollen hingehen. Auf der Website heißt es:

O-Platz wird 10 – Baustelle Migration

Vor 10 Jahren wurde der Oranienplatz und die Gerhart-Hauptmann-Schule von einer Geflüchteten-Bewegung besetzt. Wir, International Women* Space, haben uns aus dieser Bewegung gegründet und wollen das gemeinsam mit euch feiern! Denn ihr seid wichtiger Bestandteil dieser Bewegung und habt großen Anteil, dass Aktivistinnen, Geflüchteten, Migrantinnen, Gruppen und Einzelpersonen gemeinsam Widerstand leisten konnten. Wir wollen erneut alte Mitstreiter*innen zusammenbringen und neue Menschen mobilisieren, um uns gemeinsam an die Kämpfe geflüchteter Personen zu erinnern und unser Bestehen zu zelebrieren. Um reale Veränderung herbeizuführen, benötigt es zudem Zukunftsperspektiven, denen wir kollektivistisch nachgehen werden.

 

Mit dem Überfall auf die Ukraine kamen hunderttausende Menschen nach Deutschland und wir konnten sehen: Es ist sehr wohl möglich, mühsame bürokratische Prozesse zu umgehen und Menschen den Schutz anzubieten, den sie brauchen. Wir wissen aber auch, dass dieser Schutz nicht allen Geflüchteten eingeräumt wird. Umso wichtiger ist es, am 10-jährigen Jubiläum der Besetzung des O-Platzes daran zu erinnern, dass der daraus entstandene Widerstand immer noch lebt und weiterhin in die Öffentlichkeit getragen werden muss!

Auf der Verkehrsinsel des Oranienplatzes steht ein Riesenplakat: „Stoppt Deportation“. Als ich das hörte, wurde ich an, Christian erinnert, den Gründer der WG, der vor Corona jedes Jahr am 3. Oktober und am Karfreitag eine Mahnwache vor dem Abschiebegefängis mit den „Ordensleuten gegen Ausgrenzung“ und anderen Interessierten und Aktivisten organisiert hat – erst in Grünau, dann wurde der Abschiebeknast zum Flughafen Schönefeld verlegt. Dort wollten die Betreiber (das Land Berlin, das Land Brandenburg und der Bund) die Mahnwache verbieten mit der Begründung, das sei Privatgelände. Christian hat sich durch alle Instanzen bis zum Bundesverfassungsgericht durchgeklagt und dort Recht bekommen. Das Gelände vor dem Abschiebegefängnis ist kein Privatgelände, sondern öffentlicher Raum. Heute heißt das nicht mehr „Abschiebegefängnis“. Die neue Sprachregelung lautet „Flughafengewahrsam„.

Nach dem Frühstück ist ein Bewohner losgegangen und hat viel von dem Brot, das wir gestern wieder von der Bäckerei bekommen haben, zum Mittwochscafe von St. Marien-Liebfrauen gebracht. Dort bereiten Ehrenamtliche belegte Brote, Kuchen und Obstsalat vor. Inzwischen dürfen die BesucherINNEN wieder in den Gemeindesaal und können sich dort hinsetzen, essen, trinken und miteinander ins Gespräch kommen. Hoffentlich geht das noch recht lange, denn seit Corona-Beginn durften nur noch Lebensmittelpäckchen ausgegeben werden.

In der WG haben sich am späten Vormittag noch zwei an mir zusammengefunden und ausgeblasene Eier gestaltet. Im Hof von St. Marien-Liebfrauen steht ein wunderschöner Brunnen. Der soll im nächsten Jahr ein Osterbrunnen werden, eine Tradition in Teilen von Franken. Dafür sind einige kreative Talente aktiv. Inzwischen sind schon 130 Eier in unterschiedlichen Techniken fertig. Sie müssen nur noch mit Lack fixiert werden. Hier die neusten Exemplare:

Eier für den Osterbrunnen

Mittags nach der Orgelandacht in St. Thomas kamen Susanne und Reinhard vorbei und es gab Reispfanne mit Gemüse – den Rest vom Gemeinschaftsabend gestern.

Der Nachmittag war ganz ruhig. Alle waren unterwegs. Ich konnte mal durchschnaufen Im Moment ist feiertagsmäßig ganz schön viel los. Am Sonntag war Erntedankfest, am Montag Tag der deutschen Einheit, am Dienstag Namenstag von Franz von Assisi und damit auch von einem Mitbewohner. Heute war höchster jüdischer Feiertag: Jom Kippur (Versöhnungstag) und am Sonntagabend geht es dann mit dem Laubhüttenfest weiter. Von seinen Ursprüngen her ist das Laubhüttenfest ein Erntedankfest.

Auch dieses Jahr am letzten Sonntag haben wir von der SELK-Gemeinde (selbständige evangelisch-lutherische Kirche) in unserer Nachbarschaft wieder Gaben zum Erntedank geschenkt bekommen – und auch von Sankt Michael. Alles wurde malerisch auf mir drapiert fürs Blog-Foto. Voilà:

Erntedank-Tisch 2022

Am frühen Abend kam dann noch Alain vorbei. Er hat letzten Samstag mit einem Mitbewohner die Tischplatte abgeschliffen, mit der ich immer fürs Samstagsfrühstück verlängert werde. Die muß jetzt noch eingelassen werden. Dafür wurden noch ein paar Details abgesprochen.

Danach gab es für die Anwesenden – wieder kleine Runde – einen leckeren Nudelauflauf mit Gemüse. 

Kurz vor sieben ging M. zur Bäckerei und holte dort die übrig gebliebenen Backwaren. Zwei verpackten die belegten Baguettes in kleinere Tüten und brachten sie einer Gruppe von Wohnungslosen, die sich am Oranienplatz zusammenfindet. Gegenüber, wo das Kulturfestival stattfindet, war schon ein Open Air Konzert.

Wir wunderten uns, daß unser Mitbewohner H. noch nicht zuhause war. Später sollten wir erfahren, daß er ins Krankenhaus gebracht worden ist.

Kurz nach neun Uhr brachte ein Mitbewohner die Backwaren, die für uns zu viel sind, zum Kottbuser Tor. Auf der Verkehrsinsel unter der Hochbahn gibt es immer am Mittwoch- und am Samstagabend eine Essensausgabe der Berliner Obdachlosenhilfe. Die freuen sich immer sehr, wenn wir etwas vorbeibringen. Es ist unglaublich, wieviel Brot abends in der Bäckerei übrig bleibt, weil der Anspruch besteht, daß bis kurz vor Geschäftsschluß alles verfügbar sein muß.

Zum Weiterlesen:
Laubhüttenfest in Zeiten von Corona oder von der Verletzlichkeit unseres Lebens
Von der Essensausgabe der Berliner Obdachlosenhilfe und vom Hippster-Imbiß:
Zwei Schlangen, zwei Welten und nur 80 Meter Luftlinie
Radiobeitrag (vier Minuten) beim Deutschlandradio über unser Samstagsfrühstück
Mehr Tagebuch-Bllogger-Einträge von ‚wmdedgT gibt es bei Frau Brüllen und zwar 
hier (nach unten durchscrollen)

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Leider immer noch aktuell: Laubhüttenfest in Zeiten von Corona

Wir begehen die jüdischen Feiertage zum zweiten Mal im Corona-Modus. Mein Beitrag dazu vom letzten Jahr ist leider unverändert aktuell. Deshalb verlinke ich ihn hier, denn es gibt nichts hinzuzufügen. Die Not derer, die kein Zuhause haben, ist nach wie vor groß:
Laubhüttenfest in Zeiten von Corona oder von der Verletzlichkeit unseres Lebens

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Laubhüttenfest in Zeiten von Corona oder von der Verletzlichkeit unseres Lebens

Dach einer Laubhütte

Sieben Tage Laubhüttenfest (Sukkot) – ein Erntedankfest und eine Erinnerung an die vierzig Jahre in der Wüste. EINER geht voran – geht mit: Tags als Wolkensäule – nachts als Feuersäule. Die Israeliten – wir – unterwegs, verletzbar, verwundbar, ausgesetzt äußerlich und innerlich. Die Sukka – ein Schutz: auf Zeit, vorläufig bis zum nächsten Aufbrechen – ein Provisorium. Sieben Tage in einer Laubhütte leben und wo das von den Temperaturen her nicht möglich ist, zumindest die Mahlzeiten dort einnehmen. Sich mit Freunden und Bekannten treffen zum Reden, Lernen … Spontan hingehen – ins Gemeindezentrum oder wo „privat“ eine steht. All das ist in diesem Jahr der Pandemie so nicht möglich. Und doch bringt uns Corona und die damit verbundenen Umstände näher an die ursprüngliche Bedeutung dieses Festes.

Unsere Vorfahren waren vierzig Jahre in der Wüste unterwegs nach ihrer Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten auf ihrem Weg ins Land der Verheißung. Sie waren der Hitze, der Kälte und den Sandstürmen ausgesetzt und bauten immer wieder an neuen Rastplätzen provisorische Hütten. Die Mehrzahl derer, die aus Ägypten ausgezogen waren, starben unterwegs und kamen nicht im Land der Verheißung an.Sie erlebten die Zerbrechlichkeit, Verletzbarkeit und Vorläufigkeit des Lebens. Ihre Lebensbedingungen waren ganz andere als unsere unter „normalen“ Umständen. Aber was ist in diesem Jahr – in diesen Zeiten –  normal?

Wenn ich aus dem Haus gehe und auf den Straßen Kreuzbergs unterwegs bin, sehe ich immer mehr Leute, die sich in Hauseingängen, auf Treppenstufen, auf Sitzplätzen von Bushaltestellen oder auf den Parkbänken im Engelbecken provisorisch eingerichtet haben und versuchen zu schlafen oder mit Einkaufswägen unterwegs sind, in denen sie ihre Habseligkeiten mit sich führen. Immer mehr Menschen verlieren ihr Zuhause, sind auf öffentliche Essensausgabestellen und in der kalten Jahreszeit immer mehr auf Notübernachtungsprogramme angewiesen.

Zu Vor-Corona-Zeiten hat uns die Sukka an die Brüchigkeit, Begrenzungen und Endlichkeit unseres Alltagslebens erinnert. Dieses Jahr 2020 brauchen wir die Laubhütte, damit sie uns daran erinnert, daß die Zerbrechlichkeit, wie wir sie in diesen Zeiten erleben, vorübergehend und vorläufig ist. Wir brauchen die Laubhütte um uns bewußt zu machen, daß die zeitweiligen Strukturen, in denen wir leben, keine Lösung auf Dauer sind und auch nicht sein können und dürfen.

Dieses Jahr können wir nicht wie in anderen Jahren viele Gäste in die Sukka einladen. Es gibt einen schönen Brauch, Gäste aus biblischen Zeiten in die Sukka einzuladen, die „Uschpisim“. Das kann uns nähren und stärken. Uschpisim ist das aramäische Wort für Gäste, die besonders wertgeschätzt werden. Man lädt sie in die Sukka ein, denn jeder Tag steht unter dem Zeichen eines anderen himmlischen Gastes. Der Brauch ist in einem mystischem Zweig des Judentums entstanden, – bei den Kabbalisten von Sefat. Die sieben Gäste haben gemeinsam, dass sie alle Hirten waren: Am ersten Abend ist es Abraham, am zweiten Isaak, am dritten Jakob, am vierten Josef, am fünften Moses, am sechsten Aaron und am siebten David. Da das sehr einseitig auf Männer zentriert ist, kamen jüdische Frauen in den letzten drei Jahrzehnten auf die Idee, auch biblische Frauen als Gäste einzuladen. Nach dem Verständnis der Kabbala ordnen wir unser Wesen, wenn wir jeden Abend einen anderen himmlischen Gast empfangen und ehren. Diese Gäste werden als uschpisin dimnuta (Gäste des Glaubens) gesehen.

Auch wenn wir uns um den Tisch in der Laubhütte nicht so versammeln können wie in anderen Jahren und Gastfreundschaft üben können, wie wir es gern tun würden, so brauchen wir diesen Tisch als Zeichen der Erinnerung an die Menschen, die sich nicht aussuchen können wie wir, ob sie sich draußen oder drinnen aufhalten, weil es für sie kein DRINNEN mehr gibt und nur gelegentlich die Möglichkeit besteht, sich für eine halbe Stunde zur Einnahme eines warmen Essens hinzusetzen, wenn sie nicht gar gleich nach dem Austeilen eines Essenspackets gehen müssen, weil sonst die Einhaltung der Corona-Regeln nicht mehr zu bewerkstelligen ist und die Schließung der Essensausgabe droht.  Alte Menschen sitzen am Ostbahnhof auf Bordsteinen um die warme Mahlzeit zu verzehren, die sie vom Caritas-Foodtruck erhalten haben. Im Bahnhofsbereich weisen Beschilderungen darauf hin, daß sich dort nur aufhalten darf, wer eine gültige Fahrkarte vorweisen kann.

Man mag das mit Zweigen bedeckte Dach der Sukkah malerisch und die Sicht auf die Sterne und den Mond großartig finden, aber die, die unter Planen und wackeligen Zeltkonstruktionen die Nacht verbringen, für sie bedeutet jedes Loch weniger Schutz vor Regen, Wind, Kälte und ist ein mögliches Einfallstor für Krankheiten, die für sie bedrohlicher sind als für uns, weil viele von ihnen von medizinischer Versorgung weitgehend abgeschnitten sind.

Was können wir tun?

1. Wir können Essensausgabestellen, Suppenküchen, den Caritas-Foodtruck, Einrichtungen der Kältehilfe durch Geld- oder Sachspenden unterstützen.

2. Auch Menschen, die sich ehrenamtlich in diesem Bereich engagieren wollen, werden gesucht. Gerade jetzt werden an vielen Stellen neue Ehrenamtliche gebraucht, weil aus Altersgründen viele, die seit Jahren im Einsatz sind, wegen erhöhter Gefährdung vor Corona ihr Engagement nicht mehr fortsetzen können.

3. Auch häusliche Gewalt nimmt in diesen Zeiten zu. Wir können Einrichtungen, die sich in diesem Bereich einsetzen, unterstützen. Auch wenn wir selber gerade ein mehr zurückgezogenes Leben führen, können wir achtsam sein, ob wir in unserem Umfeld Zeichen häuslicher Gewalt wahrnehmen.

4. Viele von denen, die bis jetzt immer wieder zu den Helfenden gehört haben und in scheinbar gesicherten Verhältnissen gelebt haben, sind durch Corona in Not geraten, weil sie keine oder stark eingeschränkte Arbeitsmöglichkeiten haben. Für sie kann es schwer sein, sich mit ihrer Not und Bedürftigkeit zu zeigen. Wem es schwer fällt, sich direkt an andere oder auch an soziale Einrichtungen zu wenden, für den oder die kann eine der Telefonberatungsstellen ein erster Ort zum Gespräch darüber sein (Telefonseelsorge, Corona-Telefon …).

Mehr Infos zum Laubhüttenfest
Mehr zum Caritas-Foodtruck


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Viel Grund zum Feiern am 4. Oktober …

… gibt es heute bei uns. Der Chefkoch hat Namenstag. Er hat uns mit einem köstlichen Frühstück verwöhnt: Mit Spiegeleiern, mit Lachs und mit einer Torte, die seinem Namenspatron gewidmet war. Weil Franz von Assisi ein enges Verhältnis zu Tieren hat, sie verstanden hat und ihnen gepredigt hat, ist heute auch Welttierschutztag.

Und weil der vierte Oktober in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, feiern Christen das Erntedankfest. Für Juden ist heute der zweite Tag des Laubhüttenfestes (Sukkot).  In Schweden wird der Tag der Zimtschnecke begangen. Dem haben wir uns auch angeschlossen.

Zum Franziskus-Fest hat Schwester Birgitta von den Franziskanerinnen aus Reute einen Artikel Artikel über unsere Gemeinschaft geschrieben.

 

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Feste feiern … wie sie fallen: Franziskusfest und Sukkot

… und im Moment fallen einige Fest- und Feiertage an, weil wir aus und mit unterschiedlichen religiösen Traditionen leben. Gestern hatte unser Mitbewohner Franz Namenstag und wurde reichlich gefeiert mit Glückwünschen, Geschenken, Kuchen. Von einer Kindergartenkindergruppe wurde er in die Mitte genommen, bekam ein Herbstlied gesungen mit einem Tanz. Das absolute Highlight war ein Anruf von Schwester Ingrid. Am Abend waren wir bei den Franziskanerinnen um die Ecke zu einer Messe und anschließendem Essen zu Ehren des Ordensgründers und aller Namenstagskinder eingeladen.

Dach einer Laubhütte

Wegen des am gleichen Abend beginnenden Laubhüttenfestes (Sukkot) mußte ich etwas früher gehen um rechtzeitig zum G-ttesdienst, zum Essen und Beisammensein in der Synagoge zu kommen.

Infos zum Laubhüttenfest sind hier.